01.02.2017 | Kanu (Allg.)

„SafeTrx“: Notfall-Tracking per Smartphone

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) stellt auf ihrer "Seenotretter“ Homepage "sicher-auf-see.de" die neue„SafeTrx“-App vor.

Die App kann kostenlos im Apple-App-Store und Google-Play-Store heruntergeladen werden kann.

Es handelt sich um eine Notfall-Tracking-App, die dem Smartphone eine zentrale Rolle zuweist beim Auffinden & Retten sich in (See-)Not befindenden Wassersportlern, zu denen z.B. nicht nur Segler, Motorbootfahrer, Kiter, Angler, sondern auch wir Küstenkanuwanderer zählen. Das ist zu begrüßen; denn bislang wies die DGzRS dem Mobilfunkgerät z.B. gegenüber dem UKW-Sprechfunkgerät nur eine kleine, fast überflüssige „Laienrolle“ zu.

Die Idee der „SafeTrx“-App ist es, dass einer Rettungsorganisation – z.B. die „SAR Seenotleitung (MRCC) Bremen – Rettungsleitstelle See“, im Folgenden kurz „Seenotleitung“ genannt - ermöglicht wird, im Notfall die per Smartphone-App aufgezeichnete Route abzurufen und – wenn auch in einem automatisierten Verfahren – mit dem Smartphone-Besitzer selber bzw. einer von ihm benannten Kontaktperson zu kommunizieren. Für Deutschland hat sich die DGzRS als zuständiger „Seenotretter“ bereit erklärt, die Koordination zu übernehmen, und zwar auch dann, wenn unsere Route ins Ausland führt. Geraten wir jedoch im Ausland in Not, dann nimmt die Seenotleitung Bremen Kontakt auf mit der zuständigen ausländischen Seenotleitung und leitet alle nötigen Infos an diese weiter.

Was bietet uns Küstenkanuwanderer die „SafeTrx-App“?

1. Landkarte (sog. „Explorer“): Die App stellt eine Landkarte zur Verfügung, die auf die (foto)grafischen Karten von GOOGLE-MAPS aufbaut. Diese Karte dient im Wesentlichen der Orientierung (=> Wo bin ich? Wo liegt die nächste Insel, die nächste Straße, der nächste Ort? Wo liegt mein nächstes Ziel?).

2. Telefonkontakt zur Seenotleitung: Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Seenotleitung direkt über die App anzurufen. Dabei werden zwei Dringlichkeitsstufen unterschieden:

•    „Notfall-Alarm“ (entspricht: Mayday Mayday)
•    „Hilfeleistungs“-Ruf (entspricht: Pan Pan)

Beide Notrufe landen immer bei der Seenotleitung. Natürlich können wir diese auch über die Tel.-Nr. 0049-421-536-870 direkt anrufen. Die „SafeTrx-App“ bietet aber die Möglichkeit an, durch Anklicken des „Hilferuf“-Buttons direkt einen der beiden Notrufe auszulösen, wobei – und das unterscheidet sich von einem einfachen Telefon-Anruf - automatisch die aktuellen Standort-Koordinaten (!) des sich in Not befindenden Küstenkanuwanderers direkt an die Seenotleitung weitergeleitet werden.

3. „Nur Aufzeichnen“-Modus: Vor dem Start ist festzulegen, ob bloß der Routenverlauf aufgezeichnet werden soll. Bei einem Hilferuf kann dann die Seenotleitung nachverfolgen, wo wir entlang gepaddelt sind und wo wir uns zum Zeitpunkt des Hilferufs befinden (bzw. befanden, bevor der Bereich der Netzabdeckung verlassen wurde). Eine von uns benannte und beauftragter Kontaktperson kann sich sogar über:

=> https://safetrx.seenotretter.de (Voraussetzung: Kenntnis von Nutzername und Password)

Selbst über den Ablauf des gesamten Routenverlaufs informieren, wobei jedem Positionspunkt entnommen werden kann, wo dieser liegt (grafisch und per Koordinaten) und wie schnell daran vorbeigepaddelt wurde.

4. Routenplan-Modus: Bei diesem Modus muss kurz und knapp die geplante Route skizziert werden. Außerdem ist festzulegen, wann das Ziel erreicht werden soll. Haben wir das Ziel vorzeitig erreicht, müssen wir uns umgehend abmelden, anderenfalls werden wir 15 Min. vor voraussichtlicher Ankunftszeit über eine automatisierte Standardmeldung per SMS informiert, dass wir die App beenden oder die Ankunftszeit verschieben müssen, wenn wir später unser Ziel erreichen. Reagieren wir nicht, wird 15 Min. nach der vorgegebenen Ankunftszeit mit einer weiteren automatisierte Standardmeldung per SMS eine von uns benannte Kontaktperson darüber informiert, dass wir das geplante Ziel zur geplanten Zeit nicht erreicht haben, und dazu aufgerufen, telefonischen Kontakt mit der Seenotleitung (Tel. 0421-536-870) aufzunehmen, wenn sie befürchtet, dass wir uns in Seenot befinden!

5. Weitere Infos: Egal welcher Modus gewählt wird, in beiden Fällen bietet die App per Button an, vor Fahrtenantritt den Seewetterbericht (für die deutsche Nord- und Ostseeküste) abzurufen. Außerdem werden wir auf eine – von uns vervollständigte - „Checkliste“ hingewiesen, die wir ebenfalls abrufen und vor dem Start Punkt für Punkt abhaken können.

Fazit

Die SafeTrx-App trägt zur Sicherheit des Küstenkanuwanderns bei, ohne dass der Seenotleitung Bremen – mit Ausnahme der Einrichtung und Aktualisierung dieser App – zusätzlicher Arbeitsaufwand entsteht; denn alle Kommunikations-Maßnahmen laufen vollautomatisch ab. Arbeit könnte nur dann anfallen, wenn besorgte Kontaktpersonen allzu häufig, da überängstlich, per Telefonanruf den „Seenotfall“ meldeten. Um das zu verhindern, bedarf es der eindeutigen Absprache zwischen dem paddelnden App-Nutzer und seiner Kontaktperson. Auch in der Vergangenheit wurde nicht deshalb gleich der Seenotfall ausgerufen, nur weil sich der paddelnde Partner nicht am Ende des Tages per Telefon zu Hause zurückgemeldet hat. Vielleicht liegt es ja nur daran, dass kein Netzempfang besteht!?

Was den Netzempfang betrifft, wird das wohl zum Hauptbeurteilungskriterium dieser App werden. Das gilt insbesondere, wenn in abgelegenen bzw. gebirgigen Küstenregionen gepaddelt wird. Wer dort auf rasche Hilfe hoffen möchte, der sollte sich wohl zusätzlich eine Seenotbake anschaffen:

=> www.kanu.de/nuke/downloads/Seenotsender-Geraete.pdf

Übrigens, wir sollten auch deshalb bloß mit dem „Nur-Aufzeichnen“-Modus arbeiten, da dieser es nicht erforderlich macht, unterwegs bei rauer See das Smartphone zu bedienen; denn dazu brauchen wir nicht nur zwei Hände, sondern auch ein lesbares Display. Das eine ist aber bei kritischem Seegang kaum möglich, da wir dann das Paddel zur Seite legen müssten; und das andere wird durch Wassertropfen auf dem Display und hellem Streulicht fast unmöglich gemacht.

Last not least, die App zeichnet den Routenverlauf auf, egal ob auf dem Wasser gepaddelt oder über Land gewandert wird. Daraus ist ableitbar, dass z.B. wir auch als „Kleinflusspaddler“ oder „Querfeldein“-Jogger unserer Kontaktperson über den „Nur-Aufzeichnen“-Modus ermöglichen können zu verfolgen, wo wir gerade entlanglaufen!

Was kostet die Rettung aus Seenot?

Es soll hier auf folgende Aussage verwiesen werden, die der DGzRS bei der Präsentation ihre SafeTrx-App macht:

„Die Seenotretter sind rund um die Uhr und bei jedem Wetter einsatzbereit. Rettung aus Seenot erfolgt grundsätzlich kostenfrei. Technische Hilfeleistungen gehören hingegen nicht zu unseren satzungsgemäßen Aufgaben. Wir berechnen deshalb anteilige Betriebskosten in Höhe von 200 Euro für die erste Stunde, insgesamt jedoch maximal 400 Euro. Die DGzRS finanziert ihre satzungsgemäßen Aufgaben ausschließlich durch Spenden und freiwillige Beiträge. Werden Sie Förderer - wir freuen uns über jede Spende! Hier können Sie uns
direkt unterstützen: https://spenden.seenotretter.de/

Text: Udo Beier

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