1. Etappe startete sie am 30.8.11 von Buenos Aires
(Argentinien) aus. Sie dauerte 247 Tage, während denen 7.676 km
zurückgelegt wurden.
Die 2. Etappe begann am 25.8.12 in Valparaiso (Chile) und
dauerte 228 Tage (7.736 km).
Von der kolumbianisch-venezuelanischen Grenze brach Freya zu
ihrer 3. Etappe auf. Sie endete nach 193 Tagen im 5.498 km
entfernten Humberto des Campos (Sao Luis / Brasilien).
Eigentlich wollte Freya am Ende der 3. Etappe in Fortaleza
(Brasilien) anlanden. Aber bis dahin hätte sie einen ca. 600 km
langen Brandungsgürtel überwinden müssen. Sie startete wohl
noch am 25.4.12 einen Versuch durch die Brandung. 2-3 m hohe
Brecher und Gegenwind & -strom ließen sie jedoch kaum
vorankommen. Teilweise paddelte sie nur im Zeitlupentempo, d.h.
mit 1-2 km/h statt mit dem sonst üblichen Gepäckfahrtentempo
von 4-5 km/h. Nur 15 km kam sie an diesem Tag voran. Das
gab ihr den Rest und raubte ihr ganz plötzlich sämtliche
Motivation, im Endstadium ihrer 3. Etappe auch nur noch einen
einzigen Tag dort entlang der Brandung zu paddeln.
Brandung bis über den Horizont hinaus
Fast 6 Monate später kehrte nun Freya am 19.10.14 wieder
zurück und schlug ihr erstes Nachtlager genau an jenem
Strandabschnitt auf, wo sie bei ihrer 3. Etappe aufgab und zum
nächstgelegenen Ort Humberto des Campos zurückpaddelte. Gute
Bekannte aus San Luis haben sie vom nahen Flughafen abgeholt
und auf Umwegen über Travosa direkt an den Strand
gebracht.
Einen Tag später, am 20.10.14, war es dann so weit. Es sollte
ihr 669. Fahrtentag werden. Aber die Gewässerbedingungen ließen
keine Freude aufkommen. Sie waren schlechter, als sie am
25.4.14 beschloss, ihre 3. Etappe zu beenden. Es blies ein 5er
Gegenwind. Der Brandungsgürtel reichte bis zum Horizont. Das
war das erste Mal, dass Freya in ihrem Blog zugestand, keinen
Drive mehr zu haben, bei diesen Bedingungen auf Tour zu gehen;
denn solche Wind- und folglich Seegangsbedingungen waren in
dieser Region nicht nur für Oktober, sondern für das ganze Jahr
typisch.
Frühestens nach ca. 1.000 km etwa in Höhe von Touros (Santa
Luzia), wahrscheinlich jedoch erst nach weiteren ca. 350
Kilometern in Recife, nahe des östlichen Punktes Brasiliens,
konnte Freya mit einer Verbesserung der Gewässerbedingungen
rechnen, d.h. mit Wind & Strömung von achtern und das alles
bei weniger Brandung.
„Mut zur Lücke“
Der „Knoten“ in ihrem Bauch, den sie sofort spürte, als sie
mit ihren Bekannten aus Sao Luis am Strand stand und hinaus auf
die offene, weiße See schaute, hatte sich am nächsten Tag,
ihrem Starttag zur 4. Etappe zu einem „Doppelknoten“
entwickelt; denn Freya wurde hier mit Gewässerbedingungen
konfrontiert, die sie bislang an Land „aussaß“. Hier war nur an
ein Paddeln während der Ebbzeit möglich, eigentlich nur
zwischen 2 Std. nach Hochwasser bis Niedrigwasser, d.h. ca. 4
Std. Nur während dieser Zeit brandeten die Brecher mit weniger
Wucht auf den mehr oder weniger steilen Strand. Was für
Aussichten. Bei 2-3 km/h Fahrtengeschwindigkeit käme sie dann
täglich max. 12 km voran. D.h. statt ca. 25 Paddeltage würde
sie nun über 80 Paddeltage benötigen, um dann endlich mit
Unterstützung des „Südost-Passats“ und des „Brasil-Stroms“ gen
Süden zum immerhin noch ca. 4.500 km entfernt liegenden Buenos
Aires (Argentinien) paddeln können, ohne tagtäglich beim
Starten und Anlanden durch die Brandung mit dem Risiko leben zu
müssen, nicht nur ihre Ausrüstung zu verlieren, sondern gleich
auch noch ihr Leben. Freya hatte also eine Entscheidung zu
treffen. Das fiel ihr dieses Mal nicht so leicht wie damals
während ihrer 2. Etappe, als sie erkannte, dass Gegenwind &
-strom es ihr unmöglich machten, Südamerika in drei Etappen zu
umrunden:
„Was soll das? Nur um die erste Person zu sein, die diesen
nicht enden wollenden Sandstrand entlang gepaddelt ist, und das
gegen den Wind? Nur um die erste und einzige Person zu sein,
die Südamerika vollständig umrundet hat? Ja, das ist mein Ziel
und es bleibt mein Ziel …. auch wenn es jetzt eine kleine
„Lücke“ bekommt. Diesen „Mut zur Lücke“ zu haben, das fällt mir
verdammt schwer. Fühlte ich mich doch nach 6 Monaten „Urlaub
vom Paddeln“ fit, die Umrundung zu vollenden. Es war wohl meine
härteste Entscheidung, die ich - seitdem ich hier in Südamerika
unterwegs bin – getroffen habe, aber wohl auch meine
vernünftigste. Nein, ich will nicht, dass ich eines Tages das
Paddeln hassen werde, wozu es aber unweigerlich nach wenigen
Tagen kommen würde, wenn ich mich daran machte, jetzt bei
diesen Gewässerbedingungen die Umrundung lückenlos
fortzusetzen. Was soll’s? Ich glaube, ich habe bewiesen, dass
ich bei jeden Bedingungen paddeln kann, und zwar über Tage
& Nächte, über Wochen und Monate. Die Freude am Paddeln war
meine Motivation. Was spricht dafür; diese Freude aufs Spiel zu
setzen? Vielleicht musste ich erst 50 Jahre auf dem Buckel
haben, um dies zu erkennen und diese Entscheidung, auf eine
„lückenlose“ Umrundung von Südamerika zu verzichten, treffen zu
können?“
http://freyahoffmeister.com/2014/10/20/update-from-sat-phone-26/
Freya hofft nun, dass ihre Bekannten aus Sao Luis sie abholen
und zum ca. 1.300 Küstenkilometer entfernt liegenden Recife
bringen werden. Das kann etwas dauern & kosten. Lassen wir
uns überraschen. Vielleicht nutzt sie ja den Transfer, um
entlang der Küste vorbei an Camocin, Fortaleza, Macau und
Touros zu fahren und die Küste mal aus der
Autofahrerperspektive kennen zu lernen? Vielleicht ändern sich
ja auf dem Weg zur Ostecke Brasiliens zumindest die Wind- und
somit auch die Seegangsbedingungen? Vielleicht hält sie es dann
an Land nicht mehr aus? Vielleicht hat sie dann wieder Lust zum
Paddeln, Paddeln, Paddeln ……?
Text: Udo Beier