16.06.2013 | Kanu-Rennsport

Rendschmidt/Groß landen ihren zweiten Coup, Gold auch für Brendel und Hoff

Es war fast eine Kopie des Vortages: Das DKV-Team hatte am zweiten Finaltag bei den Europameisterschaften in Montemor-o-Velho bereits einmal Silber und zweimal Bronze über 500m eingesammelt, als die Europameister im Kajak-Zweier der Herren über 1000m Max Rendschmidt und Marcus Groß auch über 500m erneut zu einer Goldfahrt ansetzten. Außerdem gab es am zweiten Finaltag noch zweimal Gold in den Langstreckenrennen sowie einmal Silber und zweimal Bronze in den Sprintfinals.
S. Brendel holt 5000m-Gold als EM-"Trostpflaster"

Max Rendschmidt und Marcus Groß hatten im Ziel allen Grund zum Jubeln. Erneut waren die beiden Youngster nicht zu schlagen und setzten sich diesmal vor dem serbischen Duo Boltic/Dragosavljevic und dem Boot aus Polen Szandrach/Kujawski durch. Max Rendschmidt (Essen) konnte sein Glück kaum fassen: „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass wir noch mal ganz vorn landen würden.“ Auch sein Zweierpartner Marcus Groß (Berlin) zeigte sich mehr als zufrieden: „Ich fahre die 500m sowieso gern. Wir sind von Anfang an vorn mitgefahren. Das hat richtig Spaß gemacht.“ Die beiden Doppeleuropameister avancierten damit zu den erfolgreichsten deutschen Athleten bei diesem Championat.

Zuvor waren bereits die K2-Olympiasiegerinnen Franziska Weber (Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) im K2 über 500m hinter den Dritten von London Naja/Mikolajczyk (POL) und vor den Olympia-Zweiten Kovacs/Douchev-Janics (HUN) zu einer weiteren Silbermedaille gepaddelt. „Natürlich wollten wir hier gewinnen, aber es war heute einfach nicht möglich. Ich denke, wir sind ein gutes Rennen gefahren, das aber vor allem im Mittelteil noch ausbaufähig ist“, meinte Schlagfrau Franziska Weber zu ihrem Resultat. Dem schloss sich auch Tina Dietze an: „Wir konnten uns diesmal nicht so richtig absetzen. Aber Silber ist ein schönes Ergebnis für heute“, so die Leipzigerin.

Auf den silbernen Rang sprinteten wie zuletzt auch beim Weltcup in Posen Ronald Rauhe (Potsdam) und Jonas Ems (Essen) im K2 der Herren über 200m. Erneut mussten beide lediglich den Olympiasiegern und Gewinnern aller drei Weltcups in diesem Jahr Postrygay/Dyachenko (RUS) den Vortritt lassen. Dritte wurden Jouve/Beaumont (FRA). Schlagmann Ronald Rauhe konstatierte: „Wir haben akribisch gearbeitet und konnten den Abstand auf die Russen weiter verkürzen. Unser Leistungsniveau ist auf einem guten Stand, jetzt geht es bis zur WM noch darum, Kleinigkeiten zu verbessern.“ Jonas Ems ergänzte: "So wie die Russen sich heute gefreut haben, konnten wir uns schon etwas Respekt verschaffen. Unser Ziel ist, den Abstand zu ihnen noch weiter zu verringern.“

Für die erste der vier Bronzemedaillen am heutigen Tag sorgte gleich zu Beginn die Titelverteidigerin im K1 der Damen über 500m Katrin Wagner-Augustin (Potsdam). „Die Medaille hat noch nicht die richtige Farbe. Als amtierende Europameisterin möchte man ja am liebsten wieder gewinnen, aber ich war am Start wohl etwas zu zögerlich und musste erstmal wieder aufholen. Der dritte Rang geht schon in Ordnung“, schätzte die Potsdamerin ein. Den EM-Titel holte sich diesmal Dalma Benedek (SRB) vor Olympiasiegerin Danuta Kozak (HUN). Ebenfalls Bronze über 500m erkämpfte 1000m-Vizeeuropameister Max Hoff (Essen). Hier gewann René Holten Poulsen (DEN) sein zweites EM-Gold, Silber ging an den Ungarn Miklos Dudas. Auch wenn sich der Essener auf den letzten Metern fühlte, als hätte er „Zwanzig Messer im Rücken und in den Beinen“ zeigte er sich mit seinem Rennen „mehr als zufrieden“ und sagte: „Abgerechnet wird bei der WM in Duisburg.“ Bronze gab es auch erneut im K1 über 200m der Herren für Tom Liebscher (Dresden) hinter dem Schweden Petter Öström und Marko Dragosavljevic aus Serbien. Nach seinem dritten Rang beim Weltcup in Racice und Silber in Posen bewies der 19-Jährige nun erneut, dass er in der Sprintelite der Herren angekommen ist. „Im Sprint macht natürlich die Tagesform viel aus und es gehört auch Glück dazu. Dass es für mich bisher fürs Treppchen gereicht hat ist schön“, bekannte das Sprinttalent.

Im Zweier-Canadier über 200m sorgten Robert Nuck und Stefan Holtz (beide Leipzig) mit Bronze für die erste deutsche EM-Medaille in dieser Disziplingruppe. „Geliebäugelt haben wir schon ein bisschen damit, aber rechnen konnten wir nicht unbedingt mit dem Treppchen. So ist es schon eine kleine Überraschung und gibt uns Zuversicht für die Vorbereitung auf die WM“, meinte Robert Nuck zu ihrem Erfolg. In den weiteren Finals vor den abschließenden Langstreckenrennen fuhren der K4 der Herren über 1000m mit Martin Hollstein (Neubrandenburg), Kostja Stroinski (Berlin), Kai Spenner (Essen) und Robert Gleinert (Berlin) sowie auch Erik Leue (Magdeburg) im C1 über 500m auf Rang fünf. Die 1000m-Vizeeuropameisterinnen im K2 Carolin Leonhardt (Mannheim) und Conny Waßmuth (Potsdam) kamen über 200m auf Platz sieben, Stefan Holtz im C1 der Herren und Cathrin Dürr (Karlsruhe) im C1 der Damen über 200m jeweils auf Rang acht und die C2-Olympiasieger Peter Kretschmer und Kurt Kuschela (beide Potsdam) beendeten ihr 500m-Finale auf Platz neun.

DKV-Präsident Thomas Konietzko unterstrich als Fazit der Europameisterschaften aus deutscher Sicht vor den Langstreckenentscheidungen: „Man sieht, dass wir nicht automatisch auf Sieg programmiert sind, sondern uns jeden Erfolg hart erkämpfen müssen. Bis zur WM ist noch etwas Zeit. Vielleicht sind die Ergebnisse gar nicht so schlecht um zur Kenntnis zu nehmen, dass noch einiges zu tun bleibt. Wir sind auf einem guten Weg, aber auch die Konkurrenz ist stark. Es gibt auch in Europa immer mehr Länder, die sich um die Medaillen streiten“ so der Präsident.

In den abschließenden Rennen über die 5000m-Distanz glänzten sowohl C1-Olympiasieger Sebastian Brendel (Potsdam) sowie Max Hoff, die jeweils Gold holten und damit die DKV-Bilanz auf insgesamt viermal Gold, fünfmal Silber und viermal Bronze aufstockten. Sebastian Brendel siegte nach langer gemeinsamer Führung mit Marcin Grzybowski (POL) am Ende souverän vor dem Polen und Florin Comanici (ROM): „Nach dem sechsten Platz im 1000m-Finale wollte ich nun wenigstens eine Medaille über 5000m. Das es geklappt hat, ist auch ein Trostpflaster für die Canadier insgesamt, die ja diesmal nicht so glorreich abgeschnitten haben“, meinte der Potsdamer glücklich über diesen für ihn einigermaßen versöhnlichen Ausgang der Titelkämpfe. Max Hoff indes musste nach dem Zieleinlauf noch einige Zeit um sein EM-Gold zittern: Ein Kampfrichter war der Auffassung, der Essener habe eine Wendeboje nicht regelgerecht passiert und zeigte Disqualifikation an. Dies stellte sich jedoch als Irrtum heraus, es blieb beim Sieg von Max Hoff vor dem Portugiesen Fernando Pimenta und René Holten Poulsen (DEN) und so durfte sich das K1-Ass letztlich doch verdient über seinen kompletten Medaillensatz bei dieser EM freuen. Im 5000m-Rennen der Kajak-Damen belegte Verena Hantl (Karlsruhe) Platz acht.

Komplette Ergebnisse:

http://www.canoesprintportugal.com//timetable-and-results.html

Text: H.-P. Wagner

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