Trotz der ungewöhnlichen Uhrzeit um 08:00 Uhr am
Montagmorgen trafen sich Kanutinnen und Kanuten aus ganz NRW am
27.09.2017 vor dem Gebäude des Landkreises Recklinghausen, um
gegen die geplanten Befahrungsverbote auf der Lippe im Kreis
Recklinghausen zu demonstrieren. Unterstützt wurden sie von
Mitgliedern der Angel- und Fischereivereine, die ebenfalls von
Verboten betroffen sind. Da es unmittelbar vor Beginn der
Veranstaltung anfing zu regnen, lud Landrat Süberkrüp die
Teilnehmer der Veranstaltung spontan dazu ein, ihre Kundgebung
im Foyer des Kreishauses durchzuführen, was gerne aufgegriffen
wurde.
In ihren Wortbeiträgen wiesen Vertreter des Kanu-Verbandes NRW
und der ortsansässigen Kanu-Vereine auf die besondere Bedeutung
der Lippe für den Kanusport hin. Trotz eines bereits im Jahr
2001 einvernehmlich erarbeiteten Konzeptes zum Kanusport auf
der Lippe waren die vom Umweltministerium NRW empfohlenen
differenzierten Regelungen von der Verwaltung im Kreis
Recklinghausen nicht aufgegriffen worden. Auf die konstruktiven
Gespräche mit mehreren im Kreistag vertretenen Fraktionen im
Herbst 2016 folgten bedauerlicherweise keine zielführenden
Gespräche mit der Verwaltung.
Die Kanuten sehen ihre moderaten und sehr begrenzten
Aktivitäten auf der Lippe nicht als Beeinträchtigung für Tiere
und Pflanzen im Naturschutzgebiet. Sie wollen nicht als
Sündenbock für andere herhalten, die der Natur in der
Vergangenheit erheblichen Schaden zugefügt haben. Denn es gibt
keine objektiven Erkenntnisse, wonach die bisherigen
Kanufahrten auf der Lippe zu einem Rückgang von Tier- oder
Pflanzenpopulation geführt hätten.
Die zuletzt vorgesehene Sperrung über acht Monate mit einer
nicht realisierbaren Umfahrung des Naturschutzgebietes auf dem
Kanal würde die Anliegervereine in ihrer Existenz bedrohen. Nur
vier Monate vor der eigenen Haustür auf der Lippe paddeln zu
dürfen, reicht nicht als Grundlage für einen Kanusportverein.
Die Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendarbeit seines
Vereins Freie Kanufahrer Marl schilderte daher auch sehr
eindringlich der Vereinsvorsitzende Frank Zapka. „Würden diese
Pläne realisiert, ist es den jungen Kanuten nicht mehr möglich,
ohne PKW-Einsatz Übungsfahrten auf der Lippe
durchzuführen.“
In seinem Beitrag sicherte Klaus Schild als Vorsitzender des
Kreissportbundes Recklinghausen und der SPD-Kreistagsfraktion
seine Unterstützung zu, gemeinsam getragene Lösungen für die
Lippe zu finden. Dabei waren sich alle Redner einig, dass die
Lippe ein schützenswertes Gewässer ist. Da aber auch auf
anderen vergleichbaren Gewässern Kanusport und Naturschutz
nebeneinander möglich sind, war es einhellige Meinung der
Redner, dass weitere Gespräche erforderlich sind.
„Mit unserer Protestveranstaltung haben wir gezeigt, wie
wichtig die Lippe für die erholungssuchende Bevölkerung im
Kreis Recklinghausen ist und dass es noch dringenden
Gesprächsbedarf gibt.“ erklärte Ulrich Clausing für den
Kanu-Verband NRW. „Die bereits 2001 erarbeiteten Regelungen
bieten aus unserer Sicht eine optimale Möglichkeit, Natursport
und Naturschutz erfolgreich miteinander zu verzahnen!“