22.04.2020 | Kanu (Allg.)

Andreas Matzner: "Oft zeigt sich der wirkliche Wert einer Sache erst im Mangel"

Andreas Matzner ist Ressortleiter für den Freizeitsport im Landes-Kanu-Verband Bremen. Bremen hat größenbedingt in der Coronakrise glücklicherweise nicht so viele Infizierte vorzuweisen. Wie es aber um das Paddeln im Bundesland an der Weser steht, verriet Matzner im Interview.
Andreas Matzner aus Bremen

Andreas, ohne Frage habt ihr im Norden eines der schönsten Paddelreviere Deutschlands. Könnt ihr es aber überhaupt derzeit nutzen?

Andreas Matzner: Die Flüsse und Seen in Bremen sowie auch im umgebenden Niedersachsen können wir zwar unter Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien nutzen, dürfen jedoch aufgrund der Schließung aller Sportstätten in Bremen nicht die Bootshausgelände betreten. 

Wie stellt sich die Situation für den Landes-Kanu-Verband Bremen dar?

Andreas Matzner: Gerade erst mussten wir schweren Herzens unser Flagschiff, die „Weser-Tidenrallye“ im Mai absagen! Dieses Jahr wollten wir die 30. Auflage der Veranstaltung mit einem großen Rahmenprogramm feiern. Die bisherigen Anmeldezahlen aus ganz Deutschland deuteten bereits auf einen neuen Teilnehmerrekord hin. Da fast alle Kosten für Genehmigungen, Urkunden, Medaillen etc. bereits aufgelaufen sind, werden wir diesen Posten außerplanmäßig aus dem Budget des LKV decken müssen. Die bereits eingezahlten Teilnehmergebühren haben wir zurück erstattet. Weitere Verbandsveranstaltungen, angefangen mit dem Anpaddeln bis zu unserem Kanu-Testival sind ebenfalls dem Virus zu Opfer gefallen.

Und wie steht es um die Vereine in Bremen?

Andreas Matzner: Eine Nutzung der Bootshäuser und Gelände ist zur Zeit untersagt. Kanusportler, die Ihr Boot zu Hause lagern und nicht über die vereinseigenen Stege und Anleger aufs Wasser gehen, können ihren Sport unter Einhaltung der Sicherheitsregeln ausüben.
Durch den Wegfall von geplanten Sportkursen etc. entgehen den Vereinen entsprechende Einnahmen. Der Bremer Senat hat ein Soforthilfeprogramm für den Sport beschlossen, mit dem laufende Kosten beglichen werden können. Hier handelt es sich um nicht rückzahlbare Zuschüsse. Weiterhin wird die Bezuschussung der Übungs- und Organisationsleiter sicher gestellt, auch wenn die geplanten Stunden wegen der Krise nicht gegeben werden können.

Gibt es etwas Positives, dass die Bremer aus dieser Krise herausnehmen werden?

Andreas Matzner: Es fällt mir schwer, hier etwas speziell Kanuspezifisches zu formulieren. Angesichts des doch teilweise dramatischen Verlaufes einer Erkrankung und des ungeheuren Ausmaßes der Pandemie in unseren Nachbarländern wird die schönste Nebensache der Welt, Paddeln, zu einer Randerscheinung. Vielleicht denkt der eine oder andere in dieser Krise darüber nach, welch einen hohen Stellenwert der Kanusport und die Gemeinschaft im Verein für ihn persönlich hat. Denn oft zeigt sich der wirkliche Wert einer Sache erst im Mangel.

Warst Du selbst in den letzten Wochen im Boot unterwegs oder hast Du Dich anderweitig fit gehalten?

Andreas Matzner: Ich habe zusammen mit meiner Frau das herrliche Osterwetter genutzt und zwei Tagestouren im Bremer Umland gemacht. Natürlich unter Einhaltung aller erforderlichen Verhaltensregeln. Wir konnten dabei feststellen: es wird zwar gepaddelt, aber für diese Jahreszeit doch sehr verhalten.

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