19.07.2014 | Kanu-Freizeit

Ankunft in Wittenberg: Elbe-Paddler begeistert von der Gastfreundschaft der Vereine

Nach einem Drittel der insgesamt zu paddelnden 635 Kilometer haben die Elbefahrt-Teilnehmer inzwischen Lutherstadt Wittenberg und damit Sachsen-Anhalt erreicht. Die letzten beiden Etappen verlangten den Paddlern einiges ab, doch die gastgebenden Kanuvereine in Torgau und Wittenberg sorgten dafür, dass die Strapazen schnell vergessen waren.
In Wittenberg genießen die Paddler den 2. Ruhetag

In Torgau hatte der 1. Beigeordnete der Stadt Osmar Brück es sich im Beisein von Heiner Quandt, Präsident des Sächsischen Kanu-Verbandes, sowie von Organisationsleiter Harald Zeiler nicht nehmen lassen, die über einhundert Kanuten persönlich zu begrüßen und mit warmen Worten die Geschichte und Vorzüge Torgaus zu preisen, in der Hoffnung, die paddelnden Gäste auch einmal für länger als nur für eine Nacht in der Stadt beherbergen zu können. Starke Argumente fuhren auch die Gastgeber um den Vereinsvorsitzenden Jürgen Becker vom Torgauer Kanu Club auf: Am Nachmittag sorgte ein Eiswagen bei den ankommenden Paddlern für wohltuende und leckere Erfrischung, auch das Getränkespektrum und am Abend die Köstlichkeiten vom Grill sowie eine schmackhafte Soljanka ließen kaum Wünsche offen – dass die Torgauer den Hunger der eifrigen Paddler vielleicht etwas unterschätzt haben, ließ sich verschmerzen.
Da der unerbittliche Tour-Plan keinen längeren Aufenthalt in Torgau zuließ, diskutierten die Elbe-Fahrer bis spät in den Abend allerlei Strategien, wie man die nächste Etappe bis Wittenberg – mit 58 Kilometern die längste der gesamten Tour – bei der angekündigten Hitze mit rund 30 Grad am besten bewältigt. Ganz weit vorn: früh aufstehen und zeitig lospaddeln! Einen gewissen Charme hatte auch die Devise von Karin Heye aus Hamburg und ihrer niederländischen Paddelkollegin Marije Lugtmeier, die mit einer hochinteressanten „Tretboot“-Variante ganz ohne Armkraft unterwegs ist: „Wir freuen uns morgen auf die 58 Kilometer“, meinten sie.

Elbe-Paddler sind Frühaufsteher
In der Tat begann der nächste Tag bei vielen Elbefahrt-Teilnehmern schon frühzeitig mit dem emsigen Packen der Boote und gegen sieben Uhr waren die ersten bereits auf dem Wasser unterwegs. Wie auf den Etappen zuvor zog sich der Pulk wieder weit auseinander, der Beobachter am Ufer sah mal zwei, drei oder auch mal vier Boote zusammen vorüber ziehen, oftmals aber auch nur ein Boot allein. Auf den Etappen, wo sich anders als zu Beginn der Elbefahrt nicht mehr eine Sehenswürdigkeit an die andere reiht, bietet vor allem die Ruhe reichlich Gelegenheit zu ausgiebigen Naturbeobachtungen, insbesondere der Vogelwelt. So berichteten die Paddler von Störchen, Reihern, Milanen, Flussuferschwalben und gar einem Eisvogel, zudem wurden Marder am Ufer gesichtet. Großen Zuspruch fanden darüber hinaus „idyllische Buchten zum Rasten, Baden oder Kuscheln“. So ging schließlich auch die längste, bislang heißeste und wohl auch anstrengendste Etappe zu Ende, ohne dass die Elbe-Paddler auch nur das geringste Motivationstief erkennen ließen. Dafür sorgte nicht zuletzt der Empfang bei der WSG Wittenberg, wo scheinbar der ganze Verein mit Kanu-Abteilungsleiter Dieter Boost an der Spitze sich um die ankommenden Kanuten kümmerte. Die oben schon erwähnte Karin Heye kommentierte dies treffend: „Man ist mit dem Hintern noch gar nicht ganz aus dem Boot, schon hat man eine Tüte mit allerlei nützlichem Informationsmaterial in der Hand.“ Das Nonplusultra der Wittenberger Betreuung: ein Wäscheservice, bei dem die Paddler verschmutzte und verschwitzte Sachen abgeben können und wenig später gewaschen wieder zurück erhalten.
Überhaupt zählt die Gastfreundschaft der Vereine zu jenen Merkmalen der Elbefahrt, die die Teilnehmer immer wieder lobend hevorheben: „Was die Vereine hier alles für uns machen, ist echt toll“, sagten z. B. Gerhard Scholz und Charlotte Rieger von den Bremer Kanuwanderern. Auch Annette Tessin vom Godesberger Kanu Club meinte über ihre erste Elbefahrt: „Das Angebot der Vereine ist phänomenal.“ Ähnlich anerkennend äußerten sich Doris und Fritz Seemann vom Paddelklub Hannover, Andrea Spinner vom Kanuklub Petershagen an der Weser, Dieter Sachs aus Traunstein, Friedhelm Wittmeier vom ETV Hamburg und andere.


DKV-Präsident Thomas Konietzko: Elbefahrt im Herzen der Kanuten verankert
In Wittenberg stieß am späten Nachmittag auch DKV-Präsident Thomas Konietzko zu den Elbe-Paddlern. Er sei gern gekommen, denn er habe schon 2008 bei der vorerst letzten Elbefahrt das besondere Feeling der Tour, aber auch die Traurigkeit bei den damaligen Teilnehmern angesichts des bevorstehenden Endes der Fahrt gespürt, sagte er und betonte: „Wenn zu den Wurzeln des Kanusports gehört, was die Kanuten so lieben – Paddeln, dabei die Gegend anschauen und die Landschaft genießen – dann sind solche Fahrten wie die Elbefahrt absolut zeitgemäß. Ich freue mich, dass solche Fahrten durchgeführt werden und dass es Leute gibt, die sich bei deren Organisation den Hut aufsetzen.“ Die Elbefahrt sei eine „wunderschöne Traditionsfahrt und im Herzen der Kanuten verankert“, und er hoffe, wandte er sich augenzwinkernd an Organisationsleiter Harald Zeiler, wenn dieser in 15 Jahren die Organisation aus der Hand geben sollte, dass dann ein Nachfolger bereit stehe. Den Tour-Teilnehmern wünschte Thomas Konietzko weiterhin viel Spaß auf dem Weg nach Hamburg und dass sie viele schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen mögen.
Hans-Peter Wagner

Die Elbefahrt im Fernsehen:

Der MDR sendet am Montag, 21.7., 11 Uhr eine Reportage über die Etappe nach Wittenberg!

Zurück zur Liste