06.08.2022 | Kanu-Rennsport

5x Edelmetall am ersten Finaltag - Rückblick Tag 4 der WM in Halifax

Jule Hake beendet 11 Jahre lange Durststrecke, Nico Pickert scheitert um Zentimeter an Gold
Jule Hake konnte es selbst kaum glauben - sie beendet eine über ein Jahrzehnt andauernde Durststrecke im Damen-Kajak.

Schlag auf Schlag ging es am Samstag bei der Kanu-Rennsport-WM in Halifax, denn zum ersten Mal wurde um Medaillen gekämpft. Weil alle deutschen Boote in den jeweiligen Endläufen vertreten waren, gab es jede Menge Finals zu bestreiten – und insgesamt fünf Medaillen zu gewinnen.

Gleich im ersten Rennen des Tages schaffte es Canadier-Sprinter Nico Pickert, eine Medaille für das Kanu-Rennsport-Team Deutschland einzufahren. Auf den 200 Metern im C1 blieb Pickert bis zum Ende im Rennen um den Sieg und verpasste diesen im Fotofinish haarscharf. „Ich bin unglaublich genervt, den WM-Titel so knapp verpasst zu haben“, zeigte sich der 24-Jährige im Ziel mit trister Miene. Doch bei all dem Ärger wusste Pickert auch, welche Glanzleistung der zweite Platz war: „Bis heute Abend wird mich das noch beschäftigen, ab morgen wird dann die Freude über meinen zweiten Platz einkehren.“

Richtig gute Laune kam beim K4 der Herren auf. Das Quartett Max Rendschmidt, Tom Liebscher, Jacob Schopf und Max Lemke holten sich ebenfalls Silber über die 500 Meter – die beste Platzierung des neu formierten Deutschlandvierers in diesem Jahr überhaupt. Das sieht auch „Neuzugang“ Jacob Schopf so: „Wir haben uns in diesem Jahr kontinuierlich gesteigert und das ist die Belohnung für die harte Arbeit. Bei den Weltcups sind uns die Spanier und Ukrainer noch um die Ohren gefahren, jetzt haben wir die Ukraine hinter uns gelassen und Spanien ist in Reichweite. Wir arbeiten weiter gezielt auf Olympia 2024 hin, um spätestens bis dahin ganz vorne zu sein. Das Ziel ist also klar und wir befinden und schon jetzt auf einem guten Weg dorthin.“ Bei der Siegerehrung des K4 konnte Schopf gar nicht persönlich teilnehmen, denn er bereitete sich schon auf seinen K1 über 1.000 Meter vor. Wegen eines verhaltenen Starts hatte der Berliner nach dem ersten Renndrittel einen großen Rückstand auf die Medaillenränge. „Der Vierer steckte noch etwas in den Muskeln und davon abgesehen habe ich einfach nicht ins Rennen gefunden“, bestätigt Schopf die Probleme. Auch an der 500-Meter-Marke sah es nicht gut aus, die Konkurrenz schien bereits zu weit entfernt. Doch Schopf fasste sich ein Herz und ging All-in: „Hier einfach irgendwie ins Ziel zu fahren, kam für mich nicht infrage. Deswegen habe ich die letzten 300 Meter einfach alles reingehauen, mit dem Risiko dass es schiefgeht. Ich habe nur noch Sterne gesehen am Schluss, aber es hat noch gereicht.“ Die Aufholjagd endete schließlich auf Rang drei.

Bei den Canadier-Athleten gab es zum Abschluss des Wettkampftages nochmals Edelmetall zu bejubeln, allerdings nicht durch das Duo Sebastian Brendel/Tim Hecker, sondern durch Annika Loske. Sie sicherte sich im C1 über 1.000 Meter bei den Damen Bronze. „Ich wusste schon, dass Platz drei möglich ist, aber das hing von gewissen Umständen ab“, erklärt Loske ihre Sternstunde bei den enorm heißen Temperaturen im kanadischen Hochsommer. Die Gold-Favoritin aus der Ukraine fuhr in der Bahn neben ihr, weswegen Loske mit Seitenwellen aufgrund des Geschwindigkeitsunterschied rechnete. Doch die Deutsche schaffte es, auf Tuchfühlung mit der Konkurrentin zu bleiben, die dann zum Zugpferd wurde. In einem Dreikampf um Silber sicherte Loske schließlich mit einer starken zweiten Rennhälfte Position drei ab.

Noch einmal Bronze gab es für Jule Hake im K1 der Frauen. Die 23-Jährige schob sich in einem unheimlich eng zusammenliegenden Feld immer weiter nach vorne und musste sich nur Mehrfach-Olympiasiegerin Lisa Carrington (Neuseeland) und Anamaria Govorcinovic (Kroatien) geschlagen geben. Mit diesem Erfolg holte Hake die erste Medaille im Damen-K1 seit elf Jahren.

„Die olympischen Strecken wurden geändert und das ist natürlich ein gravierender Unterschied, 500 anstatt 1000 Meter zu fahren. Insofern sind wir – mit den ganzen Trainingsausfällen und anderen Problemen dieses Jahr – hier besser gestartet, als zu erwarten war“ gibt Sportdirektor Jens Kahl sein Fazit zum ersten Finaltag. Am Sonntag stehen dann die weiteren Endläufe an, darunter unter anderem die Mixed-Zweier, die K2 auf 500 Meter und die Langstrecken-Distanz von 5.000 Metern.

Sebastian Brendel und Tim Hecker schrammten im C2 auf 500 Metern haarscharf an Bronze vorbei.
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