Die erste Änderung wurde gleich im Anschluß bekannt: Alle sechs paralympischen Kanuwettbewerbe werden im Kajak ausgetragen.
Ausschluß bestimmter Einschränkungen und Behinderungsformen
Nun wurde bei einer Sitzung des Sports For All Komitees des
Internationalen Kanuverbands (ICF), zusammen mit den
internationalen Klassifizierern und den Teamchefs der
Parakanu-Nationalmannschaften die weiteren Neuerungen bekannt
gegeben.
So haben Paddler, die ausschließlich Einschränkungen der
oberen Extremitäten haben, und Kanuten mit Bewegungsstörungen
wie Ataxie, Athethose oder Hypertonia der Muskulatur, nur die
Möglichkeit weiterhin im V1 zu starten.
Im Kajak gelten diese Sportler als nicht mehr
zulassungsfähig.
All diese Entscheidungen der IPC basieren auf den
wissenschaftlichen Untersuchungen, die von Anna Björkefors und
ihrem Team vom schwedischen Karolinska Institut im Auftrag des
ICF durchgeführt wurden. Zu wenige Athleten mit diesen
neurologischen Auswirkungen oder mit Einschränkungen der oberen
Extremitäten nahmen an der Studie teil. Ebenso waren es zu
wenige Va´a-Hochleistungssportler. „ Unser neues System basiert
auf Beweisen. Es waren einfach nicht genügend Athleten mit
diesen Einschränkungen dabei“ erklärte Anne Björkefors
dazu.
John Edwards, Vorsitzender des Sport For All Kommitees sagte:
„Vor der Tagung in Abu Dhabi war Parakanu raus aus dem
paralympischen Programm. So war es eine große Entscheidung für
uns. Natürlich sind wir enttäuscht, dass der V1nicht mit dabei
ist in Rio. Unser Ziel wird sein, dass der V1 als weitere
Bootsklasse 2020 dazukommt.“
Ohne das Engagement der deutschen Parakanuten, die zu den Test-Tagen nach Leipzig reisten, und der Unterstützung des Präsidenten des DKV, Thomas Konietzko, hätten die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen nie dazu gereicht, dass Kanu überhaupt paralympisch wird.
Die ICF entschied, noch weitere wissenschaftliche Studien anlässlich der WM 2015 in Mailand und der internationalen Wettkämpfe 2016 durchzuführen. Ziel soll dann 2017 sein, dass die Bootsklasse V1 2020 in Tokio paralympisch wird. Neben der Grundlagenarbeit der Wissenschaftler bei der Bewegungsanalyse der V1-Paddler, werden vor allem Paddler mit Einschränkungen der oberen Extremitäten in die Tests einbezogen. Auch sollen weiterhin Menschen mit Ataxie, Athethose und Hypertonia getestet werden, um so die Basis für ein darauf zugeschnittenes Klassifizierungssystem zu schaffen. Für diese Personengruppe wurde als Übergangslösung folgende Regelung getroffen: Sind die Sportler in der CP-ISRA Klasse 4 vorklassifiziert, dürfen sie im V1 starten. Diese Klasse wurde ausgewählt, da sie in anderen Sportarten kaum repräsentiert ist.
Neue Klassifizierungs-Vorgaben
Ab Beginn der Saison 2015 verfallen alle bisherigen
Klassifizierungen, sowohl national als auch
international.
Für die anstehenden neuen Klassifizierungen wurden auf Basis
der wissenschaftlichen Untersuchungen neue Testkriterien
entwickelt, und ein neues Punkte-System. Zu je einem Drittel
fließen nun die Bewertungen der Tests für den Rumpf, die Beine
und der technischen Klassifizierung ein. Als Mindestmaß an
Behinderung wurde festgelegt, dass der Sportler vier
Minuspunkte an einem Bein beim Test der Beine aufweisen muss,
um überhaupt als Parakanute klassifiziert werden zu können.
Die neuen Startklassen im Kajak heißen: Kl 1, Kl 2, Kl 3, wobei Kl für „Kajak Level“ steht. Im V1 heißt es dann analog: Vl 1, Vl 2, Vl 3. Dabei steht Kl 3 und Vl 3 für die Startklassen mit den geringsten Einschränkungen.
Um diese Aufgabe zu meistern, da allein in Deutschland 58 Parakanuten bisher klassifiziert wurden, wird mit der paralympischen Bootsklasse vor den 1. Qualifikationsrennen in Duisburg begonnen. Dort werden an zwei Tagen (17./18.4.) die neuen Klassifizierungen durchgeführt. Danach gibt es noch einige Termine bundesweit, um rechtzeitig vor den Deutschen Meisterschaften wenigsten alle Kajakfahrer neu klassifiziert zu haben.
Ronny Waßmuth, Ressortleiter Para-Kanu und internationaler technischer Klassifizierer, antwortete auf die Frage nach seiner Einschätzung des neuen Systems: „Mit den neuen Regeln rücken die Startklassen enger zusammen, was am Ende zu fairen Wettkämpfen führen wird. Man darf aber nicht die alten Startklassen mit den neuen Startklassen vergleichen. Es ist ein komplett neues System und wird sich in meinen Augen in der Zukunft etablieren. Athleten, die im Moment nicht mehr im Kajak startberechtigt sind, sollten nicht aufhören mit dem tollen Sport. Denn die Fortsetzung und Vertiefung der Studien sollen sie ja wieder mit reinbringen, spätestens 2017.“
Bei den nationalen und internationalen Parakanu-Wettkämpfen
werden weiterhin Rennen im K 1 und im V 1 ausgetragen werden.
So schon am 1. und 2. Mai 2015 bei den Europameisterschaften in
Racice, CZE.
Von Christel Schlisio