04.04.2019 | Ocean-Sport

1. Weltranglisten-Rennen im Ocean Surfski

Am 09. Februar 2019 wurde auf Lanzarote das erste Weltranglisten-Rennen der jungen Saison 2019 ausgetragen und lockte neben dem Who´s Who der Surfski-Scene sensationelle 180 Athleten aus ganz Europa auf die sonst sehr verschlafene Insel. Was ist denn hier los? Ist dieses Rennen den wirklich ein „must-do“ für alle Surfskiverrückten? und wie haben sich die deutschen Sportler geschlagen?
Ocean Surfski auf Lanzarote

Nun gut, die große Teilnehmerzahl beruhte sicher zu einem großen Teil auf den „Sonnenhunger“ der Sportler, die nach einer entbehrungsreichen Wintersaison endlich mal wieder ein bisschen Licht an ihre geschundenen Körper lassen wollten. Für die ambitionierteren Athleten waren natürlich noch andere Argumente ausschlaggebend für die Teilnahme: einerseits spielten Weltranglistenpunkte eine Rolle, da neben den Wettkämpfen in Tahiti, Mauritius, Portugal und Griechenland auch das Atlantic Ocean Surfski Race vom ICF als Ranglisten Wettkampf für 2019 ernannt wurde. Wer sich also nicht alleine auf die nationale Qualifikation für die diesjährige Weltmeisterschaft in der Bretagne verlassen möchte, ist gut beraten sich auf zweien dieser fünf Veranstaltungen in top Form zu zeigen. Und zu guter Letzt findet die Surfski WM 2021 ebenfalls auf Lanzarote statt und so konnte der langfristig denkenden Athlet gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Punkte sammeln für die WM in 2019 und sich gleichzeitig vertraut machen mit der WM Strecke 2021.

Neben all diesen „technischen“ Argumenten für die Spitzensportler wartet die Regatta auch noch mit einigen Besonderheiten auf: zunächst ist das Rennen mit einer Distanz von 40 km ungefähr doppelt so lang wie üblich und ist mit drei Etappen à 17 km, 10 km und 13 km auch einzigartig in der Scene ist. Für Verpflegung in den jeweils einstündigen Pause zwischen den Etappen ist gesorgt und so ist die Veranstaltung neben all dem sportlichen Ehrgeiz auch sehr gesellig - sofern man noch Luft für ein kleines Pläuschchen hat. Denn ein Wort der Warnung ist angebracht! Die Veranstaltung kommt glatt ohne den Schnickschnack eines Zeitfensters aus. Wer also auf den ultimativen Downwind Thrill hofft und sich die 40 km schon entspannt ins Ziel surfen sieht, kann bei den sonst sehr windverwöhnten Kanaren auch mal böse enttäuscht werden. So viel sei verraten: „Shit happens“, so auch am 09. Februar 2019.

Unser „Surfski Evergreen“ Michael Dobler hatte aber auch nochmal andere Gründe für die Teilnahme und fasst es mal so zusammen: „Weltranglistenpunkte sind mir ziemlich egal und ein Surfskirennen ohne Zeitfenster ist und bleibt für mich ein absolutes No-Go! So lecker können die Häppchen zwischen den einzelnen Rennen ja gar nicht sein, dass ich mich für ein potentielles Flachwasser Rennen auf den Weg nach Lanzarote mache. Ohne ein Zeitfenster von 2-3 Tagen ist diese Veranstaltung so sinnvoll wie eine Wellenreitwettbewerb auf dem Ententeich des Düsseldorfer Hofgartens. Aber, es ist schon eine ziemlich coole Idee einfach ein paar Tage dran zu hängen und das Atlantic Ocean Surfski Race als warm-up zu nutzen für ein Trainingscamp auf Fuerteventura. Die Kanaren sind ein Top-Trainingsrevier im Winter und egal wie der Wind am Renntag sein wird, man wird die anderen Tage auf seine Kosten kommen“. Diese Idee erschien auch Gordan Harbrecht überzeugend. Die Beiden hatten sich ja ohnehin bei der letzten Europameisterschaft in Alicante (siehe hierzu der Artikel vom 15.10.2018) für ein Trainingscamp auf den Kanaren verabredet. „Angefixt“ von dieser Idee waren auch der Münchner Flussspezialist Tim Fiedler und Bodenseechamp Thomas Zachert sowie der Bretone Valentin Henot, der nach einer verkorksten Rennsaison 2018 dem deutschen Trainingsmodell über die Schulter schauen wollte. Stephan Abels - Local Hero und Showmaster des Trainingscamps auf Fuerteventura – war natürlich ebenfalls an der Startlinie. Vor Ort trafen die fünf trainingswütigen noch auf Carola Cordes und Sasha Ossowski aus Berlin, welche das Rennen mit ein paar Tagen Erholung verknüpfen wollten. Und damit war die „deutsche Crew“ an der Startlinie komplett.

Nun zum Renngeschehen: eingebettet in eine insgesamt windige Woche, lud der Renntag mit einer Prognose „laues Lüftchen und angenehmen 23 Grad“ eher zu einem Sonnenbad ein. Dies war dann auch für Thomas Zachert Anlass genug - aufgrund mangelnder Trainingskilometer und aus Sorge, was ihm die nächsten Trainingstage noch so blühen würde – das Rennen doch lieber nur als Zuschauer zu begleiten. Laut Michael „eine weise Entscheidung“, denn die ersten beiden Etappen von 17 km und 10 km waren - genau wie die Prognose vermuten ließ - eine gemeine Quälerei: kein Wind, aber kabbeliges Wasser aufgrund der Steilküsten vor Lanzarote. Das Boot mal laufen lassen? Fehlanzeige! Lediglich die letzte Etappe von 13 km zeigte sich versöhnlicher mit einem zarten Downwind und kleinen Wellen. Insgesamt war die Veranstaltung aber ein hervorragender Fitnesscheck, denn hier zeigte sich erbarmungslos wer seine Hausaufgaben den Winter über gemacht hat. Und so wurden die Ergebnislisten der einzelnen Etappen von den Insidern der Scene sehnsüchtig für die Wettbewerbsanalyse erwartet – das Ergebnis kann sich für die Deutschen Sportler doch sehen lassen.

Gordan präsentierte sich wie üblich in einer physisch sehr starken Verfassung und machte sich ob des ausbleibenden Windes keinen Kopf. Und so musste er sich in den ersten beiden Etappen lediglich dem gebürtigen Südafrikander Sean Rice geschlagen geben. Absolut keine Schande, denn Sean ist für seine Kompetenz im Flachwasser bekannt und hier absolute Weltspitze. Bei ähnlichen Bedingungen wurde er 2013 Weltmeister in Portugal, 2017 gewann er in flachen Bedingungen die prestigeträchtige Maui Jim Molokai Challenge auf Hawaii vor Marathon Legende Hank McGregor aus Südafrika und vor dem zweifachen Surfskiweltmeister Cory Hill aus Australien. Und erst vor wenigen Monaten wiederholte Sean dieses Kunststück bei den Irish Coast Paddling Champs – in ebenfalls flachen Bedingungen. Dennoch: „Ich wollte Sean heute bei seinen Lieblingsbedingungen auf die Probe stellen„ so Gordan. „Leider ist mir bei den ersten beiden Etappen der Strandstart nicht gut geglückt, so dass ich erstmal einige Meter zu Sean auffahren musste. Die Strandstarts werde ich üben müssen, denn die Aufholjagd hat Kraft gekostet und rächt sich dann im Rennen. Aber ich blieb während des gesamten Rennens in Schlagdistanz und war erstaunt wie oft sich Sean umschaut. Sean war sich alles andere als sicher und er war auch ganz sicher am Limit. Der Mann ist zu schlagen, man muss sich das nur trauen“. Mit diesem Selbstvertrauen und dem Erfolg im Nacken, dass er den aktuellen Europameister Esteban Medina in den beiden ersten Etappen hat hinter sich lassen können, ging Gordan in die letzte Etappe. „Glücklicherweise kein Strandstart. Ich konnte gleich Gas geben und habe mich sofort an die Spitze gesetzt. Sean zeigte sich beeindruckt vom Anfangstempo und blieb auf meiner Welle. Aber nach 15 Minuten schien sein Wiederstand gebrochen und ich konnte ihm im Downwind dann davonfahren. Das war auf einmal ein ganz anderes Gefühl, so ein Rennen vorne weg zu fahren. Es gehen einem viele Dinge durch den Kopf: Bin ich auf der richtigen Linie? wo sind die Zielbojen? Da muss man echt Nerven bewahren.“ Die behielt Gordan und gewann die letzte Etappe vor Sean und Nicolas Lambert. „Das war eine sehr beeindruckende Vorstellung von Gordan“ lobte auch Michael. „Mir war klar, dass sich die Europäer in den ersten beiden Etappen an Gordan die Zähne ausbeißen werden. Aber seine Stärke in der letzten Downwind-Etappe hat sicher nicht nur mich überrascht. In der Gesamtwertung ein beindruckender 2 Platz für Gordan“.

Wie lief es denn bei dem Düsseldorfer? „Nun, es ist wohl kein Geheimnis, dass ich an den ersten beiden Etappen wenig Freude hatte. Früher wäre das ein Alptraum für mich gewesen und ich wäre entweder nicht an den Start gegangen oder irgendwo auf Platz 50 in der Gesamtliste ins Ziel getrudelt. Aber ich habe in den letzten Monaten intensiv an meiner Paddelfitness im Flachwasser gearbeitet, da ich in Downwind-Bedingungen ohnehin ganz gut klarkomme. Der Trainingsfleiß hat sich ausbezahlt: mit Platz 15 und 16 in den ersten beiden Etappen bin super zufrieden und konnte hinsichtlich der Platzierung an meine Leistung von der Europameisterschaft 2018 anschließen, nur diesmal ohne Wind. Ab diesem Zeitpunkt war ich gespannt, wie gut ich meine Fitness in die letzte Downwind-Etappe einbringen kann. Gordan und Sean sind gleich am Anfang abgegangen wie Schmitz Katze, aber dann wurde es sehr eng an der Spitze. Nicolas Lambert, Esteban Medina, Walter Bouzan, Valentin Henot und Yannick Laousse kamen nur sehr knapp vor mir ins Ziel. Diese Etappe hätte ruhig etwas länger sein dürfen. Eventuell wären dann noch ein bis zwei Plätze drin gewesen, aber auch mit dem 8 Platz bin ich super zufrieden“. Die Zeiten zusammen gerechnet ergeben einen 13 Platz für Michael in der Gesamtwertung und er bleibt damit in der Veteranen-Klasse untouchable.

Aber Gewinnen ist wirklich nicht Alles. Erschöpfte, aber zufriedene Gesichter bei der abendlichen Veranstaltung haben deutlich gezeigt, dass alleine das Ankommen oder auch nur ein Tag am Meer äußerst glücklich machen. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben: Tim Fiedler belegte in der Gesamtwertung einen beachtlichen Platz 59, Carola Cordes war mit Platz 15 bei den Damen sehr stark unterwegs und Sasha Ossowski war mit Platz 89 ebenfalls sehr zufrieden. Stephan Abels ist nach der zweiten Etappe der Verlockung eines Bieres erlegen (evt. waren es auch zwei) und war auch ohne die Absolvierung einer dritten Etappe sehr glücklich.

Und wie verlief das Trainingscamp auf Fuerteventura? „Das war eine richtig gute Truppe“, so Gordan Harbrecht. „Wir haben in den acht Tagen auf den Kanaren über 240 km gepaddelt. Da war alles dabei: von anspruchsvollen 45 km Downwinds mit bedrohlich hohen Wellen, aber auch Flachwasser- und sogar Gegenwindeinheiten haben wir geübt. Damit uns nicht langweilig wird, haben wir auch noch Laufeinheiten auf den Hausberg von Las Playitas absolviert“. Auch Michael Dobler zeigt sich begeistert: „Die Idee nach einem Rennen ein Trainingslager anzuschließen hat allen Beteiligten sehr gut gefallen. Ich habe daher nicht lange gezögert, als Gordan mich gefragt hat, ob wir nicht ein zweites Trainingslager an den Naxos Cup auf Sizilien anhängen wollen (13. April). Sizilien ist schön und ich freue mich darauf. Übrigens muss man kein Leistungssportler sein, um hier mit zu machen. Jeder der will, kann sich gerne anschließen“.

 

Top 20 Surfski Herren
Atlantic Ocean Surfski

1. Etappe 17 km

2. Etappe 10 km

3. Etappe 13 km

Gesamtwertung

1. Sean Rice

1. Sean Rice

1. Gordan Harbrecht

1. Sean Rice

2. Gordan Harbrecht

2. Gordan Harbrecht

2. Sean Rice

2. Gordan Harbrecht

3. Esteban Medina

3. Esteban Medina

3. Nicolas Lambert

3. Esteban Medina

4. Yannick Laousse

4. Daniel Sanchez

4. Esteban Medina

4. Walter Bouzan

5. Victor Rodiguez

5. Walter Bouzan

5. Walter Bouzan

5. Yannick Laousse

6. Walter Bouzan

6. Yannick Laousse

6. Valentin Henot

6. Nicolas Lambert

7. Kiko Vega

7. Nicolas Lambert

7. Yannick Laousse

7. Victor Rodiguez

8. Jorge Vila U-23

8. Victor Rodiguez

8. Michael Dobler VET-D 

8. Daniel Sanchez

9. James Fitzsimmons U-23

9. Kiko Vega

9. Joao Ruivo

9. Kiko Vega

10. Valentin Henot

10. Albert Corominas

10. Luis Amado

10. Luis Amado

11. Luis Amado

11. Ignacio Soler Fabre

11. Daniel Sanchez

11. Joao Ruivo

12. Nicolas Lambert

12. Luis Amado

12. Kiko Vega

12. James Fitzsimmons U23

13. Daniel Sanchez

13. James Fitzsimmons U-23

13. Victor Rodiguez

13. Michael Dobler VET-D

14. Joao Ruivo

14. Marco Gomes

14. James Fitzsimmons U-23

14. Valentin Henot

15. Michael Dobler VET-D

15. Jorge Gutierrez U-23

15. Ignacio Soler Fabre

15. Jorge Vila U-23

16. Jorge Gutierrez U-23

16. Michael Dobler VET-D

16. Arthur Pereira

16. Jorge Gutierrez U-23

17. Arthur Pereira

17. Joao Ruivo

17. Loup Hasbroucq U-23

17. Arthur Pereira

18. Marco Gomes

18. Matias Di Candia

18. Luis Ventura VET- B

18. Albert Corominas

19. Matias Di Candia

19. Loup Hasbroucq U-23

19. Andrea Cervia

19. Marco Gomes

20. Jonathan Rincon

20. Arthur Pereira

20. Jorge Vila U-23

20. Loup Hasbroucq U-23

 

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