21.07.2015 | DKV / Verbände

Beeindruckende 25-jährige Bilanz des Landes-Kanu-Verbandes Brandenburg

Seit gut zwei Jahren übt Michael Schröder das Ehrenamt als Präsident des Landes-Kanu-Verbandes e.V. (LKV) Brandenburg aus. Seinem Engagement ist es geschuldet, dass der zuvor etwas ins Schlingern geratene Verband in kurzer Zeit wieder den richtigen Kurs im sicheren Fahrwasser fand.

Das kanusportliche Resümee, auf das er am 18.07. mit seinen einführenden Worten während der Festveranstaltung anlässlich der Gründung des LKV Brandenburg am 14.07.1990 verweisen konnte, verdeutlichte den enormen Einsatz und Aufwand seitens der zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte im Landesverband und in all seinen Vereinen. Nur so konnte erreicht werden, dass Brandenburg heute deutschlandweit als eine Kanuhochburg gilt.

Waren  am ersten Verbandstag Anfang 1991 noch 29 Kanuvereine/ -abteilungen mit knapp 2.600 Sportfreunden als Mitglieder registriert, so zählt heute der Landesverband bereits 38 Kanuvereine/ -abteilungen  mit etwas weniger als 3.000 sportbegeisterten Mitgliedern.

Dabei war anfangs der 1990er Jahre der Neubeginn im Vereinsaufbau sowie in der Trainings- und Wettkampfgestaltung alles andere als einfach und selbstverständlich. Vor allem der Umstand, dass sowohl im LKV als auch in den Vereinen nunmehr alle Funktionen mit ehrenamtlichen Kräften zu besetzen  waren sowie die Finanzierung von Trainerstellen und des Wettkampfbetriebes nicht von heute auf morgen gelöst werden konnten, bereiteten nicht wenig Kopfschmerzen.

Das erste Präsidium des LKV Brandenburg konnte sich mit Manfred Glöckner an der Spitze von Beginn an  voll auf den bisherigen Erfahrungsschatz solcher Sportfreunde wie Manfred Schubert, Lothar Klotz, Bernd Junghanns, Rainer Müller, Wolfgang Drescher  und Andreas Kunz  stützen. Sie waren auch die Organisatoren, die im engen Zusammenwirken mit den Verantwortlichen in den Vereinen die Grundlagen für die weitere Entwicklung des Kanusports in Brandenburg schufen.

In dem Vierteljahrhundert seines Bestehens hat sich der LKV Brandenburg vor allem im leistungssportlichen Bereich zu einem der erfolgreichsten Landesverbände des Deutschen Kanu-Verbandes entwickelt. Auch innerhalb des Landessportbundes Brandenburg kann wohl kaum ein anderer Fachverband auf eine derartig respektable internationale und nationale Titel- und Medaillenbilanz verweisen wie der Landes-Kanu-Verband.

Noch im Herbst 1991 beschrieb Sportjournalist Jens Trommer von der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel „Nachwuchs-Kanuten paddeln um Existenz“ die prekäre Situation bei den Potsdamer Kanuten, die dadurch gekennzeichnet war, dass die Trainer  um ihren Job bangten und bisherige Spitzenathleten reihenweise die Kanuabteilung des OSC Potsdam verließen.

Nichts desto trotz steckten Abteilungschef Manfred Schubert und Nachwuchstrainer Ralph Welke viel Kraft und Zeit in das Vorhaben, den Kanuleistungssport in der Landeshauptstadt wieder auf Kurs zu bringen. Unter der Schlagzeile „Potsdam hat wieder eine Kanu-Streitmacht“ verwiesen die „Potsdamer Neueste Nachrichten“ bereits am 29.2.1992 im Zusammenhang mit der Fusion der Kanuabteilung des OSC Potsdam und der Kanuten der SG Geltow zum Kanu-Club Potsdam im OSC und dem möglichen Comeback von Birgit Schmidt darauf, dass die Potsdamer dabei waren, wieder eine „starke Flottille“ zu bilden.

Ähnlich sah es zu jener Zeit in den anderen Kanuvereinen/ -abteilungen des LKV Brandenburg aus. Dass die Anfangsprobleme in relativ kurzer Zeit überwunden und  nach 25 Jahren auf eine beeindruckende  positive Bilanz des Brandenburger Kanusports zurückgeblickt werden kann, ist in erster Linie den Anstrengungen der zahlreichen ehrenamtlich tätigen Sportfreunde, egal ob als Vorstandsmitglieder, Trainer, Übungsleiter oder Helfer und Unterstützer aus den Reihen der Sportlereltern zu verdanken. Ohne jene Kanusportbegeisterten wäre der  LKV Brandenburg nicht das, was er heute darstellt. Andererseits waren die Hilfeleistungen durch den Deutschen Kanu-Verband, den Olympiastützpunkt, den Landessportbund, die Sporthilfe und weitere Institutionen sehr bedeutsam. Nicht zu vergessen die enge Partnerschaft mit der Sportschule Friedrich Ludwig Jahn bei Weiterentwicklung der Paddeltalente.

Der Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Finanzminister des Landes Brandenburg Christian Görke überbrachte auf der Festveranstaltung im Potsdamer Kongresshotel den Dank der Landesregierung an die Trainer und Übungsleiter sowie alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für deren erbrachte Leistungen und versicherte, dass im Landeshaushalt 2016 die Sportförderung insgesamt um eine Million Euro aufgestockt wird. Darüber hinaus stellte er  fest: “Mit den 22 olympischen Medaillen der Brandenburger Kanurennsportler kann man den LKV Brandenburg als erfolgreichsten Verband deutschlandweit und sicherlich auch kontinental bezeichnen.“

Mit voller Berechtigung hat die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger, die herzliche Grüße des verhinderten Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt überbrachte, angesichts der internationalen Medaillenfülle auf einen weiteren positiven Aspekt verwiesen: „Nicht nur die Erfolge der Sportler sind bedeutsam, sondern auch deren Vorbildwirkung für den Nachwuchs.“

Fünfzehn Jahre lang bekleidete Manfred Glöckner die Funktion des LKV-Präsidenten, bevor er im März 2005 den Staffelstab an Henry Schiffer übergab, der sich dafür einsetzte, dass sich  die Regattastrecke auf dem Brandenburger Beetzsee zu einer  stark beachteten Adresse für die Ausrichtung internationaler Wettkämpfe im Kanu-Rennsport mauserte. So wurden in den letzten sieben Jahren in Brandenburg an der Havel zwei Europameisterschaften und mehrere internationale Junioren-Cups im Kanu-Rennsport sowie dreimal Weltcups im Kanu-Marathonrennsport veranstaltet

Besonders eng mit der Entwicklung und Profilierung des LKV Brandenburg sind die Namen von Manfred Schubert und Lothar Klotz verbunden. Obwohl Manfred Schubert sein Ehrenamt als Vizepräsident Olympischer Wettkampfsport im Jahre 2008 an seinen Nachfolger  übergeben hatte, steht er auch noch heute im 81. Lebensjahrjederzeit zur Verfügung, wenn sein Rat und seine Hilfe gefragt sind. Nicht zuletzt seinem persönlichen  Einsatz ist es zu verdanken, dass vielen jungen Paddeltalenten im Kanu-Rennsport der Weg bis zur Weltspitze geebnet werden konnte. Als Präsident Michael Schröder während der Festveranstaltung Manfred Schubert für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenpräsidenten des LKV Brandenburg ernannte, erheben sich die teilnehmenden Gäste spontan von ihren Plätzen, um mit ihren Beifall diese Würdigung nachdrücklich zu unterstützen.

Im besonderen Maße hat  die Arbeit in den Landesstützpunkten, für die sich Lothar Klotz in seiner Funktion als Landestrainer Jahren stark einsetzte, viel zur Nachwuchssicherung beigetragen. Momentan verfügt der LKV Brandenburg über acht dieser Trainingszentren. Als Zeichen der Anerkennung einer vorbildlichen Nachwuchsarbeit wurden der Kanu Club Potsdam und die Kanuabteilungen von Wassersport  PCK 90 Schwedt,  Einheit Spremberg und erst vor kurzer Zeit auch von ESV Lok RAW Cottbus mit dem Grünen Band der Commerzbank und des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgezeichnet.

Im Verlaufe des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des LKV erkämpften die Brandenburger Kanu-Rennsportler 15 Olympiasiege und 43 Weltmeistertitel sowie weitere 7 olympische und 63 WM - Medaillen. Dazu kommen 39 Europameisterschaftstitel und weitere 51 EM - Medaillen. Zudem holten sich im Kanu-Rennsport die Brandenburger Junioren 13 WM - und 10 EM -Titel sowie weitere 52 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Auch bei den Deutschen und Ostdeutschen Meisterschaften waren die Brandenburger Athleten in den vergangenen Jahren stets auf den vorderen Rängen zu finden.

Jedoch auch die Wettkampfsportarten Kanu-Slalom und Kanu-Polo können auf Erfolge verweisen. So ist die SG Einheit Spremberg  der einzige Verein  des LKV, in dem nach wie vor der Slalomsport betrieben wird und dessen Aktivitäten nach 1990 mit zwei Juniorenweltmeistern zu Buche stehen. Das unterstreicht die an jenem Standort geleistete gute Nachwuchsarbeit. Gleich nach der politischen Wende wurde im ESV Lok RAW Cottbus und beim SSV PCK 90 Schwedt Kanu-Polo betrieben. Dabei gelang den Cottbusern 1994 der Aufstieg in die Bundesliga und vier Jahre später errangen sie sogar den Meistertitel.

Der gute Ruf, den sich der Brandenburger Kanusport in den letzten fünfundzwanzig Jahren erworben hat, gründet sich einerseits auf die beachtenswerten Wettkampfergebnisse.  Jedoch auch die vorbildliche Organisation zahlreicher Veranstaltungen, zu denen u. a. sowohl die Wasserspiele, der Kanalsprint und die Schlösserfahrt in Potsdam als auch die  von der Kanuabteilung des ESV RAW Lok Cottbus sichergestellten zahlreichen Angebote für die Kanu-Wandersportler im Spreewald und die vielfältigen Drachenbootaktivitäten in Neuruppin und anderen Standorten zählen, bewirkten eine stärkere öffentliche Wahrnehmung der Wassersportart.

Der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) Thomas Konietzko wies in seiner Grußansprache auf einen Unterschied zwischen verschiedenen großen Städten in Bezug auf die Würdigung der Leistungen im Kanusport hin: „Der Unterschied besteht darin, dass die in Potsdam und Brandenburg an der Havel ansässigen Politiker im Gegensatz zu anderen Städten mit den Kanusportlern zusammen in einem  Boot sitzen. Deshalb kann man auch Brandenburg als ‚Kanuland‘ bezeichnen.“ Gleichzeitig würdigte er besonders die Leistungen derjenigen, die ab 1990 den Neubeginn im LKV und bei der Kanuabteilung des OSC Potsdam tatkräftig in die Hand nahmen und den Leistungssport weiter entwickelten. Als Resultat dieser Arbeit stellte Konietzko fest: „ 50% aller olympischen Medaillen des Deutschen Kanu-Verbandes in den letzten 25 Jahren wurden von Brandenburger Kanuten erpaddelt.“ Als Glücksgriff für den LKV Brandenburg bewertete er die Übernahme des Ehrenamtes als LKV-Präsident durch Michael Schröder, dem es gelungen ist, das vor über zwei Jahren etwas geschädigte Image des Landesverbandes wieder herzustellen. Und im Zusammenhang mit seinem Dank an alle haupt- und ehrenamtlich Mitstreiter im Kanusport stellte der DKV-Präsident fest: „Der Standort Potsdam bildet eine gute Ausgangsposition für Spitzenergebnisse im Kanu-Rennsport. Gleichzeitig appelliere ich an alle gesellschaftlichen Kräfte, den sportlichen Leistungen noch mehr Anerkennung zukommen zu lassen.“ In Würdigung vorbildlicher Leistungen nahm Thomas Konietzko anschließend zwei Ehrungen vor. Dem langjährigem Fachwart Umwelt und Gewässer des LKV Brandenburg überreichte er den Ehrenbrief des DKV und den Potsdamer Canadier-Bundestrainer Ralph Welke zeichnete er mit der Goldenen Sportler-Ehrennadel des DKV aus.

Nicht nur im Kampf um Titel und Medaillen wurden Erfolge erzielt. Auch, wenn es im Verlaufe der vergangenen 25 Jahre  darum ging, die materiellen Voraussetzungen zur Ausübung des Kanusports weiter zu verbessern oder das Vereinsleben zu gestalten, wurde vielerorts in den Kanuvereinen und -abteilungen Hand angelegt. Sowohl in Eigenleistung als auch mit Unterstützung von Sponsoren  und Nutzung von Fördermitteln wurden Sportanlagen renoviert oder neu errichtet, Sportgeräte neu angeschafft oder alte Bootshäuser durch neue ersetzt.

Für ihren unermüdlichen Einsatz im Interesse des Kanusports und das damit verbundenen ehrenamtlichen Engagements zeichnete Präsident Michael Schröder zahlreiche Mitglieder aus den Vereinen mit einer Medaille zum 25. Jahrestag des Landes-Kanu-Verbandes aus.

In Ihrem Grußwort am Samstagnachmittag bedankte sich die Oberbürgermeisterin von Brandenburg an der Havel Dr. Dietlind Tiemann ganz herzlich für die Möglichkeit, bei der Festveranstaltung dabei zu sein und hob nachdrücklich das einvernehmliche Miteinander der Stadt mit dem Kanuverband und ihrem Präsidenten hervor. So wie die Entwicklung der Regattastrecke Beetzsee nur im Zusammenwirken zahlreicher Kräfte und Institutionen möglich war, so ist  Brandenburg an der Havel auch weiterhin an einer engen Zusammenarbeit mit dem LKV interessiert, zumal der Sport bislang eine positive Auswirkung auf die Stadt ausstrahlte.

Wie sehr das öffentliche Interesse am Kanusport in den vergangenen Jahren aufgrund der sportlichen Leistungen und der Ausrichtung publikumswirksamer Veranstaltungen gestiegen ist, lässt sich unter anderem an den jährlichen Umfragen nach den Sportlern des Jahres im Land Brandenburg ermessen. Hier zählen die Kanuten traditionell zu heißen Anwärtern auf einen der vorderen Plätze.

Eine der Athletinnen, die mehrfach als Sportlerin des Jahres geehrt wurde, ist Katrin Wagner-Augustin als die erfolgreichste Brandenburger Kanusportlerin der letzten 25 Jahre. Immerhin verbuchte sie vier Olympiasiege, zehn Welt- und dreizehn Europameistertitel  sowie weitere zwei Olympiamedaillen und 37 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften auf ihrem Konto. Als Sportlervertreterin unterstrich sie vor den Teilnehmern der Festveranstaltung: „Der Landes-Kanu-Verband hat uns groß gemacht. Ich danke all denjenigen, die uns als aktive Sportler unterstützt haben und schließe in dieses Dankeschön vor allem unsere Trainer und Sponsoren ein.“

Von Günter Welke

 

 

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