18.04.2008 | Olympia / Paralympics

DKV gegen Olympiaboykott

Im Rahmen der Präsidiumssitzung am 18. April 2008 hat der Deutsche Kanu-Verband mit einem eindeutigen Nein zu Boykottforderungen der Olympischen Spiele in Peking eine klare Stellungnahme abgegeben.

Das Präsidium des DKV hat auf seiner Sitzung am 18.04.2008 ausführlich über die in weiten Kreisen der Politik, der Medien und der Öffentlichkeit geführten Diskussion zur aktuellen Problematik der Olympischen Spiele in China beraten. Als Ergebnis wird festgehalten:

Der Deutsche Kanu-Verband lehnt die vielfach erhobenen Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Spiele in China wegen der chinesischen Tibetpolitik ab. Nach Einschätzung des Präsidiums wird ein Boykott nicht dazu führen, die politische Situation in Tibet oder anderen Gebieten Chinas zu verbessern und damit keine positive Wirkung entfalten. Betroffen sind dagegen Sportlerinnen und Sportler, die durch die Teilnahme an olympischen Spielen eine einmalige Chance in ihrem Leben haben, an einem besonderen sportlichen Höhepunkt teilzunehmen.

Die Erfahrungen des Boykotts der olympischen Spiele in Moskau und der "Gegenboykott" der olympischen Spiele von Los Angeles haben gezeigt, dass die Verweigerung der Teilnahme an Sportwettkämpfen ausschließlich Sportlerinnen und Sportler zu Verlierern gemacht hat, politische Entscheidungsträger aber nicht beeinflusst hat!

Der Deutsche Kanu-Verband unterstützt ausdrücklich die Mündigkeit von Sportlerinnen und Sportlern sowie deren Betreuerinnen und Betreuern. Er begrüßt es, wenn diese aufgrund einer ausführlichen und objektiven Information zu dem Ergebnis gekommen sind, sich gegen Menschenrechtsverletzungen und für Völkerverständigung zu engagieren. Gerade Sport ist eine von vielen Möglichkeiten, für diese unverzichtbaren Ideale zu werben.

Der DKV fordert seine Athletinnen und Athleten aber auch auf, bei der Artikulierung von Protesten nicht nur die geltenden staatlichen Gesetze zu beachten, sondern auch die Regelwerke des Sports, insbesondere die Olympische Charta. Deshalb ist es erforderlich, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als entsendender Verband ausführlich und frühzeitig darüber informiert, welche konkreten Handlungen erlaubt sind.

Der Deutsche Kanu-Verband appelliert gleichermaßen an Politiker, Medien und Bevölkerung, an den Sport keine höheren Anforderungen zu richten, als sie selbst auch bereit sind einzuhalten. Problematische Situationen in vielen Staaten dieser Welt beruhen in erster Linie auf gesellschaftlichen und politischen Ursachen. Sport kann nur einen kleinen ? wenn auch wichtigen ? Beitrag zur Lösung beitragen. Überzogene Verzichtsforderungen an den Sport sind deshalb solange unglaubwürdig, wie andere Wege der Problemlösung nicht oder noch nicht abschließend versucht wurden.

Würzburg, den 18.04.2008

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