25.06.2016 | Kanu-Rennsport

EM Moskau: Sebastian Brendel fährt ungeschlagen nach Rio

In den ersten Finals der EM in Moskau erkämpften die DKV-Rennkanuten am heutigen Samstagvormittag Gold durch Sebastian Brendel und durch Max Hoff/Marcus Groß sowie Bronze durch Conny Waßmuth und den K4 der Damen. Zum Auftakt der Finals hatte bereits Parakanutin Edina Müller für den ersten Titelgewinn für den DKV gesorgt. Dem fügte Tom Kierey am Nachmittag noch eine Silbermedaille hinzu.
Zehnter EM-Titel im Einer für Sebastian Brendel

Im C1 über 1000m bewies Titelverteidiger Sebastian Brendel (Potsdam) nach Rang zwei im gestrigen Vorlauf, dass mit ihm auch unter ungünstigen Windverhältnissen immer zu rechnen ist. Der 28-Jährige trotzte dem mittleren Gegenwind von rechts und holte sich erneut den Titel vor dem Moldawier Serghei Tarnovschi und Vorlaufsieger Martin Fuksa (CZE). Für Brendel war dies der 10. EM-Titel im Einer. „Das ist für mich ein tolles Ergebnis beim letzten Test vor Rio, das mir eine Menge Selbstvertrauen gibt. Zugleich ist es nach den harten Trainingswochen zuletzt eine gute Motivation, um in Rio topfit an den Start zu gehen. Die Windbedingungen haben mir heute ja nicht in die Karten gespielt, von daher war es für mich das Wichtigste, der Konkurrenz gezeigt zu haben, dass ich ganz gleich unter welchen Bedingungen gewinnen kann. Ich habe mir damit eine Menge Respekt erarbeitet, das tut mir persönlich gut“, bilanzierte der Champion nach seinem Sieg.

Erleichterung mischte sich auch bei Max Hoff (Essen) und Marcus Groß (Berlin) in die Freude über den zweiten EM-Titel für die Rennkanuten am heutigen Tag. Kurz vor der Abreise zur EM schien mit dem Ausfall von Max Rendschmidt der Traum von einer Medaille schon beinahe vorbei, mit dem Einspringen von Max Hoff aber war er dann doch wieder zum Greifen nah. Das deutsche Duo fuhr einen hart erkämpften Arbeitssieg vor Hufnagel/Dombvari (HUN) und Tomicevic/Zoric (SRB) heraus. Marcus Groß bekannte danach: „Als klar war, dass Max nicht mit nach Moskau kommt, hatte ich schon ziemliche dolle Bauchschmerzen. Es tut mir auch sehr leid für ihn. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, dass der andere Max bereit war, mir zu meinen Wettkampfkilometern zu verhelfen. Die ersten Schläge gestern waren zwar sehr eigenartig - es ist schon schwierig, sich innerhalb kurzer Zeit umzustellen - heute im Finale aber ging es schon ganz gut. Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht.“

Für Max Hoff war dies zugleich eine Entschädigung für das Einer-Finale, in dem er eine reichliche Stunde zuvor mit Platz vier eine Medaille um knapp zwei Zehntelsekunden verpasst hatte. „Im Nachhinein ist es ganz gut, dass ich direkt nach dem Einer noch ein Rennen hatte, denn das Einer-Finale lief nicht so wie gewünscht. So aus dem vollen Training heraus hatte ich hinten kein Stehvermögen mehr. Mich ärgert, dass ich den Ungarn ganz links außen nicht gesehen habe, vielleicht wäre es sonst noch eine Medaille geworden. Aber so wie Pimenta gefahren ist, das ist der Weg, wie man in Rio gewinnt“, meinte der Titelverteidiger zu dem heutigen Finale. Der Portugiese Fernando Pimenta hatte sich mit einem offensiven Rennbeginn an die Spitze des Feldes gepaddelt und seine Spitzenposition bis ins Ziel eindrucksvoll verteidigt. Weltmeister Rene Holten Poulsen holte Silber, Bronze ging an Balint Kopasz (HUN).

Kajak-Damen sehen noch „Luft nach oben“

Mit zweimal Bronze komplettierten die Kajak-Damen die Medaillenbilanz des DKV. Zunächst belohnte sich Conny Waßmuth (Potsdam) für ein couragiertes Rennen mit dem dritten Rang hinter Kristina Bedec (SRB) und Tamara Takacs (HUN). „Ich wusste, dass es schwer wird, die 1000m sind ja nicht so mein Ding, und ich wusste auch, dass es hinten ’raus sehr eng wird. Dennoch hatte ich mit einer Medaille geliebäugelt. Dafür musste ich aber offensiv losfahren. Es lief heute schon viel besser als im Vorlauf, bei 500m habe ich noch mal einen Zwischenspurt eingelegt und am Ende war ich froh, dass es zum Podest gereicht hat“, meinte die Potsdamerin nach dem Gewinn ihrer ersten Einer-Medaille über 1000m.

Eine knappe Stunde später paddelten dann auch Franziska Weber (Potsdam), Sabrina Hering (Hannover), Steffi Kriegerstein (Dresden) und Tina Dietze (Leipzig) im K4 über 500m hinter dem Quartett aus Ungarn und den Titelverteidigern aus Weißrussland zu Bronze. Schlagfrau Franziska Weber schätzte ein, „Bronze geht erstmal in Ordnung“, aber die Lücke nach vorn müsse noch kleiner oder besser in eine Lücke hinter dem deutschen Boot umgewandelt werden. Sabrina Hering meinte: „Wir müssen noch etwas an uns arbeiten und eine Schippe drauf legen, denn wir waren schon mal näher dran. Mit dem zweiten Rennen können wir trotzdem erstmal zufrieden sein, bis Rio ist ja noch etwas Zeit“, so die Hannoveranerin.

In der zweiten Canadier-Disziplin mit deutscher Beteiligung am heutigen Vormittag kamen Ronald Verch und Jan Vandrey (beide Potsdam) im C2 über 1000m auf Rang acht.

Präsident und Chefbundestrainer ziehen insgesamt positives Fazit des ersten Finaltages

Chefbundestrainer Reiner Kießler konstatierte nach den Finals: „Wir wollten hier bei der EM noch mal schauen und vor allem noch mal einen Wettkampf haben, um Motivation bzw. Anhaltspunkte mitzunehmen, woran wir in den kommenden sieben Wochen noch arbeiten müssen. Mit den zwei Siegen heute bin ich sehr zufrieden, auch die zwei Bronzemedaillen der Damen sind in Ordnung. Im K1 der Herren hat Pimenta mit einer aggressiven Fahrweise überrascht, es ist schon beeindruckend, wie er das durchgestanden hat“, so der Chefcoach. DKV-Präsident Thomas Konietzko sprach davon, zwar „ohne große Erwartungshaltung nach Moskau gekommen“ zu sein, „aber wir wollten nach Möglichkeit schon mit vorn dabeisein. Wir waren in fast allen Rennen vorn mit dabei. So gesehen ist das Abschneiden durchaus ein ermutigendes Ergebnis. Wir haben hier auch in taktischer Hinsicht einiges ausprobiert, das meiste davon ist auch aufgegangen.“

In den Vor- und Zwischenläufen über 200m am Nachmittag konnten sich Jan Vandrey (Potsdam) im C1, Franziska Weber und Tina Dietze sowie Ronald Rauhe (Potsdam) und Tom Liebscher (Dresden) im K2 und Stefan Kiraj (Potsdam) und Stefan Holtz (Leipzig) im C2 für die morgigen Finals qualifizieren. Conny Waßmuth geht im K1 der Damen im B-Finale an den Start.

Parakanuten erkämpfen insgesamt zweimal Gold und einmal Silber

Bereits vor Beginn der Rennsport-Finals hatte am Morgen Parakanutin Edina Müller (Hamburg) für Jubel im deutschen Team gesorgt: Die amtierende Weltmeisterin gewann im K1 in der Klasse KL1 vor Alexandra Dupik (RUS) und Kamila Kubas (POL) souverän ihren ersten EM-Titel. Am Nachmittag holte Weltmeister Tom Kierey (Berlin) im K1 der Klasse KL3 Silber hinter dem Russen Leonid Krylov. Ivo Kilian (Halle) belegte nach seinem gestrigen Titelgewinn in der Klasse VL2 heute im K1 der Klasse KL2 Platz vier.

Text u. Foto: H.-P. Wagner

Komplette Ergebnisse siehe unter http://canoemoscow2016.ru/category/for-media/

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