Viele solcher oder ähnlicher Fragen mögen einen großen Teil der neuen Sportschüler bei der Einschulungsveranstaltung in der Potsdamer MBS - Arena bewegt haben. Einige der mehrheitlich 13- bis 14-jährigen am 24.08. eingeschulten Nachwuchssportler haben über ältere Geschwister oder Freunde bereits Eindrücke und Vorstellungen über die Unterrichts- und Trainingsgestaltung auf dem Schul- und Sportgelände im Luftschiffhafen gewonnen.
Sowohl den Neuankömmlingen als auch deren Eltern und weiteren Begleitern gab Schuldirektor Rüdiger Ziemer nach einem herzlichen Willkommen einen kurzen Überblick über das Geschehen an der Sportschule Friedrich Ludwig Jahn und die bisher erreichten Erfolge ehemaliger und aktueller Schüler.
Was ein Sportschüler bei entsprechenden Voraussetzungen, eigenem Willen und Unterstützung durch Schule und Verein erreichen kann, belegte Schulleiter Ziemer mit Verweis auf die Absolventen Franziska Weber und Sebastian Brendel. Beide Kanusportler gelangten sowohl zu Titelehren bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften und gestalteten auch erfolgreich ihre berufliche Entwicklung.
Direktor Ziemer konnte am Einschulungstag auch mit gewissem Stolz darauf verweisen, dass trotz der hohen sportlichen Belastung der Schüler der Notendurchschnitt von 2,25 an der Sportschule im Vorjahr messbar besser war als der Landesdurchschnitt. Andererseits ermunterte er die Sportlereltern, im Interesse der optimalen Förderung der Sporttalente, aktiv an der Zusammenarbeit von Schule, Trainingszentren und Sportpark Luftschiffhafen mitzuwirken.
Neun junge Paddeltalente aus Spremberg, Brandenburg an der Havel, Potsdam, Wusterwitz, Rathenow und Eisenhüttenstadt wurden im Beisein des Präsidenten des LKV Brandenburg Michael Schröder in die neue siebente Klasse Volleyball/ Kanu unter Leitung der Klassenlehrerin Frau Runge aufgenommen. Weitere vier Kanu-Quereinsteiger aus Potsdam, Finow und Budapest wurden in die achte bzw. elfte Klasse der Sportschule eingegliedert. Ähnlich wie der 13-jährige Jonas Gnoth aus Spremberg, beginnen alle Kanu-Sportschüler ihren neuen Lebensabschnitt in Potsdam mit gespannten Erwartungen, größtenteils fern vom elterlichen Zuhause. Jonas ist einer von drei jungen Spremberger Kanusportlern, die sich hier an der Sportschule und am Landesstützpunkt Potsdam weiterentwickeln wollen. „Nachdem ich mich in Spremberg schulisch weiter verbessert habe, hoffe ich auch auf Unterstützung an der Sportschule. In Deutsch und Englisch habe ich noch etwas Nachholbedarf. Auf alle Fälle freue ich mich auf die neuen schulischen und sportlichen Herausforderungen und das gute Umfeld“, offenbart sich der bisherige Schützling der Spremberger Trainerin Berit Klaua. Sportlich ist er gut drauf, obwohl er erst seit zwei bis drei Jahren paddelt. Immerhin hat er bereits vordere Plätze bei den Landesmeisterschaften und Ostdeutschen Meisterschaften belegt.
Sein ebenfalls 13-jähriger Klassen- und Trainingsgefährte Lukas Böllecke, ebenfalls aus Spremberg, hat vor vier Jahren mit dem Kanusport begonnen, und in seiner Trainingsgruppe Geborgenheit und Unterstützung gefunden. Aufgrund seiner guten sportlichen Entwicklung wurde er zur Potsdamer Sportschule delegiert. Er ist jedoch nicht im Internat untergebracht, sondern in einem Kinderheim in Potsdam-Eiche. „Den Schulweg von Eiche in den Luftschiffhafen muss ich erst noch erkunden“, gesteht Lukas ein. „Entweder mit dem Bus oder mit dem Fahrrad werde ich das auf jeden Fall schaffen“, gibt er sich optimistisch. Dazu muss man wissen, dass er seit seinem achten Lebensjahr im Heim lebt und natürlich auch von seinem Potsdamer Umfeld erhofft, neue Freunde und Verständnis zu finden.
Als Quereinsteiger in die elfte Klasse scheint der gebürtige 17-jährige Budapester Tamas Gescö eine echte sportliche Verstärkung im Kajakbereich für den KC Potsdam zu sein. Seit sechs Jahren ist er als Kanurennsportler aktiv. Das Paddeln hat er in seinem Heimatklub BKV Elöre SC erlernt, ist mit Erfolg bei den Olympic Hope Games 2012 und 2013 gestartet und hat dort dreimal einen ersten Platz belegt. Auch einen ungarischen Meistertitel im Jugendbereich hat er errungen. Ein Jahr lebte Tamas bislang in Berlin und hat dort auch gepaddelt. „Ich habe mich entschlossen, meinen weiteren Entwicklungsweg - sowohl schulisch als auch sportlich - in Potsdam zu gehen. Mir gefallen das hiesige Internat und die Sportschule besser, als in Berlin-Grünau. Ich sehe hier auch für mich die größeren Möglichkeiten“, begründet Tamas seinen Entschluss, im Potsdamer Luftschiffhafen Fuß zu fassen. Seine Eltern, die ihn auch zur Einschulung in Potsdam begleitet haben, hatten ihm empfohlen, in das Ausland zu gehen. In nur zwei Jahren hat Tamas so gut die deutsche Sprache erlernt, dass es überhaupt keine Verständigungsschwierigkeiten gibt. Außerdem hat er in dem Canadierfahrer Gellert Gintli einen ungarischen Landsmann und Freund an seiner Seite, der bereits seit mehr als einem Jahr für den KC Potsdam aktiv ist und bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften sechs Medaillen gewann. Dass er sich den Wechsel nach Potsdam gut überlegt hat, bekräftigt Tamas mit dem Vorsatz: „In drei Jahren möchte ich an der Potsdamer Sportschule mein Abitur ablegen“.
Günter Welke