Als erste machten die amtierenden 1000m-Weltmeister im K2
Max Rendschmidt (Essen) und Marcus Groß (Berlin) bereits mit
einem Vorlaufsieg die Endlaufteilnahme klar. In den Semifinals
konnten sowohl Franziska Weber (Potsdam) im K1 der Damen als
auch Sebastian Brendel (Potsdam) im C1 der Herren ihre Läufe
gewinnen. Franziska Weber setzte sich vor Woijnarowska (POL)
und der Chinesin Zhou durch, Sebastian Brendel siegte vor
Menkov (UZB) und dem Athleten aus dem Iran. "Bisher läuft es
richtig gut. Der Vorlauf diente zum Warmfahren, im Zwischenlauf
wurde es dann schon etwas sportlicher. Das Minimalziel ist
erstmal erreicht, mein Ziel für die 1000m morgen ist
bekanntermaßen der Titel. Ich hatte bisher nicht das Gefühl,
das schon alles 'raus ist und das stimmt mich eigentlich fürs
Finale optimistisch", sagte der C1-Olympiasieger zu seinen
Qualifikationsrennen. Mit jeweils Rang zwei sicherten sich
1000m-Titelverteidiger Max Hoff (Essen) und der junge
Damen-Zweier Sabrina Hering (Karlsruhe) und Steffi Kriegerstein
(Dresden) den Einzug ins Finale. Max Hof musste lediglich dem
Dänen Poulsen den Vortritt lassen und zeigte sich insbesondere
nach dem unbefriedigenden 1000m-Zwischenlauf am gestrigen Tag
danach wieder versöhnlich gestimmt: „Der 1000m-Vorlauf gestern
war gut, im Zwischenlauf aber bin ich dann gar nicht
klargekommen und hab mich nur noch gequält. Heute ging es
wieder wesentlich besser. Sicher kann ich über 500m nicht vorne
mitfahren, aber jetzt bin ich eigentlich guter Dinge für die
1000m. Die beiden Rennen heute haben mir sehr geholfen. Dennoch
glaube ich, das wird morgen echt ein offenes Ding."
Ach die Kajak-Damen liegen auf Kurs
Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein mussten sich in ihrem
Semifinale zwar den Weißrussinnen beugen, hielten aber
ungefährdet das Boot aus Rumänien auf Rang drei in Schach. Im
C2 über 1000m reichte Yul Oeltze (Magdeburg) und Ronald Verch
(Potsdam) Rang drei hinter den Booten aus Rumänien und
Tschechien zur Finalteilnahme. Im K4 der Herren zeigten Martin
Hollstein (Neubrandenburg), Martin Schubert (Friedrichshafen),
Marius Radow (Potsdam) und Kai Spenner (Essen) im Semifinale
vor allem in der zweiten Hälfte des Rennens zwar eine
couragiertere Vorstellung als bei ihrem 5. Rang im Vorlauf am
Vormittag, doch den Abstand zu den drei führenden Booten aus
Portugal, Serbien und der Slowakei konnten sie nicht mehr ganz
wettmachen. Chefbundestrainer Reiner Kießler schätzte nach dem
Ausscheiden des Herren-Quartetts ein: „Das war eigentlich kein
schlechtes Rennen, in Anbetracht der Zwischenlauf-Besetzung
zumindest ein Lichtblick. Die Jungs haben vor allem auf den
letzten 250 Metern gezeigt, dass sie ein hohes Tempo mitgehen
können. Ihr couragiertes Herangehen sehe ich als Indiz, dass
wir entwicklungsfähige Sportler in dem Boot haben. Das
Ärgerliche ist, dass sie eine mögliche Finalteilnahme
eigentlich schon durch die Platzierung im Vorlauf vergeben
haben. Da sieht man, wie die Nationen weiter zusammengerückt
sind.“ Zum bisherigen Abschneiden des deutschen Teams insgesamt
sagte der Chefcoach: „Vom Gesamtergebnis her ist schon gut,
dass wir wie in Brandenburg bislang – die 200m laufen ja noch –
alle Boote ins Finale gebracht haben mit einer Ausnahme eben,
leider auch wie in Brandenburg, dem K4 der Herren. Insofern ist
die Pflicht zunächst erfüllt. Aber es ist schon abzusehen, dass
die Siege bei der eng zusammengerückten Spitze in vielen
Disziplinen sehr hart umkämpft sein werden. Insofern werden wir
morgen und übermorgen sehr spannende Finalrennen erleben. Wir
hoffen, dabei in einigen Disziplinen wie z. B. im C1, im K2 und
auch im K1 der Herren über 1000m um die Medaillen mitkämpfen zu
können, auch die Kajak-Damen unterstreichen hier einen
Aufwärtstrend und sollten in ein bis zwei Entscheidungen ein
Wörtchen mitreden können. In den anderen olympischen
Disziplinen hoffen wir, dass wir uns im Bereich Quotenplätze
bewegen.“
Para-Kanuten verfehlen die Medaillenränge
Ihre Wettkämpfe bei diesen Weltmeisterschaften beendeten heute
auch die Para-Kanuten des DKV. Dabei fuhr Titelverteidiger Tom
Kierey (Berlin) im K1 LTA ebenso auf Rang vier wie Christian
Mathes (Regensburg). Brit Gottschalk (Schierstein) kam im
V1-Finale LTA der Damen auf Platz sieben. Enttäuscht
bilanzierte Tom Kierey: „Ich habe alles gegeben, aber das macht
halt das Resultat auch nicht besser. Ein 4. Platz zählt nun mal
in Deutschland nicht“, sagte der 19-Jährige und bezog in seine
persönliche Analyse die Entwicklung im Para-Kanu insgesamt mit
ein. „Ich kann mit dem 4. Platz leben, nur langfristig muss
sich im Para-Kanu einiges ändern. Wenn z. B. jeder für sich
allein trainiert, ist es schwer, voranzukommen. Dafür braucht
es den Vergleich mit den Besten, und es braucht professionelle
Rahmenbedingungen. Andere Länder sind da schon weiter, was dort
geht, sollte auch bei uns möglich sein.“ Überaus zufrieden
zeigte sich trotz verpasster Medaille Christian Mathes mit
seinem Ergebnis: „Eine Medaille ist natürlich immer besser als
keine. Aber ich bin froh, dass ich an der Spitze dran bin, das
ist für mich erst mal das Wichtigste, da lässt sich auch ein 4.
Platz verkraften. Komisch ist nur: Im letzten Jahr haben mir
schon zwei Sekunden bis nach ganz vorn gefehlt, in diesem Jahr
nun wieder. Das Rennen selbst war aus meiner Sicht gut. Ich
wollte Bestzeit fahren, das habe ich geschafft. Ich brauche
immer den Vorlauf, um richtig in Schwung zu kommen. Beim Sieg
im Semifinale war ich dann auf Kurs und hatte mein Minimalziel
- das Finale – erreicht. Mein großes Ziel aber bleibt auf jeden
Fall Rio 2016.“ Die Cheftrainerin der deutschen Para-Kanuten
Sandra Müller äußerte als Fazit der Wettkämpfe von Moskau: „Auf
der einen Seite ist es schade, dass es mit der einen oder
anderen erhofften Medaille nicht geklappt hat. Vor allem Tom
ärgert sich selbst sehr darüber. In der Spitze schieben sich
die Leistungen heute immer mehr zusammen und es wird immer
schwerer Medaillen zu erringen. Auf der anderen Seite aber
haben unsere Sportler eine Reihe von persönlichen Bestzeiten
erzielt, so z. B. Christian Mathes, Stefan Deuschl, Brit
Gottschalk sowohl im K1 als auch im V1 und auch Susanne
Wichmann ist ein super Rennen gefahren. Leider hat es nicht zu
mehr gereicht. Dennoch sollte uns das Ergebnis Mut machen. Wir
bauen weiterhin leistungsfähige Strukturen im Para-Kanu auf. Es
müssen weitere Schritte folgen, damit wir noch weiter nach vorn
kommen. Wichtig ist, dass mit Blick auf Rio 2016 unsere
Sportler in den paralympischen Disziplinen voraussichtlich
Bundeskaderstatus bekommen.“
Komplette Ergebnisse:
http://www.results.imas-sport.com/imas/regatta.php?competition=wettkampf_112
Text: H.-P. Wagner