Der Kanuclub „Los Papafrita“ aus Ecija organisiert die so
genannte Ruta del Aceite Anfang Juli jedes Jahr. Dann führen
beide Flüsse dank der Regulierung über die Stauseen zur
Bewässerung genügend Wasser. Diese historische Fahrt erinnert
an den beschwerlichen Weg der Römer vor rund 2000 Jahren, die
so das Olivenöl per Schiff nach Rom gebracht haben.
Wendelin Drescher und Armin Neidhardt vom Saarbrücker
Kanu-Club haben die Strapazen auf sich genommen und an der
längsten und härtesten Wanderfahrt auf spanischen Flüssen
teilgenommen. Mit den Papafrita pflegt der Saarbrücker Verein
seit fünf Jahren einen herzlichen Kontakt.
Acht Paddler wollen die ganze Strecke schaffen. Im
Durchschnitt heißt es 50 km paddeln pro Tag, wobei die längste
Etappe 70 km lang ist auf stehendem Gewässer bei Temperaturen
von über 40°C. Hinzu kommen drei Umtragungen mit Gepäck im
Boot, die es in sich haben: Abseilen an der Wehrmauer,
Aussatzstellen im Schlamm, Boote schleppen über Stein und
Felsen.
Wer morgens gegen 8 Uhr auf dem Wasser ist, kann von Glück
reden. Dann ist die Sonne im tiefen Süden Spaniens gerade erst
aufgegangen und die große Hitze lässt noch auf sich warten. Die
längste Strecke erfordert zehn Stunden paddeln, die letzten
drei Etappen sind Gezeiten abhängig. Gegen die Flut anzupaddeln
ist zwecklos und Kraftvergeudung. Zwei Mal heißt es 4 Uhr
aufstehen und die 40 bis 50 Kilometer in sechs Stunden
zurücklegen im Dunkeln und mit blutrünstigen Mücken.
Besonders Naturerlebnis
Die Mündung des Guadalquivirs mit dem
angrenzenden Naturschutzgebiet Doñana bietet eine einzigartige
Kulisse: Seltene Vögel, Tausende Störche, Schildkröten,
Wasserschlangen und unzählige Fische, aber leider auch
Millionen Mücken. Die Unterkünfte einzigartig: vom
wohlriechenden Eukalyptuswald über Hühnerställe mit
nervtötenden Hähnen und harten Kneipenböden bis hin zu
verlassenen Gebäuden. Eingekauft wird unterwegs in Dörfern, in
die sich nur selten ein Tourist verirrt. Trotz Paddellei und
Blasen an den Händen schweißt die Fahrt die Gruppe zusammen und
es gibt viel zu lachen. Irgendwie verstehen es die Andalusier,
ihre Freude am Leben zu vermitteln. Die wirtschaftliche Lage
mit bis zu 50 Prozent Arbeitslosigkeit, das zwangsläufige
Auskommen mit sehr wenig Geld tun dem keinen Abbruch.
Wer die Ruta mitfährt, braucht Kondition, Disziplin und sollte
hitzebeständig sein. Spanischkenntnisse sind von Vorteil. Man
muss sich auf die Andalusier einlassen, ihr Herz gewinnen, die
Ruta leben. Dann bleibt sie ein unvergessliches Abenteuer.
- Armin Neidhardt -
Quelle: www.kanu-saar.de