11.02.2009 | Kanu-Rennsport

Aus dem Canadier in die DSGV-Zentrale

Canadier und Stechpaddel gegen Schreibtisch und Computer getauscht und das Sportdress gegen den Dresscode in einem Büro. Für Andreas Dittmer, den dreimaligen Olympiasieger aus Mecklenburg-Vorpommern, hat spätestens seit Mitte Januar das neue Leben nach der so überaus erfolgreichen sportlichen Karriere begonnen.
2008 noch in seinem Canadier

Seit dem 15. Januar arbeitet der 36-Jährige beim Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), in der Abteilung "Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement" als Experte im Fach Sportsponsoring und Förderung. "Es waren drei spannende, interessante Wochen. Als aktiver Sportler habe ich bisher Vieles von der anderen Seite gesehen. Diese Sicht versuche ich nun in meinem neuen Aufgabenbereich einzubringen", sagt der "Super-Canadier". Insgesamt 30 Medaillen hat er in seiner unvergleichlichen Karriere bei Weltmeisterschaften eingeheimst, davon acht goldene. Bei deutschen Meisterschaften gewann "Stifti", wie ihn alle in der Szene nennen, sage und schreibe 46 Titel.

Neue Rolle wie auf den Leib geschneidert

Ein Ausnahmeathlet, der den Sparkassen schon seit fast 20 Jahren eng verbunden ist und mit dessen Beförderung der DSGV einen Glücksgriff tat. Direkt nach dem Abitur begann Dittmer 1991 seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse ähnlich anderen prominenten Athleten wie Diskuswerferin Franka Dietzsch oder Handballer Volker Zerbe. Anschließend arbeitete er - mit den für einen Topathleten nötigen Freiräumen - im Bereich Firmenkunden-Kredite in Neubrandenburg. Nach alldem gleicht es einer Idealbesetzung, dass der momentan größte nichtstaatliche Sportförderer in Deutschland seinen langjährigen Mitarbeiter nun mit dieser neuen Aufgabe betraute. Die Rolle scheint ihm auf den Leib geschneidert. Mit rund 80 Millionen Euro jährlich unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe den Sport als Olympia-Partner des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der absoluten Spitze, als wichtiger Partner der aktuell
40 Eliteschulen des Sports den Nachwuchs und wirkt zugleich massiv in den Breiten- und Freizeitsport hinein. Hier insbesondere, in dem die Sparkassen Gruppe seit dem vorigen Jahr einen eigenständigen Wettbewerb rund um das "Deutsche Sportabzeichen" ausrief und auf Anhieb fast 60.000 Menschen für den "Sportorden" begeisterte. "Dieser Förderer ist derzeit der einzige, der die ganze Palette abdeckt, vom
Spitzensport über den Nachwuchs bis zur Breite", sagt Dittmer und weist daraufhin, dass etwa 90 Prozent sämtlicher Aufwendungen den Freizeit- und Hobbysportlern in den unzähligen Vereinen zugute kommen.

"Meine Oma ist im Sportverein, ich kenne nicht nur den Leistungssport"

Auch diese Facette des Sportbetriebs ist dem Mann, der in seiner Heimat schon mal euphorisch als "Kanu-Legende" und "erfolgreichster Mecklenburger Sportler aller Zeiten" gefeiert wird, keineswegs fremd. Schließlich seien bei seinem Heimatclub SC Neubrandenburg rund 1.700 Mitglieder in verschiedenen Abteilungen organisiert. "Auch meine Oma ist in unserem Sportverein aktiv, ich kenne nicht nur den Leistungssport. Die Vielfältigkeit des Sportbetriebs ist mir nicht fremd", berichtet Dittmer von seiner Nähe zur sportlichen Basis, mit der er als eine Art haupt-amtlicher Sport-Koordinator der Sparkassen beruflich nun mehr und mehr zu tun haben wird. Alsbald will er selber seine erste Sportabzeichen-Prüfung ablegen, "um nicht nur darüber zu reden".

Diese Breitensportinitiative, mit der die Sparkassen-Finanzgruppe 2008 bundesweit 486 Vereine, 419 Schulen und 30 Unternehmen zum Mitmachen animierten, wird für Dittmer ebenso ein Arbeitsschwerpunkt sein wie die weitere Profilierung der 40 Eliteschulen des Sports. In Neubrandenburg hat der Ausnahmekönner so eine Spezialschule selbst durchlaufen. Was diese Schulform anlangt, ist er absoluter Insider. "Ich weiß, wie die Eliteschulen funktionieren." Wann immer und in welchen Gremien das Thema demnächst zur Sprache kommt, mit dem DSGV-Abgesandten Dittmer wird ein hoch kompetenter Gesprächspartner am Tisch sitzen und sicherlich manch innovative Vorschläge in petto haben. Wie selbstverständlich wird es zu seiner "Einarbeitungsphase" gehören, demnächst einige der Eliteschulen vor Ort zu besuchen.

Schatzmeister von Kienbaum und Initiator eines Talente-Camps

Trotz all der neuen Herausforderungen und Eindrücke im Berufsalltag darf sich Andreas Dittmer nach Feierabend auch weiterhin nicht auf die faule Haut legen. Er muss unbedingt weiter aktiv leiben, um nach vielen Jahren des Leistungssports - noch dazu im Ausdauerbereich - ordentlich abzutrainieren und das Herzkreislauf-System auf Normalmaß zurückzufahren. Nach einer medizinischen Faustregel soll diese Phase etwa einem Drittel jener Zeit im Leistungsport entsprechen. "Ich hoffe, dass ich es etwas schneller hinkriege", sagt er lachend. Fünf bis sechs Stunden pro Woche auf dem Rad, laufend oder paddelnd zuhause auf dem Tiefwarensee in Waren zu schwitzen, das ist der Plan. In seiner Wahlheimat an der Spree hat er zwar schon ein Fitness-Studio ausgemacht, um einige Einheiten unter der Woche zu absolvieren. "Aber realistisch gesehen, wird sich das Abtrainieren vor allem auf die Wochenenden konzentrieren."
Seine Verbindungen zum Sport will der neue Sport- und Marketing-Manager des DSGV über die berufliche Sphäre hinaus zugleich anderweitig aufrechterhalten. Im Trägerverein des Bundesleistungszentrums Kienbaum ist Andreas Dittmer weiterhin als Schatzmeister gefordert. Außerdem liegt ihm neben dem Stützpunkt, der für die Flotte des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) unentbehrlich ist, die Förderung von Talenten am Herzen. In den Jahren 2006 und 2007 hatte er bereits Camps für einige viel versprechende 14- und 15-
jährige Kanuten organisiert. Diese Art des persönlichen Kontakts zwischen Idol und Nachwuchssportlern soll weiterleben. "Das habe ich mir fest vorgenommen".

Von: Andreas Müller
Quelle: DOSB-Newsletter (www.dosb.de)

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