Dr. Josef Paukner, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fluss-Allianzen, verwies vor dem Start in Tittmoning auf das große Potential der Salzach als Naturfluss, das man nicht leichtfertig für eine marginale Stromgewinnung aufgeben sollte. Die bayerischen Flussallianzen würden mit Leidenschaft und Entschiedenheit für den Erhalt der frei fließenden Salzach kämpfen, um einen ähnlichen Erfolg wie an der Donau zu erzielen. Pünktlich um 11 Uhr starteten die Paddler und die Plätte mit den Ehrengästen bei strömendem Regen.
Hans Steindl als Schirmherr der Veranstaltung und Erster Bürgermeister der Stadt Burghausen, hob die Naturkraft hervor, die im letzten Jahr in Simbach besonders stark zum Ausdruck gekommen sei. Fließkraftwerke seien baulich und technisch zwar auf dem neuesten Stand, könnten aber der Kraft der Salzach bei Hochwasser nichts entgegensetzen.
In diesem Jahr ist es den Veranstaltern gelungen Prof. Dr. Hubert Weiger, Bund Naturschutz Deutschland, für die Veranstaltung zu gewinnen. Wortgewaltig und überzeugend unterstützte er die anwesenden Salzachfreunde mit seiner beeindruckenden Rede. "Sie haben hier ein Kleinod, das als Kleinod absolut unterschätzt ist. Wir brauchen einen solchen Fluss, damit die Leute wissen, was frei fließend überhaupt bedeutet", stellte er fest. Was Weiger und seine Mitstreiter so auf die Palme bringt, ist der Blick in die politische Geschichte. Er erzählt, dass es bereits 1978 eine Studie des bayerischen Umweltministeriums gegeben habe, die die energetische Nutzung als nicht sinnvoll ausgewiesen habe. Aufgrund derer habe der damalige Umweltminister Alfred Dick entschieden, die Ökonomie dort zurückzusetzen, wo die Ökologie dauerhaft geschädigt werde. Weiger machte deutlich, dass der gegenläufige Ministerratsbeschluss aus dem Jahr 2016 wider besseren Wissens gefasst wurde. Er machte deutlich, dass Deutschland der Stromexporteur Nummer eins sei und sogar Frankreich, das Atomkraftwerke abgeschaltet habe, teilweise mit sauberem deutschen Strom versorgt. Die drei geplanten Fließkraftwerke in der Salzach erzeugten maximal 30.000 Kilowatt, ein Atomkraftwerk dagegen 1,2 Gigawatt. "Grundsätzlich müssen wir auch beim Verbrauch selbst wieder mehr nachdenken. Allein der Standby-Betrieb von Elektrogeräten verbraucht jährlich die Energie von zwei Atomkraftwerken."
Dr. Norbert Schäffer von den Vogelschützern machte deutlich, der Einsatz für frei fließende Flüsse wie die Salzach könne nicht auf ein paar wenige weltfremde Aktivisten reduziert werden. "Wenn sie sehen, wer sich hier alles engagiert, dann hat das Kraft. Es kommt dazu, dass die Menschen wieder mehr Wildnis wollen. Wir dürfen die Menschen nicht daran gewöhnen, Flüsse zu verbauen. Sondern viel mehr daran, hier die Vielfalt zu fördern. Auch mit Arten, die man nicht kennt." In diesem Zuge erinnerte er an das Biodiversitätsprogramm, das die Vielfalt von Flora und Fauna fördert. Wie auf Plakaten zu lesen war, sind aber mittlerweile 95 Prozent der Flüsse verbaut, um damit 13 Prozent der Stromversorgung zu produzieren.
Gegen Querbauwerke würden sich die Salzachfreunde nicht
einmal sträuben, wohl aber gegen den Einbau von
Flusskraftwerken. "Dann wären wir bereit, eine Klage
einzureichen", warnte der Präsident des Bayerischen
Kanu-Verbandes, Oliver Bungers, der für die Veranstaltung
verantwortlich zeichnet. Er ärgerte sich darüber, dass seine
Mitstreiter und er zwar einen Termin im Wirtschafts- und
Umweltministerium hatten, die beiden Ressortchefinnen Ilse
Aigner und Ulrike Scharf allerdings nicht anwesend waren. Es
gehe doch darum, dass eine "richtig tolle Natur" nicht für
immer verloren gehe.
Landeshauptmann-Stellvertreterin des Landes Salzburg, Dr.
Astrid Rössler, reiste auch in diesem Jahr wieder per Fahrrad
von Salzburg nach Tittmoning an. Das Fahrrad wurde kurzerhand
auf der Plätte verladen, um mit seiner Eigentümerin nach
Burghausen fahren. Auch sie machte den Verfechtern für eine
frei fließende Salzach Mut. Sie erklärte, dass auf
Salzburger Gebiet derzeit die ersten 127 von rund 700 bis 800
Hektar Salzachgebiet wieder neu angelegt werden. "Wir sind
dabei, das größte und einzige LIFE-Projekt in Österreich zu
errichten", so die Grünenpolitikerin.
Gelungene Unterstützung erhielt die Veranstaltung durch
Mitglieder der Bayerischen Einzelpaddler-Vereinigung e.V.
Sie ließen es sich nicht nehmen, mit beeindruckenden
Transparenten, und einem „Trauerzug“ ihrer
Sympathie für eine „Salzach als Naturfluss“ freien Lauf zu
lassen!
Von Karin Fraundorfer