In Torgau hatte der 1. Beigeordnete der Stadt Osmar Brück es
sich im Beisein von Heiner Quandt, Präsident des Sächsischen
Kanu-Verbandes, sowie von Organisationsleiter Harald Zeiler
nicht nehmen lassen, die über einhundert Kanuten persönlich zu
begrüßen und mit warmen Worten die Geschichte und Vorzüge
Torgaus zu preisen, in der Hoffnung, die paddelnden Gäste auch
einmal für länger als nur für eine Nacht in der Stadt
beherbergen zu können. Starke Argumente fuhren auch die
Gastgeber um den Vereinsvorsitzenden Jürgen Becker vom Torgauer
Kanu Club auf: Am Nachmittag sorgte ein Eiswagen bei den
ankommenden Paddlern für wohltuende und leckere Erfrischung,
auch das Getränkespektrum und am Abend die Köstlichkeiten vom
Grill sowie eine schmackhafte Soljanka ließen kaum Wünsche
offen – dass die Torgauer den Hunger der eifrigen Paddler
vielleicht etwas unterschätzt haben, ließ sich
verschmerzen.
Da der unerbittliche Tour-Plan keinen längeren Aufenthalt in
Torgau zuließ, diskutierten die Elbe-Fahrer bis spät in den
Abend allerlei Strategien, wie man die nächste Etappe bis
Wittenberg – mit 58 Kilometern die längste der gesamten Tour –
bei der angekündigten Hitze mit rund 30 Grad am besten
bewältigt. Ganz weit vorn: früh aufstehen und zeitig
lospaddeln! Einen gewissen Charme hatte auch die Devise von
Karin Heye aus Hamburg und ihrer niederländischen
Paddelkollegin Marije Lugtmeier, die mit einer
hochinteressanten „Tretboot“-Variante ganz ohne Armkraft
unterwegs ist: „Wir freuen uns morgen auf die 58 Kilometer“,
meinten sie.
Elbe-Paddler sind Frühaufsteher
In der Tat begann der nächste Tag bei vielen
Elbefahrt-Teilnehmern schon frühzeitig mit dem emsigen Packen
der Boote und gegen sieben Uhr waren die ersten bereits auf dem
Wasser unterwegs. Wie auf den Etappen zuvor zog sich der Pulk
wieder weit auseinander, der Beobachter am Ufer sah mal zwei,
drei oder auch mal vier Boote zusammen vorüber ziehen, oftmals
aber auch nur ein Boot allein. Auf den Etappen, wo sich anders
als zu Beginn der Elbefahrt nicht mehr eine Sehenswürdigkeit an
die andere reiht, bietet vor allem die Ruhe reichlich
Gelegenheit zu ausgiebigen Naturbeobachtungen, insbesondere der
Vogelwelt. So berichteten die Paddler von Störchen, Reihern,
Milanen, Flussuferschwalben und gar einem Eisvogel, zudem
wurden Marder am Ufer gesichtet. Großen Zuspruch fanden darüber
hinaus „idyllische Buchten zum Rasten, Baden oder Kuscheln“. So
ging schließlich auch die längste, bislang heißeste und wohl
auch anstrengendste Etappe zu Ende, ohne dass die Elbe-Paddler
auch nur das geringste Motivationstief erkennen ließen. Dafür
sorgte nicht zuletzt der Empfang bei der WSG Wittenberg, wo
scheinbar der ganze Verein mit Kanu-Abteilungsleiter Dieter
Boost an der Spitze sich um die ankommenden Kanuten kümmerte.
Die oben schon erwähnte Karin Heye kommentierte dies treffend:
„Man ist mit dem Hintern noch gar nicht ganz aus dem Boot,
schon hat man eine Tüte mit allerlei nützlichem
Informationsmaterial in der Hand.“ Das Nonplusultra der
Wittenberger Betreuung: ein Wäscheservice, bei dem die Paddler
verschmutzte und verschwitzte Sachen abgeben können und wenig
später gewaschen wieder zurück erhalten.
Überhaupt zählt die Gastfreundschaft der Vereine zu jenen
Merkmalen der Elbefahrt, die die Teilnehmer immer wieder lobend
hevorheben: „Was die Vereine hier alles für uns machen, ist
echt toll“, sagten z. B. Gerhard Scholz und Charlotte Rieger
von den Bremer Kanuwanderern. Auch Annette Tessin vom
Godesberger Kanu Club meinte über ihre erste Elbefahrt: „Das
Angebot der Vereine ist phänomenal.“ Ähnlich anerkennend
äußerten sich Doris und Fritz Seemann vom Paddelklub Hannover,
Andrea Spinner vom Kanuklub Petershagen an der Weser, Dieter
Sachs aus Traunstein, Friedhelm Wittmeier vom ETV Hamburg und
andere.
DKV-Präsident Thomas Konietzko: Elbefahrt im Herzen
der Kanuten verankert
In Wittenberg stieß am späten Nachmittag auch DKV-Präsident
Thomas Konietzko zu den Elbe-Paddlern. Er sei gern gekommen,
denn er habe schon 2008 bei der vorerst letzten Elbefahrt das
besondere Feeling der Tour, aber auch die Traurigkeit bei den
damaligen Teilnehmern angesichts des bevorstehenden Endes der
Fahrt gespürt, sagte er und betonte: „Wenn zu den Wurzeln des
Kanusports gehört, was die Kanuten so lieben – Paddeln, dabei
die Gegend anschauen und die Landschaft genießen – dann sind
solche Fahrten wie die Elbefahrt absolut zeitgemäß. Ich freue
mich, dass solche Fahrten durchgeführt werden und dass es Leute
gibt, die sich bei deren Organisation den Hut aufsetzen.“ Die
Elbefahrt sei eine „wunderschöne Traditionsfahrt und im Herzen
der Kanuten verankert“, und er hoffe, wandte er sich
augenzwinkernd an Organisationsleiter Harald Zeiler, wenn
dieser in 15 Jahren die Organisation aus der Hand geben sollte,
dass dann ein Nachfolger bereit stehe. Den Tour-Teilnehmern
wünschte Thomas Konietzko weiterhin viel Spaß auf dem Weg nach
Hamburg und dass sie viele schöne Erinnerungen mit nach Hause
nehmen mögen.
Hans-Peter Wagner
Die Elbefahrt im Fernsehen:
Der MDR sendet am Montag, 21.7., 11 Uhr eine Reportage über die Etappe nach Wittenberg!