2016 war für Paddler in Niedersachsen ein gutes Jahr. Mit ihrer Silbermedaille im Kanuvierer ist Sabrina Hering vom Hannoverschen Kanu-Club als einzige niedersächsische, vom LSB geförderte Sportlerin mit einer Medaille aus Rio zurückgekehrt. Doch auch die Freizeitkanuten stehen mit ihren 658.992 dokumentierten Kilometern und 434 Wanderfahrerabzeichen im Bundesvergleich sehr gut da. Mit Sorge blickte der Landeskanuverband Niedersachsen (LKV) bei seinem jährlichen Verbandstag am 12. März 2017 in Braunschweig allerdings auf zunehmende Einschränkungen an Gewässern durch die Unteren Naturschutzbehörden.
Herausragender Kanu-Rennsport
„Seit dem letzten LKV-Tag 2015 in Wilhelmshaven ist viel
geschehen, Positives wie weniger Erfreuliches “, bilanzierte
LKV-Präsident Albert Emmerich die vergangenen zwei Jahre für
den organisierten Kanusport in Niedersachsen. Der nach außen
wirksamste Erfolg der niedersächsischen Kanuten sei die
Silbermedaille des K IV Damen in Rio mit der Hannoveranerin
Sabrina Hering als Schlagfrau gewesen. Damit habe nach vielen
Jahren wieder einmal eine Niedersächsin olympisches Edelmetall
errungen – in einem Flächenland ohne Bundesstützpunkt und ohne
Bundesförderung keineswegs selbstverständlich. Großen Anteil an
dem Ergebnis habe Trainer Jan Francik. Sabrina, die zugleich
niedersächsische Sportlerin des Jahres 2016 ist, sei fest
entschlossen, 2020 in Tokyo erneut anzutreten.
Auch die nicht-olympischen Kanusparten konnten sich über eine
Vielzahl von WM-, EM- und DM-Titeln und Platzierungen freuen.
Die männliche Jugend kehrte aus den Rennsportwettkämpfen sehr
erfolgreich heim. Um den Anschluss an die Weltspitze zu halten,
werde die angemessene Förderung des Nachwuchses mit einem
Stützpunkt in Hannover Inhalt der kommenden LKV-Wahlperiode
sein.
Die Erfolge der niedersächsischen Kanuten lobten auch
DKV-Generalsekretär Wolfram Götz sowie Prof. Wolf-Rüdiger
Umbach, Präsident des Landessportbundes Niedersachsen (LSB),
als Gastredner beim LKV-Tag.
16 Mal um die Erde gepaddelt
Eine beachtliche Leistung haben darüber hinaus die
Freizeitsportler vorzuweisen: 658.982 gepaddelte Kilometer –
oder 16,5 Erdumrundungen – haben die Wanderfahrer der rund 180
niedersächsischen LKV-Mitgliedsvereine dokumentiert, 434
Wanderfahrerabzeichen konnten sie mit nach Hause nehmen. Damit
hielten die Niedersachsen im DKV einen sehr guten Platz.
Im Aufwind befindet sich seit einiger Zeit das
Stand-up-Paddling (SUP): Immer mehr Kanuten interessieren sich
für diese Trendsportart. Um ihnen auch im LKV eine eigene
Plattform zu geben, beschloss der Verbandstag, eine Referentin
für diese Disziplin zu berufen.
Naturschutz und Kanusport
Breiten Raum nahm auf dem Verbandstag das Thema „Befahrensregelungen“ ein. In 116 Fällen sei es Kanuten in Niedersachsen bereits heute ganz oder teilweise verboten, Gewässer zu befahren oder Ufer zu betreten. LKV-Vizepräsident Hans-Ulrich Sonntag befürchtet weitere Beschränkungen, wenn demnächst Hunderte Gebiete, die zum europäischen Natura-2000-Netz gehören, unter Schutz gestellt werden. „Die Landkreise und Gemeinden stehen durch die EU unter Zeitdruck. Um möglichst viele Gewässer befahrbar zu halten und zugleich den Naturschutz zu gewährleisten, sucht der LKV die Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und dem Landessportbund“, so Sonntag. Es sei aber auch Aufgabe der örtlichen Kanuvereine, sich um „ihre“ Paddelgewässer zu kümmern und sich zu Wort zu melden, bevor Verordnungen erlassen werden.
Kampf um den Wassersport in Wilhelmshaven, Positives aus Braunschweig
Ein Negativpunkt der vergangenen zwei Jahre war nach
Einschätzung des LKV-Präsidenten die Entwicklung des Kanusports
in Wilhelmshaven. Dort kämpfen die örtlichen Kanuvereine ums
Überleben, weil die Stadt ihnen bei der Verlängerung der Pacht
für die Vereinsgelände drastisch verschlechterte
Rahmenbedingungen aufgezwungen hat.
Ganz anders steht hingegen der Kanusport in Braunschweig da.
Die Stadt an der Oker bemüht sich unter anderem darum, den
naturnahen Fluss für Fische durchlässig zu machen, aber dabei
zugleich Paddler nicht außen vor zu lassen, wie
Oberbürgermeister Ulrich Markurth – selbst leidenschaftlicher
Kanute – beim Verbandstag berichtete.
Ringen mit dem Finanzamt
Hürden ganz anderer Art musste der LKV in den vergangenen Monaten nehmen: Bei einer Betriebsprüfung hatte das zuständige Finanzamt größere Änderungen in der Abgrenzung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes verlangt und massive Steuernachforderungen in Aussicht gestellt. Dabei ging es um das Landes-Leistungszentrum, das der LKV gemeinsam mit den Ruderern in Hannover betreibt, sowie um den LKV-Standort in Mardorf am Steinhuder Meer, wo weite Teile nach Auffassung des Finanzamts als gewerblich einzustufen sind. Dem LKV-Präsidium gelang es jedoch, diese Änderungen für eine deutliche Steuerentlastung auszunutzen: Das Ergebnis waren erhebliche Steuerrückzahlungen an den Verband.
Die Weichen für die Zukunft gestellt
Traditionell wurde die Haushaltsplanung für die Diskussion
um wichtige Themen der Weiterentwicklung des Verbandes genutzt.
Der vorgelegte Haushaltsplan, der erstmals deutlich über einer
halben Million Euro liegt, wurde nach der Diskussion einstimmig
verabschiedet. Somit ist der Kanuverband in Niedersachsen gut
für die nächsten Jahre aufgestellt.
Foto: Auch auf der Aller müssen Naturschutz und Paddeln in
Einklang gebracht werden. © TMN