Erschöpft und sichtlich froh, die Mammut-Etappe bewältigt zu haben, hatten die Elbefahrt-Teilnehmer bei ihrer Ankunft zunächst nur das Ausruhen im Sinn. Ingeborg aus Thüringen brachte zum Ausdruck, was wohl viele Paddler fühlten: „Ab dem Bootshaus in Elster wurden die Abstände zwischen den Kilometerschildern immer größer“. Mit besonderer Aufmerksamkeit wachten auch die Freunde der DLRG Halle-Saalekreis auf der anspruchsvollen Etappe über die Teilnehmer. Ohne sie wäre die Tour undenkbar, und nicht nur jene Teilnehmerin, die bereits vor der Etappe gebeten hatte, im Begleitboot mitfahren zu dürfen, wird dies dankbar registrieren. Für sie stieg übrigens DLRG-Chef und Leiter des Tourabschnittes Sachsen-Anhalt Lutz Sacher ins Paddelboot – mit wohl verheerendem Muskelkater-Folgen, wie ihm bei der Ankunft in Wittenberg schwante.
Weil die Fahrtzeit zudem deutlich länger war als kalkuliert, hatte auch die vorgesehene Stadtführung gecancelt werden müssen. Doch es brauchte nur eine „erstaunlich kurze Regenerationszeit“ – wie DKV-Präsident Thomas Konietzko formulierte – bis er die Elbe-Paddler gemeinsam mit Peter Boost von der gastgebenden WSG Wittenberg im Beisein von Isa Winter-Brand, DKV-Vizepräsidentin Freizeitsport, Markus Baudisch, Präsident des LKV Sachsen-Anhalt und Harald Zeiler, Gesamtleiter der Elbefahrt, herzlich am Etappenziel in der Lutherstadt willkommen heißen konnte. Thomas Konietzko brachte seine Freude zum Ausdruck, erneut wieder so viele enthusiastische Paddler auf der Elbe zu treffen, und unterstrich: „Wenn es die Fahrt nicht schon gäbe, so müsste sie unbedingt erfunden werden.“ Der DKV-Präsident nutzte zudem die Gelegenheit und äußerte sich zum Elbeausbau. Er betonte, es sollte das gemeinsame Anliegen aller Kanuten sein, sich kompromissbereit mit allen Interessensgruppen zu arrangieren, wenn es darum geht, die Gewässer für den Sport zu nutzen. Der Elbeausbau berge die Gefahr, dass es nicht bei einer Staustufe bleibe, sondern zu einer kompletten Kanalisierung der Elbe komme. „Ich glaube, das ist es nicht wert, dass wir eines der letzten Kleinode in Europa so verschandeln und damit letztlich auch verlieren würden“, betonte Thomas Konietzko und kam zu dem Schluss, dass vieles gegen einen Elbeausbau spreche, nicht zuletzt auch die Schönheit der Natur. „Wenn man abwägen muss, dann glaube ich, kann man mit gesundem Menschenverstand eigentlich nur entscheiden, die Elbe so zu lassen wie sie ist. Sie bietet ein Riesenpotenzial gerade für den Bereich des Tourismus, was bei weitem intensiver genutzt werden könnte als es Binnenschiffe auf der Elbe tun könnten.“
Der DKV-Präsident beglückwünschte außerdem Harald Zeiler zu der am Vortag vom Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff verliehenen Ehrenadel des Landes Sachsen-Anhalt für das Jahrzehnte lange Engagement von Harald Zeiler im Kanusport. LKV-Präsident Markus Baudisch nahm die Gelegenheit wahr und zeichnete mit Kerstin Zeiler und Sandra Zeiler die beiden ehrenamtlich tätigen Frauen im Organisationsbüro der Elbefahrt unter großem Beifall der anwesenden Elbe-Paddler mit einen Ehrenbrief des Deutschen Kanu-Verbandes aus.
Nach einem gemeinsamen Abendbrot, bei dessen Vorbereitung die Sportfreunde der WSG Wittenberg einmal mehr keine Mühen gescheut hatten, weckte dann eine „karibische Nacht“ auch die letzten Lebensgeister der Elbefahrt-Teilnehmer wieder. Live-Musik, eine Bar mit allerlei tropischen Cocktails und bengalische Feuer zum Ausklang des Abends animierten gar zum Mitsingen und gar Tanzen. Spätestens da schienen die Strapazen des Tages vergessen.
Zudem bot auch die heutige Etappe mit nur 23 Kilometern nach Coswig Gelegenheit zum Erholen. Einige Elbe-Paddler nutzten zuvor am Morgen die Chance und schauten sich die Lutherstadt Wittenberg etwas näher an. Und noch eine erfreuliche Tatsache konnten die Paddler auf der heutigen Etappe registrieren: Es gab diesmal keinen Gegenwind. So ging es bei angenehmen Temperaturen vorbei an fest liegenden Flussschiffen, die wegen des Niedrigwassers nicht fahren können, flott die Elbe hinab.
Text: H.-P. Wagner, Foto: V. Warstat