Auf der Etappe selbst bekamen die Kanuten bei wiederum heißen Temperaturen um die 30 Grad diesmal einen neuen Begleiter: einen zwar nicht sehr starken, aber stetigen Gegenwind. So zogen sich die 48 Kilometer dahin, und nicht wenige der Elbe-Paddler waren froh, als das Ziel in Magdeburg endlich erreicht war. Andere wiederum empfanden den leichten Gegenwind weniger belastend: „Das war nicht so schlimm, eher eine angenehme Erfrischung. Auf der Donau hat man es zumeist mit mehr Wind zu tun“, bemerkte die Salzburgerin Irene Dworschak.
Bürgermeister heißen die Paddler
willkommen
Am Vorabend in Aken hatten nach einem kurzfristig für etwas
Abkühlung sorgenden Gewitterguss der Bürgermeister von Aken
Hansjochen Müller und sein Amtskollege aus Köthen,
Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander im Beisein des
Vorsitzenden des Köthener Kanu Clubs und LKV-Vizepräsidenten
Freizeitsport Lutz Leopold die Tour-Teilnehmer begrüßt. Beide
Stadtoberhäupter unterstrichen mit einem Dank an die
Organisatoren der Elbefahrt ihre Freude darüber, dass die
Kanuten in der erst vor einem Jahr vom Hochwasser schwer
getroffenen Region Station machen und der Köthener Kanu Club
als Gastgeber fungiert. Lutz Leopold und seine
Vereinsmitglieder setzten alles daran, den Aufenthalt der
Elbe-Paddler auf dem Vereinsgelände so angenehm wie möglich zu
gestalten. Besonders hilfreich war dabei die Slipanlage, mit
deren Hilfe die beladenen Boote die steile Uferböschung
hochgezogen und am nächsten Morgen wieder hinab gelassen werden
konnten.
Inmitten der Elbe-Fahrer ist seit Wittenberg auch Bremens
Kanuverbands-Präsident Norbert Köhler unterwegs. Nach 2005 und
2008 paddelt er zum dritten Mal ein Teilstück auf der Elbe mit,
diesmal bis Havelberg. Gereizt habe ihn die Landschaft der
Elbe, er wolle aber auch unmittelbar spüren, wie in
Zusammenarbeit von DKV und den beteiligten Landes-Kanuverbänden
eine alte Traditionsfahrt wie die Elbefahrt wieder auflebe. Im
Vergleich mit den früheren Touren lobt Norbert Köhler zum einen
das professionelle Rettungskonzept: „Dass Begleitboote der DLRG
mitfahren, ist eine super Geschichte“, sagt er und
unterstreicht diesen Anspruch auch mit Blick auf künftige
Fahrten. „Zum anderen gehen die Leute auf dieser Fahrt besser
miteinander um als früher, die Herzlichkeit ist größer
geworden“, formuliert er eine zweite Beobachtung. Auch habe er
den Eindruck, dass es ein ungebrochen großes Interesse an
solchen langen Fahrten gebe, er hoffe daher, dass es gelinge,
Touren wie z. B. auch die Internationale Oderfahrt am Leben zu
halten.
Elbefahrt stärkt die Gemeinschaft
In Polen, in den Masurischen Seen, war kurz vor der Elbefahrt
auch Burckhard Pfennig vom WSV Rheine unterwegs, nun paddelt er
zusammen mit Brigitte Wick und Gerhard Noll von den Essener
Faltbootfahrern seine erste Elbe-Tour. Den Anstoß dazu gab ihm
das Erlebnis der Internationalen Saalefahrt vor drei Jahren.
„Diese Fahrt hat mir so gut gefallen, dass ich nun auch die
Elbe kennenlernen wollte", sagt der pensionierte Lehrer. Die
vielen Erlebnisse, Gespräche und Kontakte während der Tour
betrachtet Burckhard Pfennig als wichtige Schritte, damit die
Kanuvereine in den ost- und westdeutschen Bundesländern noch
enger zusammenwachsen. Der Kanusport und insbesondere Touren
wie die Elbefahrt und andere könnten viel dazu beitragen, eine
hier und da noch spürbare Reserviertheit oder gar Scheu
zwischen Vereinsmitgliedern aus Ost und West aufzuweichen und
zur Integration beizutragen – so wie es z. B. beim Public
Viewing während der Fußball-WM der Fall war. „Jedes gemeinsame
Frühstück, jeder gemeinsame Paddeltag, jedes Bierchen, das nach
den Fahrten gemeinsam getrunken wird, die Liederabende mit der
Gitarre und auch die gemeinsamen Führungen wie in der
Frauenkirche in Dresden oder in der Stadtkirche in Wittenberg
sind allesamt weitere kleine Schritte auf dem Weg dahin", sagt
der passionierte Paddler aus Rheine und wünscht sich, dass
genauso selbstverständlich, wie er und seine Paddelkameraden
inzwischen zu Wanderfahrten in die ostdeutschen Bundesländer
fahren, Sportfreunde von dort zu Touren im Westen, z. B. auf
der Ems, kommen.
Hans-Peter Wagner