Samstag der 21. November 2014 in den Fulda-Auen: Das
Bootshaus des Kanu-Club-Fulda liegt noch in dichtem Nebel, als
die 29 Teilnehmer aus ganz Hessen anreisen. Die Hessische
Sportjugend hat in das Haus des KCF zur Fortbildung „Kindeswohl
und Aufsichtspflicht“ eingeladen und aufgrund der großen
Nachfrage wird es eng im Vortragsraum. Mehr war nicht möglich;
einigen Interessenten musste abgesagt werden.
Schon bei den Vorgesprächen wird schnell deutlich, dass viele
brisante Fragen den Tag bestimmen werden. So wie das Wetter,
ist auch das Thema für viele sehr „nebulös“. Was ist
Kindeswohl? Wann spricht man von sexualisierter Gewalt? Was ist
ein Macht- und Abhängigkeitsverhältnis? Ungewollte Berührungen,
Küsse, Vergewaltigung - unglaublich, mit was die Trainer und
Übungsleiter an diesem Tag konfrontiert werden! Licht ins
Dunkel Markus Horn aus Kassel. Er ist seit vielen Jahren
Referent der Hessischen Sportjugend und kann auf eine
langjährige Praxis als Sportler und Jugendbetreuer zurück
blicken.
Nach einem Impulsvortrag von Markus Horn, der die gesetzlichen
Grundlagen und die Handlungsempfehlungen der Sportjugend
beinhaltet, geht es in die Arbeitsgruppen. Anhand von
Arbeitsaufträgen werden in 5-er-Team verschiedene Fallbeispiele
bearbeitet und im Anschluss im Forum vorgestellt und intensiv
beleuchtet. Neben Markus Horn können auch einige Teilnehmer
Beispiele einbringen, die sehr nachdenklich stimmen.
Die Diskussionen sind lebhaft. Es gibt nicht schwarz und weiß!
Vielmehr muss der gesunde Menschenverstand helfen, einen Weg
für den "schlimmst-möglichen Fall" finden. Hilfestellung gibt
da die Broschüre „Irgendetwas stimmt da nicht“
(https://soziales.hessen.de/sites/default/files/HSM/leitfaden_fuer_ehrenamtliche_mitarbeiter-innen_zur_kindeswohlgefaehrdung.pdf),
vom Hessischen Jugendring, die allen Teilnehmern ausgehändigt
wurde. Keinesfalls darf man die Augen verschließen! Tot
schweigen ist ein absolutes NoGo. Und wer unsicher ist, sollte
professionelle Beratungsstellen zu Rate ziehen.
Mit der aufziehenden Sonne wurde einiges Klarer, aber die
Unsicherheiten konnten schlussendlich nicht ganz ausgeräumt
werden. Wichtig ist, dass man dieses sensible Thema mit sehr
viel Fingerspitzengefühl angeht und im Ernstfall die richtigen
Schritte einleiten kann.
Viel einfacher gestaltete sich augenscheinlich der 2. Teil der
Fortbildung. Aufsichtspflicht stand auf dem Plan. Dabei wurden
gesetzliche Vorgaben und rechtliche Folgen beleuchtet. In einer
weiteren Gruppenarbeit wurden die Inhalte der Aufsichtspflicht
vertieft. Das Thema war viel einfacher zu „greifen“.
Das Feed-Back für den Referenten war positiv! Keine trockene
Theorie, sondern eine Vielzahl von Beispielen hatte Markus Horn
eingebracht. Besonders gut fand man den Austausch in der
Gruppe, die sehr feinfühlig mit dem Thema Kindeswohl umzugehen
wusste. Ganz sicher werden die Teilnehmer dieses Thema in ihre
Vereine tragen und dafür sorgen, dass die Täter keine Chance
bekommen.
Text und Fotos: Harald Piaskowski