08.10.2015 | DKV / Verbände

Livestreaming der ICF-Meisterschaften auf YouTube

„Nein, der DKV ist nicht doof“, war vor kurzem die Antwort des DKV-Präsidenten Thomas Konietzko, als er einem Kanufan die Sachlage um das Livestreaming auf der Videoplattform YouTube in Deutschland erklärte.

Zuvor war der Fan etwas voreilig mit seiner Meinung,  als er daran scheiterte die Kanu-Rennsport Weltmeisterschaften in Mailand im Internet sehen zu wollen,  dafür den Deutschen Kanu-Verband verantwortlich machte und seinem Präsidenten dies genauso am Telfon mitteilte.
Konietzko konnte dem Fan die wichtigsten, aber leider ernüchternden Informationen am Telefon vermitteln, denn das Livestreaming der Internationalen Kanu-Föderation (ICF) von ihren Weltmeisterschaften auf YouTube zu verfolgen ist aus Deutschland auf legalem Weg nicht möglich.

Ein großer, langwieriger und auch in den Medien breit ausgetragener Rechtstreit zwischen dem Internetriesen Google, zu dem YouTube gehört, und dem deutschen Musikrechteverwerter GEMA ist der Grund dafür, dass in Deutschland das Livestreaming von jeglichen Liveveranstaltungen nicht möglich ist. Somit ist letztlich jeder Stream, der in Deutschland geklickt wird, von diesem Problem betroffen. Auch der Kanusport und auch wenn er im Ausland stattfindet, bildet keine Ausnahme.
Grund für die Auseinandersetzung war die ursprüngliche Beanstandung der GEMA, dass YouTube Songs veröffentlicht, die nicht durch den  Rechteverwerter für Deutschland lizensiert wurden. Dies zog eine umfangreiche Sperrung von „Musik“-Videos  und ebenso sämtliche Streams für Deutschland, in denen auch Musik enthalten sein könnte nach sich.

 

Zur Gema:

Die Gema nimmt Gebühren für alle Verwertungen von Musik (Verkauf, Werbung, Live-Auftritte, Radio) ein, die das Urheberrecht an den Stücken betreffen. Sie vertritt Komponisten, Textautoren oder ihre Musikverlage (etwa 64.000 Mitglieder in Deutschland).Außerdem vertritt die Gema in Deutschland mehr als zwei Millionen Rechteinhaber aus dem Ausland - wenn ihre Werke hierzulande laufen, reicht die Gema den jeweiligen Verwertern im Ausland die Gebühren weiter. Deshalb sperrt YouTube in Deutschland auch Videos internationaler Künstler mit Verweis auf den Gema-Streit. Nicht immer sind die großen Plattenfirmen damit einverstanden. Die Chefs von Sony Music und Universal Music in Deutschland drängen seit Monaten auf eine Einigung.


Dass hierunter auch Sportveranstaltungen fallen, ist ein Übel, dessen sich die Produzenten der Streams bewusst sind, aber beispielsweise im Falle des Kanusports in Kauf nehmen. Die Livestreams von ICF-Veranstaltungen werden von der ICF auch selbst produziert. Die Kalkulation des Internationalen Kanu-Verbandes ist also folgende: Man streamt auf der weltweit größten und anerkanntesten Videoplattform und nur Deutschland „guckt in die Röhre“ oder man verteilt den Stream über andere, kleinere Plattformen, erreicht damit nur Bruchstücke der derzeitigen Reichweite und muss im schlechtesten Fall auch noch für Datenübertragungen bezahlen.

Die ICF geht den aus deutscher Sicht schlechteren, aber aus internationaler Sicht nachvollziehbaren Weg der Reichweitenmaximierung. Denn ganz nebenbei wird die ICF zusammen mit den beiden olympischen Sportarten Kanu-Rennsport und Kanu-Slalom vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auch auf die Repräsentanz und die Interaktionen in sozialen Netzwerken, wie Youtube es ebenfalls ist,  beurteilt. Und Beurteilung bedeutet: Verbleib im olympischen Programm.

Und der DKV?

Nein, der DKV ist nicht doof. Im Streit zwischen GEMA und Google muss man einsehen, dass man nicht rütteln kann. Gegenüber der ICF kann man nachvollziehen, wieso dieser für uns bittere Weg gewählt wird. Und dennoch haben natürlich die Vertreter des DKV in unzähligen Gesprächsrunden, Telefonaten und Mailings darauf hingewiesen, dass noch parallele Alternative geschaffen werden müssen.Die deutschen Kanufans haben es verdient ihre Helden um Max Hoff, Franziska Weber und Sideris Tasiadis LIVE sehen zu können. Untätig war man sicherlich nicht. Bestes Zeichen dafür sind internationale Meisterschaften auf deutschen Boden. Hier ist der DKV bei vielen Veranstaltungen entweder als Vermittler zwischen der ICF und den hiesigen Fernsehanstalten aufgetreten oder hat in eigener Regie wie Beispielsweise bei den Kanu-Rennsport Weltmeisterschaften 2013 in Duisburg ein Streaming selbst produziert.
Der Deutsche Kanu-Verband nimmt natürlich zusammen mit seinem Präsidenten Thomas Konietzko weiterhin die Kritik der deutschen Streamingnutzer entgegen, wird diese weitergeben und sich selbst für parallele Alternativen einsetzen. Dennoch muss man, wenn man ehrlich ist, feststellen, dass eben kein Strategiewechsel bei der ICF festzustellen ist.

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