Es war schwierig, nach dieser Saison noch hochmotiviert Ende September nach Cradock zu fliegen, um an einem der größten und wildesten Fluss-Marathon-Wettkämpfe teilzunehmen. Aber wir waren schließlich eingeladen, und nach unserem zweiten Platz 2006 erwartete man auch einiges von uns. Ein paar lange Einheiten im Kajak Zweier mussten also vorher absolviert werden. Ich fühlte mich jedoch recht fit, und Max also Olympiamotor musste nur die 3,5 Minuten High Speed auf 3 Stunden Dauerspeed umstellen.
In Port Elisabeth
gelandet, wurde uns gleich wieder der hohe Stellenwert des
Kanu-Marathonsports bewusst. Wir wurden mit eigenem Jeep und
Fahrer am Flughafen abgeholt, hatten sofort einige Presse- und
Radiotermine zu absolvieren und wurden überall mit einer
unglaublichen Begeisterung empfangen. Aber irgendwie hatte ich
das Gefühl, das Interesse an mir war nicht ganz so groß wie das
Interesse an meinem Begleiter. Ich sage es mal so: man war sehr
freundlich zu mir, hier und da wurde mal gefragt, ob ich auch
Wettkämpfe fahre, letztlich war ich jedoch der Partner von Max,
denn im K2 „muss“ ja noch ein anderer im Boot sitzen. Es wurde
mir klar, man ist eher an einem Gespräch mit dem Olympia-Star
interessiert als mit mir.
Der Zwischenteil ist schnell erzählt: Die
Wettkampfstrecke von 85km sind wir in drei Tagen komplett
abgefahren, wir fühlten uns fit und wir konnten sogar ein- von
zweimal das legendäre Cradock-Wehr im Training „stehen“! Es
konnte also losgehen.
Start um 7 Uhr, d.h. 4 Uhr aufstehen!!
Kurzes warmfahren, dann der Lemont-Start auf dem Stausee. An
der Wendeboje mitten auf dem See eine Sprintwertung (€200 fürs
erste Boot), die wir als Dritte passieren, danach gehen wir in
Führung. Der Damm wird umtragen (800 Meter laufen mit Boot),
wir steigen als Dritte wieder ein und sind kurze Zeit später
mit zwei Booten in der Spitzengruppe. Ein Boot fällt nach 10
Minuten bereits ab, die andere Crew paddelt hart, aber wir
fahren kontrolliert hinterher. Besser kann’s nicht laufen. Nach
ca. 40 Minuten kommt die schwerste Wildwasserstelle mit einer
weiteren Sprintwertung. Die andere Crew gibt uns zu verstehen,
dass sie diese Wertung gewinnen wollen. Wir lassen sie
gewähren, denn die Strecke ist noch lang, lassen sie vor der
Einfahrt weit vor, damit wir freie Fahrt
haben.
Ein großer Fehler!!
Unsere Einfahrt ist viel schneller. Wir sind sofort wieder auf einer Höhe. Eine Kollision in der Engstelle ist nicht mehr zu vermeiden, das andere Boot schlägt auf uns drauf und kippt uns so schnell nach links, dass wir keine Chance haben. Wir schwimmen!! Die weiteren 50 Meter schweres Wildwasser müssen wir uns um uns selber kümmern. Ich weiß jetzt, warum im Wildwasser die Beine immer nach vorne müssen!! Max ist gefühlte drei Minuten unter Wasser! Unser Boot geht wohl auch unter, denn wir sehen es danach nie mehr. Verzweifelt schwimmen wir weiter, es muss ja irgendwo wieder auftauchen. Aber vergeblich. Die anderen Top-Teams passieren uns nach und nach, wir können nur unglaublich enttäuscht hinterher sehen. Vorbei!!!
Diesen Wettkampf mitmachen ist ein tolles
Erlebnis und ein großes Abenteuer. Auch ohne Siegesambitionen
ist dieser Trip eine wahnsinnige Erfahrung! Trotz Safari, super
Party, tollem Wetter und netten Hansagirls verbringen wir
leider die letzten Tage ein wenig deprimiert, denn mit einer
Top-Platzierung oder sogar dem Sieg vor Augen war die
Erwartungshaltung eine Andere. Trotzdem war es mal wieder ein
High Light in dieser Saison und wir können nur allen
Interessierten empfehlen: MACHT EINMAL MIT!!
Bilder und Infos unter www.wildwassersport.de