Ganze 1.317 km trennen sie nur noch von Buenos Aires, dem
Start/Ziel-Ort ihrer Umrundung von Südamerika. In 50
Fahrtentagen (Stand: 13.3.15) will sie auch diese ihre zweite
Kontinentalumrundung erfolgreich zum Abschluss bringen. Der
Count-Down läuft! D.h. am 2. Mai 2015 will sie dort anlanden,
wo sie am 30. August 2011 gestartet ist. …. Und am 9.5.15 plant
sie, wieder in Deutschland zu sein, um in Augsburg bei der
Verleihung des „World Paddle Award 2015“ als „Sportswoman des
Jahres“ dabei zu sein; denn Freya Hoffmeister ist zusammen mit
Jessica Fox und Lisa Carrington in die engere Auswahl
gekommen:
World Paddle Award 2015:
Fast alles spricht dafür, dass Freya auch diese relativ
„wenigen“ Kilometer in vorgegebener Zeit schaffen wird. Seit
dem 3.12.14 paddelt sie ja nun schon entlang der Südostküste
Brasiliens Richtung Buenos Aires. Insgesamt hat sie seit ihrem
Start in Recife in 101 Fahrtentagen (davon 25 Ruhetage) 3.409
km zurückgelegt. Summa summarum hat sie in den 76 Tagen,
während denen sie paddelte, Ø 44,8 km/Tag gepaddelt. Die ihr
jetzt noch bis Buenos Aires fehlenden 1.317 km müsste sie
folglich in 29 Tagen schaffen. In Anbetracht dessen, dass sie
durchschnittlich alle 4 Tage einen Ruhetag einlegt, wird sie
also neben den anzusetzenden 29 Paddeltagen noch zusätzlich
mindestens 7 Ruhetage benötigen. Daraus folgt, dass – wenn
nichts dazwischen kommt – Freya eigentlich schon in 36 Tagen –
also am 18. April 2015 - in Buenos Aires anlanden müsste.
Entweder: endlos eintönige
Sandstrandküstenpassage
Wenn nun Freya für diese letzte Passage 14 Tage länger
ansetzt, hat das jedoch einen Grund: Ab Santa Marta verläuft
nämlich der Küstenstreifen schnurstracks bis zum Horizont und
viele Male weiter darüber hinaus. Insgesamt muss sie die
nächsten ca. 760 km entlang eines nicht enden wollenden
eintönigen Sandstrandes paddeln, der ihr keinen Schutz bieten
kann, wenn meterhohe Dünung angerollt kommt und eine
Brandungszone entstehen lässt, die mit einem mit Tourengepäck
beladenen Seekajak nicht kontrolliert durchpaddelt werden
kann.
Google Earth: Küstenpassage ab Santa Marta (ab
14.3.15)
Welche Gefahren von solch einer Dünung ausgehen können, kennt Freya zur Genüge. Fast die gesamte Pazifikküste Südamerikas (2012/13) entlang sowie die letzten 134 Fahrtentage (seit Okt. 2014) entlang der Nordost und Südostküste Brasiliens richtete sie ihre Tagesetappenplanung in erster Linie an den Brandungsbedingungen aus. Diese Brandungspassagen unterschieden sich jedoch wesentlich von denen, die nun Freya seit Santa Marta bevorstehen werden, dadurch, dass sich bislang tagtäglich stets einige kleinere Küstenbereiche anboten (z.B. vorgelagerte Riffe, Halbinseln, Kaps, Flussmündungen, Inseln), die beim Anlanden bzw. beim Starten am nächsten Tag nicht so sehr der Brandung ausgesetzt waren. Nach solch geschützten Stellen wird aber Freya auf den nächsten ca. 760 km vergeblich Ausschau halten.
Oder: abwechslungsreiche Binnenseepassagen
Nun übernachtete Freya schon 5 Nächte bei Einheimischen und
wartete darauf, dass der Wind sich legt oder dreht, zumindest
die Dünung nicht mehr an die Küste rollt, mit viel Macht gegen
die am südlichsten gelegene Felsenküste von Brasilien donnert
und sich dabei mit Gischtfahnen verabschiedet, die manchmal
weit bis in die Stadt von Santa Marta wehen:
Kaventsmänner vor Santa Marta (11.3.15)
Die Aussichten für die nächste ca. 760 km lange Strandpassage (11.3.15)
Schutzpatronin aller Fischer …. und „Longdistanceseakayakerinnen“ (11.3.15)
Aber Freya hat schon einen Plan, wie sie diese
Brandungspassage meistern könnte; denn frühestens nach 60 km
eintönigem Strandpaddeln kann sie u.U. über die Mündung des Rio
Ararangua in lagunenartige Strandseen ausweichen, die dicht
hinter der Küste liegen. Wenn das nicht klappen sollte, da die
Verbindungen zwischen den Strandseen sich nicht als paddelbar
erweisen, könnte Freya spätestens nach weiteren 240 km
eintöniger Strandpaddelei auf den ca. 280 km langen Lago dos
Patos überwechseln, ein großer See, der ebenfalls nur wenige
Kilometer hinter der Küste liegt, bevor er schließlich ins Meer
mündet. Und nur 40 km weiter südwestlich liegt der Grenzsee zu
Uruguay, nämlich die ca. 190 km lange Laguna Merín. Wenn also
die Dünung allzu mächtige Brecher Richtung Strand schickt,
bietet sich folglich für Freya die Möglichkeit an, mindestens
auf diese beiden Gewässer im Inland auszuweichen. Dafür müsste
sie jedoch jemanden finden, der sie ca. 30 km über Land zum
Lago transportiert und anschließend die 40 km zur Laguna, sowie
nochmals ca. 25 km zurück von der Laguna an die Küste des
Südatlantiks. Aber wie ich Freya kenne, wird sie sicherlich
einen paddelbegeisterten Brasilianer überreden können, ihr
diesen Gefallen zu tun, anderenfalls müsste sie einen
Bootswagen auftreiben, um diese Landportagen zu Fuß zu
überwinden. Vielleicht hat sie aber auch Glück und der Wind
legt sich …. und die Dünung auch. Dann kann sie gemäß der
Devise „Augen zu und durch“ einfach drauflos paddeln, denn ein
hunderte von Kilometern langer Sandstrand, an den ein paar
kleinere Brandungswellen plätschern, sieht zumindest von der
Seeseite nicht sehr abwechslungsreich aus. Einzige Abwechslung
bietet dann wohl nur noch der täglich wechselnde „wilde“
Campground:
Die kleinste „Halbinsel“ entlang der brasilianischen
Südostküste (7.3.15)
Foto: Wie auf Norderney … nur mit Bergen (8.3.15)
Übrigens, Freya hat in letzter Zeit schon Erfahrungen in
Sachen Inlandspassagenpaddeln gemacht; denn vom 21. – 25.2.15
wich sie ebenfalls auf strandseeartige Gewässer bzw.
gezeitenabhängige Flussniedrungen aus, nämlich auf den Mar
Pequeno und den Ariri Canasseia. Insgesamt paddelte sie dabei
145 km mehr oder weniger parallel zur Küste. Freya genoss
damals die Abwechslung, die ihr diese Binnengewässer mit
Atlantikanschluss boten. Aber als sie sich danach erneut dem
offene Meer näherte, da freute sie sich jedoch schon darauf,
endlich wieder im Seegang Strecke paddeln zu dürfen.
Google Earth: Binnenlandpassage
(21.-25.2.15)
Foto: Binnenlandcamp Iguape mit Wasserlilien (22.2.15)
Binnen-Stillleben (25.2.15)
Link: http://freyahoffmeister.com/freyas-blog/
Von Udo Beier