Zuvor war der Fan etwas voreilig mit seiner Meinung,
als er daran scheiterte die Kanu-Rennsport Weltmeisterschaften
in Mailand im Internet sehen zu wollen, dafür den
Deutschen Kanu-Verband verantwortlich machte und seinem
Präsidenten dies genauso am Telfon mitteilte.
Konietzko konnte dem Fan die wichtigsten, aber leider
ernüchternden Informationen am Telefon vermitteln, denn das
Livestreaming der Internationalen Kanu-Föderation (ICF) von
ihren Weltmeisterschaften auf YouTube zu verfolgen ist aus
Deutschland auf legalem Weg nicht möglich.
Ein großer, langwieriger und auch in den Medien breit
ausgetragener Rechtstreit zwischen dem Internetriesen Google,
zu dem YouTube gehört, und dem deutschen Musikrechteverwerter
GEMA ist der Grund dafür, dass in Deutschland das Livestreaming
von jeglichen Liveveranstaltungen nicht möglich ist. Somit ist
letztlich jeder Stream, der in Deutschland geklickt wird, von
diesem Problem betroffen. Auch der Kanusport und auch wenn er
im Ausland stattfindet, bildet keine Ausnahme.
Grund für die Auseinandersetzung war die ursprüngliche
Beanstandung der GEMA, dass YouTube Songs veröffentlicht, die
nicht durch den Rechteverwerter für Deutschland
lizensiert wurden. Dies zog eine umfangreiche Sperrung von
„Musik“-Videos und ebenso sämtliche Streams für
Deutschland, in denen auch Musik enthalten sein könnte nach
sich.
Zur Gema: Die Gema nimmt Gebühren für alle Verwertungen von Musik (Verkauf, Werbung, Live-Auftritte, Radio) ein, die das Urheberrecht an den Stücken betreffen. Sie vertritt Komponisten, Textautoren oder ihre Musikverlage (etwa 64.000 Mitglieder in Deutschland).Außerdem vertritt die Gema in Deutschland mehr als zwei Millionen Rechteinhaber aus dem Ausland - wenn ihre Werke hierzulande laufen, reicht die Gema den jeweiligen Verwertern im Ausland die Gebühren weiter. Deshalb sperrt YouTube in Deutschland auch Videos internationaler Künstler mit Verweis auf den Gema-Streit. Nicht immer sind die großen Plattenfirmen damit einverstanden. Die Chefs von Sony Music und Universal Music in Deutschland drängen seit Monaten auf eine Einigung. |
Dass hierunter auch Sportveranstaltungen fallen, ist ein Übel,
dessen sich die Produzenten der Streams bewusst sind, aber
beispielsweise im Falle des Kanusports in Kauf nehmen. Die
Livestreams von ICF-Veranstaltungen werden von der ICF auch
selbst produziert. Die Kalkulation des Internationalen
Kanu-Verbandes ist also folgende: Man streamt auf der weltweit
größten und anerkanntesten Videoplattform und nur Deutschland
„guckt in die Röhre“ oder man verteilt den Stream über andere,
kleinere Plattformen, erreicht damit nur Bruchstücke der
derzeitigen Reichweite und muss im schlechtesten Fall auch noch
für Datenübertragungen bezahlen.
Die ICF geht den aus deutscher Sicht schlechteren, aber aus internationaler Sicht nachvollziehbaren Weg der Reichweitenmaximierung. Denn ganz nebenbei wird die ICF zusammen mit den beiden olympischen Sportarten Kanu-Rennsport und Kanu-Slalom vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auch auf die Repräsentanz und die Interaktionen in sozialen Netzwerken, wie Youtube es ebenfalls ist, beurteilt. Und Beurteilung bedeutet: Verbleib im olympischen Programm.
Und der DKV?
Nein, der DKV ist nicht doof. Im Streit zwischen GEMA und
Google muss man einsehen, dass man nicht rütteln kann.
Gegenüber der ICF kann man nachvollziehen, wieso dieser für uns
bittere Weg gewählt wird. Und dennoch haben natürlich die
Vertreter des DKV in unzähligen Gesprächsrunden, Telefonaten
und Mailings darauf hingewiesen, dass noch parallele
Alternative geschaffen werden müssen.Die deutschen Kanufans
haben es verdient ihre Helden um Max Hoff, Franziska Weber und
Sideris Tasiadis LIVE sehen zu können. Untätig war man
sicherlich nicht. Bestes Zeichen dafür sind internationale
Meisterschaften auf deutschen Boden. Hier ist der DKV bei
vielen Veranstaltungen entweder als Vermittler zwischen der ICF
und den hiesigen Fernsehanstalten aufgetreten oder hat in
eigener Regie wie Beispielsweise bei den Kanu-Rennsport
Weltmeisterschaften 2013 in Duisburg ein Streaming selbst
produziert.
Der Deutsche Kanu-Verband nimmt natürlich zusammen mit seinem
Präsidenten Thomas Konietzko weiterhin die Kritik der deutschen
Streamingnutzer entgegen, wird diese weitergeben und sich
selbst für parallele Alternativen einsetzen. Dennoch muss man,
wenn man ehrlich ist, feststellen, dass eben kein
Strategiewechsel bei der ICF festzustellen ist.