Die viermalige Olympiasiegerin und zehnfache Weltmeisterin gibt private Gründe für diese Entscheidung an. Über nähere Details will sie am morgigen Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin informieren. Auf jeden Fall sei die Entscheidung auch mit reichlich Wehmut verbunden, „schließlich war der Kanusport in den letzten 20 Jahren mein Leben. Es war eine sehr, sehr schöne Zeit, aber irgendwann muss man halt mal aufhören“, meinte die langjährige Erfolgsathletin.
DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl sagte zu ihrem Entschluss: „Eine Große des Kanusports geht. Es wird nicht einfach sein, sie zu ersetzen.“ DKV-Präsident Thomas Konietzko unterstrich: "Der Verband ist ihr zu ewigem Dank verpflichtet. Sie wird als Person und starker Charakter fehlen, sie war Motivator und Vorbild für alle anderen Mädels in der Truppe."
Katrin Wagner-Augustin blickt auf eine bemerkenswerte Karriere zurück. Mit vier Olympiasiegen nimmt sie in der Statistik der weltweit erfolgreichsten Olympiateilnehmerinnen hinter Birgit Fischer Rang zwei ein. Zusammen mit der Ausnahmeathletin gewann sie als 22-Jährige bei ihrem Olympiadebüt in Sydney gleich Doppelgold im Zweier und im Vierer. Auch 2004 und 2008 saß sie mit im Gold-Vierer der DKV-Damen, in Peking holte sie zudem Bronze im Einer. Als Anerkennung für ihre Leistungen wurde ihr die Ehre zuteil, bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne ins Olympiastadion von Peking zu tragen.
Nach einer Auszeit, in der sie 2011 Sohn Emil zur Welt brachte, kämpfte sich Katrin Wagner-Augustin rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in London zurück ins Damen-Auswahlteam. Es reizte sie, noch einmal olympisches Feeling erleben und Medaillenerfolge zu feiern. Die Hoffnungen erfüllten sich, im August 2012 erkämpfte sie Silber im Kajak-Vierer und damit ihre sechste Olympiamedaille. Obgleich die Bambi-Preisträgerin und zweifache Brandenburger Sportlerin des Jahres nach 2013 erneut pausierte und sich seitdem ganz auf die Familie sowie ihr Studium an der Trainerakadamie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Köln konzentrierte, ließ sie eine erneute Rückkehr mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 offen. Mit ihrem Rücktritt vom Leistungssport steht nun fest, dass die Silbermedaille von London ihr letzter olympischer Erfolg bleiben wird. Ihren letzten internationalen Auftritt hatte die Sportsoldatin vom KC Potsdam bei der Heim-WM 2013 in Duisburg, wo sie im Einer und im Vierer jeweils Silber holte.
"Es hat sich angedeutet, dass das ein Abschied auf Raten wird. Für uns ist es schade, wir hätten gerne noch mal ihre Verstärkung in Rio genutzt", betonte DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl. Auch für Chefbundestrainer Reiner Kießler wäre sie "mit ihren Erfahrungen eine Bereicherung für unsere kleine Kaderdecke im Kajak-Frauenbereich" gewesen. Nun liege es neben den Zweier-Olympiasiegerinnen Franziska Weber und Tina Dietze auch am Nachwuchs, das aufzufangen. "Es kommen junge Sportlerinnen nach, die müssen es richten", so der Chefcoach.
Auf die Kenntnisse und Erfahrungen von Katrin Wagner-Augustin wird der DKV auch weiterhin zählen können. In diesem Jahr beendet sie ihr Studium zur Diplom-Trainerin an der Akademie des DOSB in Köln. Als Trainerin wäre es ihr „Ziel, in Potsdam zu bleiben. Momentan sieht das auch ganz gut aus. Ich unterstütze schon jetzt die Trainingsarbeit, wenn es nötig ist. Am liebsten würde ich mit einer eigenen Trainingsgruppe klein anfangen, wenn die Bundeswehr als mein Arbeitgeber das mit trägt“, sagt sie über ihre Zukunftspläne.