Die vier Vertreter des Deutschen Kanu-Verbandes werden in Brasilien Geschichte schreiben, da Parakanu das erste Mal im Programm der Paralympics stattfindet.
Nach drei WM-Titeln jetzt auch paralympisches
Gold?
Der dreifache Weltmeister und damit erfolgreichste deutsche Parakanute Tom Kierey geht sicherlich als einer der Favoriten in sein Rennen (Einer-Kajak 200 m KL3) an den Start. Dennoch gehen der 22-jährige Berliner und sein Heimtrainer Jürgen Hausmann von einem engen Rennergebnis aus: „Ein falscher Schlag und alles ist vorbei“, sagte Hausmann, der auch Disziplintrainer der deutschen Parakanuten in Rio ist. „Tom fährt stabil gute Zeiten. Er ist relativ selbstsicher, und hat sein größtes Problem, sein Körpergewicht, in den Griff bekommen. Eine Medaille ist Pflicht, aber eigentlich wollen wir Gold.“ Sein stärkster Konkurrent wird wohl der Ukrainer Serhii Yemellianov sein, den er bei den Weltmeistersschaften im Mai in Duisburg hauchdünn besiegte. Der Vater von Tom Kierey wird zusammen mit Kiereys Freundin aus Deutschland anreisen, um die erste Paralympics Teilnahme zu erleben.
Vom Rollstuhlbasketball ins Kajak
Edina Müller hat Gold bereits in der Tasche. Bei den Paralympischen Spielen in London gewann sie zusammen mit der Rollstuhlbasketballmannschaft. Im Jahr 2014 folgte der Umstieg ins Kajak. Im Mai paddelte die 33-jähirge Hamburgerin erstmals zu WM-Gold. Als amtierende Weltmeisterin der Startklasse KL 1 im Parakanu ist eine Medaille, nach Möglichkeit die Goldene nun ihr Ziel. Arne Bandholz, Edina Müllers Heimtrainer, sagte zu den Vorbereitungen: „Der Trainingszustand von Edina ist super, wir haben uns perfekt auf die Wettkämpfe in Rio vorbereitet. Nun hoffen wir dort auch auf perfekte Bedingungen ohne Gras und Blätter. Wir haben ganz klar auf Gold trainiert. Man freut sich aber sicher über jede Medaille. Unser Ziel und Anspruch ist Gold, alles andere wäre unter normalen Umständen eine kleine Enttäuschung.“ Erstmals gelang es Edina Müller in diesem Jahr, die bisherige Abonnentin auf den Titel, Jeanette Chippington aus Großbritannien, bei der WM in Duisburg zu schlagen. Der Sieg in Rio wird wieder nur über die Britin gehen. Edina Müller wird während der Rennen von ihrem Lebensgefährten und zwei Freundinnen angefeuert werden.
Kann Rio Ivo beflügeln?
„Ich war heute das erste Mal unter den Augen der Christo Statue paddeln, ein sehr gutes Gefühl. Das war schon was Besonderes“, beschrieb Ivo Kilian vom Halleschen Kanuclub 54 seine ersten Trainingseindrücke auf der Regattastrecke Lagoa Rodrigo de Freitas. Er ist das erste Mal in Rio, während Edina Müller und Tom Kierey bereits im letzten Jahr die Vorbereitungswettkämpfe auf der Strecke bestritten. Sein Heimtrainer Ronny Waßmuth zeigt sich sehr zuversichtlich:“ Ivo ist genau im Plan mit seinem Trainingsaufbau. Nach den herausragenden Leistungen bei den Europameisterschaften in Moskau ist es durchaus das Ziel um Platz 5 mitzufahren. Jeder bessere Platz wäre eine große Überraschung.“ Ivo Kilian hatte sich als Neunter der Weltmeisterschaften von Duisburg für Rio qualifiziert. Die Favoriten in diesem Rennen sind Markus Mendy Swoboda aus Österreich, und der diesjährige Weltmeister Curtis McGrath aus Australien. Unterstützung aus der Heimat wird er vor Ort durch seine Freundin und seine Schwester erfahren.
Kanu und Rudern – Ja, das geht!
Anke Molkenthin wird als erste dieses Quartetts an den Start gehen. Denn sie startet bereits am 9. September im Rudervierer der Startklasse LTA. Die älteste der deutschen Parakanuten wurde sowohl im Rudern als auch im Kajak für diese Spiele nominiert. Ihr Training hat sie bisher auf beide Sportarten aufgeteilt. Sie wird sich erst ab dem 12. September ganz auf das Kajak konzentrieren können. Ihr Boot ist jedenfalls schon an der Strecke, nachdem es zusammen mit dem neuen Boot von Edina Müller doch einige Tage in den Zoll-Kontrollen festlag. Die Ausdauersportlerin, die für den Schleißheimer PC startet, hat sich für diese Spiele vorgenommen, auch auf der 200m-Distanz eine gute Figur zu machen. In diesem Rennen ist die Britin Emma Wiggs nach ihrem überragenden Sieg bei der WM in Duisburg die klare Favoritin.
Zum Team um Cheftrainerin Sandra Müller (Leipzig) gehören Jürgen Hausmann aus Berlin als Disziplintrainer, der Physiotherapeut Mathias Neubert aus Halle und der FES-Techniker Richard Pokorny. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die deutschen Parakanuten maßgefertigte Steuerflossen angebaut bekommen, damit ihnen nicht das Missgeschick passiert durch schwimmendes Grass oder Blätter am Steuer um alle Chancen gebracht zu werden.
Es werden 60 Athleten aus 24 Ländern in sechs Wettbewerben an den Start gehen. Für die ausgeschlossenen Athleten aus Russland sind drei weitere Parakanuten nachgerückt. Im Parakanu starten genau so viele Frauen wie Männer in der gleichen Anzahl an Wettkämpfen. Es wird in jeweils drei sogenannten Startklassen(KL1, KL2, KL3) gestartet. Damit soll gewährleistet werden, dass die Chancengleichheit und Vergleichbarkeit der Leistungen der körperbehinderten Sportler gewahrt wird.
Die Vorläufe und Semifinals finden am Mittwoch, den 14.9. ab
14 Uhr deutscher Zeit statt. Die Endläufe am Donnerstag, den
15.9. ab 14 Uhr.
Zeitplan und teilnehmende Athleten:
https://www.paralympic.org/rio-2016/schedule-results
und dann auf canoe klicken.
Infos zur Fernsehübertragungen der Paralympics:
http://www.deutsche-paralympische-mannschaft.de/fileadmin/user_upload/Postkarte_TV_Zeiten_Downlaod.jpg
Weitere Informationen im Paralympics Special
BIld: DBS - Binh Truong