10.01.2013 | Kanu-Slalom

Melanie Pfeifer: "Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich noch mehr drauf habe"

Ihren internationalen Durchbruch hat Melanie Pfeifer längst hinter sich und ist seit EM-Gold im Jahr 2010 zur Weltspitze. Im letzten Jahr folgten dann, nach einer grandiosen Heim-EM in Augsburg und dem Welt-Cup, eine längere Reha mit Operation. Im Interview mit Marianne Stenglein (MS) schildert die 26-jährige Augsburgerin ihre Wünsche, Pläne und Ziele für die nächste Zeit.

MS: Wie bereitest Du Dich auf den ersten markanten Punkt in diesem Jahr, die beiden Qualifikationen im April für die nationale Nominierung zur EM, WM und den Weltcups vor? Schließlich warst Du ja so lange verletzt und konntest gar nicht trainieren.

Melanie Pfeifer: Seit dem letzten Weltcup 2012 in Bratislava Anfang September war ich nicht mehr im Boot gesessen. Zuerst habe ich gehofft, dass die Entzündung in der Schulter von alleine weggeht. Nach drei Monaten ohne Besserung war die OP die wohl beste Entscheidung. Leider dauert die Heilung sehr lange und ich muss mich weitere Monate gedulden. Nichtsdestotrotz mache ich sehr viel Sport, fast genauso viel wie die Jahre zuvor, nur leider nicht im Boot. Ich gehe dreimal die Woche im Spickelbad einarmig schwimmen, sitze 3x die Woche aufm Spinningrad und mache zusätzlich viel Rumpf- und Krafttraining mit meinem gesunden Arm. Bald kann ich zusätzlich auch noch joggen. Seit Anfang des Jahres darf ich meinen operierten Arm wieder aktiv bewegen und die ersten Übungen am Seilzug machen. Es tut gut den Arm wieder zu bewegen, nachdem er nun einige Monate nichts getan hat. Am 13. Februar darf ich voraussichtlich das erste Mal wieder paddeln. Aber wohl die ersten Wochen nur gerade aus und auf Flachwasser. Ab wann ich wieder in den Toren und auf Wildwasser paddeln darf, werde ich vom Operateur am 14.1. erfahren. Sicher ist, dass ich bei der Quali nicht an den Start gehen darf.

MS: War es schwer für Dich, so lange kein Bootstraining machen zu können oder bist Du so froh über die überstandene Operation, dass die anderen Trainingseinheiten (Schwimmen etc.) dies aufwogen?

Melanie Pfeifer: Nachts träume ich oft vom Paddeln. Das Paddeln fehlt mir sehr. Ich habe mich für die OP entschlossen, damit ich wieder im Boot sitzen kann ohne Schmerzen zu haben und ständig Angst zu haben, dass die Entzündung wieder kommt. Ich freue mich über jede Woche seit der OP, die gut überstanden ist. Bisher ging alles erfolgreich aufwärts. Das Training auf dem Spinningrad und im Schwimmbad ist sehr langweilig und zäh, jedoch brauche ich den Sport um glücklich zu sein und um mich fit zu halten, damit ich angreifen kann, sobald ich wieder kerngesund bin.

MS: Letztes Jahr (Olympiajahr) warst Du bei den Qualifikationsläufen in Augsburg und Markkleeberg sehr gut dabei, aber der eine, heiß umkämpfte Startplatz für Olympia ging leider nicht an Dich, was denkst Du, wirst Du dieses Jahr bei den Qualifikationsrennen anders machen, sollte Deine Verletzung dann auskuriert sein?

MP: Leider werde ich dieses Jahr, wie bereits erwähnt, nicht bei der Quali an den Start gehen dürfen. In den letzten Monaten habe ich gelernt mich über kleine erfolgreiche Schritte zu freuen. Ich bin froh inzwischen meinen Arm bewegen zu dürfen und Übungen zu machen. Ich fiebere dem Tag sehr entgegen, an dem ich das erste Mal wieder im Boot sitzen werde. Man macht viel durch nach einer Schulter-OP – man hat Schmerzen, kann viele Alltagsbewegungen nicht machen, man kann nachts wochenlang nur auf dem Rücken schlafen, lässt sich vom Physiotherapeuten quälen, man sieht zu, wie die Muskeln immer kleiner werden und kämpft sich durch anstrengende Trainingseinheiten außerhalb des Bootes. Ich habe schon immer die Sportler bewundert, die sich aus solchen Rückschlägen wieder hochgekämpft haben. Das möchte ich auch schaffen. Und ich denke, dass man anders an eine Quali rangeht, nachdem man solche Zeiten durchlebt hat.

MS: Du warst in all den Jahren so erfolgreich, kannst Du Deine wichtigsten Erfolge aufzählen und was Dich damit besonders verbindet?

MP: Der größte Erfolg war der zweite Platz im Einzel bei der Europameisterschaft vergangenen Jahres auf dem Eiskanal. Ganz knapp verpasste ich die Goldmedaille, freute mich riesig über meine Silbermedaille unter heimischem Publikum. Die lautstarke Unterstützung während des Finallaufes hat mich beflügelt. Das Gefühl während des Laufes werde ich nicht vergessen. Hinzu kommt die sehr gute Weltranglistenplatzierung. Durch sehr gute Resultate 2011 – London Preolympic Sieg, Weltcupsieg Tacen und Gesamtweltcup 4ter Platz – und sehr gute Resultate 2012 – fünf Finalteilnahmen an drei Weltcups und 2 Weltranglistenrennen in Australien – bin ich seit Mitte des Jahres 2011 in der Weltrangliste auf dem dritten Platz. Das macht mich stolz und happy. Immerhin kann ich nun sagen, dass ich zu den besten Slalomkanutinnen der Welt zähle…

MS: Wie sieht Deine berufliche Zukunft aus, planst Du die olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 mit in Deine sportliche Zielsetzung aufzunehmen ?

MP: Jetzt wo ich mich gerade durch die Schulterreha quäle möchte ich auch, dass es sich gelohnt hat. Solange ich bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr beste Unterstützung genieße und nebenbei auch noch einen Master in Logistik machen kann, möchte ich weiterhin den Leistungssport betreiben und auf meine großen Träume hinarbeiten. Natürlich bin ich nun erst mal froh, wenn ich wieder paddeln kann. Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich noch mehr drauf habe und auch mit Niederlagen und Rückschlägen zurechtkomme. Daher werde ich auf jeden Fall noch mal Gas geben und wenn möglich auch einen meiner Träume – Teilnahme an den Olympischen Spielen – verwirklichen! 

MS: Was gibst Du den Nachwuchssportlern mit auf den Weg, da sie ja genauso gut wie Du werden möchten?

MP:  Man darf den Spaß am Sport nie verlieren, auch wenn der Weg oft steinig ist. Nach Niederlagen kommen auch wieder Erfolge. Und: rechtzeitig mit Schultertraining beginnen!!!! Damit habe ich viel zu spät angefangen und wird meines Erachtens von den Trainern zu wenig Wert drauf gelegt!!

Melanie, wir danken Dir für dieses Interview und freuen uns, wenn es Dir gesundheitlich wieder gut geht, drücken Dir die Daumen für die bevorstehende Saison 2013.

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