26.07.2021 | Thomas Konietzko Blog

Bangen um den kommenden Taifun?

#tokoblog (3): Der erste Wettkampftag ist vorbei und wenn ihr diesen Blog lest, sind die ersten Entscheidungen im Slalom bereits gefallen. Ich hoffe, mit einem erfolgreichen Ausgang für unser DKV Team.
Wie schlimm trifft der Taifun Japan?

Nach den Vorläufen am ersten Tag hatten wir noch ein Jury-Meeting und haben den neuesten Wetterbericht besprochen. Rudern hat bereits zwei komplette Renntage gestrichen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie den Ersatztag brauchen und wir dann in Rekordzeit die Strecke über Nacht umbauen müssen, um nicht mit dem Zeitplan für die Sprintrennen Probleme zu bekommen.

Allerdings sieht der letzte Wetterbericht nicht mehr so schlimm aus wie gestern. Wurde dort noch von einer maximalen Windgeschwindigkeit von 100 km pro Stunde für Dienstag und Mittwoch gesprochen, waren es heute Nachmittag nur noch 40 km in der Spitze. Und der Wind soll von einer für die Slalomwettkämpfe günstigen Seite kommen, die durch die Tribünen geschützt ist. Das Problem im Slalom sind nicht die eigentlichen Wettkämpfe. Die Organisatoren haben mehr Angst um die vielen Zelte, die hier aufgestellt sind und weggeweht werden können. Die Ruderer wollen wohl schon die Zelte, in denen die Boote gelagert werden, abbauen und die Boote in den festen Unterkünften lagern.

Im Ergebnis unserer Beratungen haben wir uns verständigt, das Risiko einzugehen und nichts an den Wettkampfplänen bis einschließlich Dienstag zu ändern.

Leider ist es tatsächlich schwierig, Geschichten von Land und Leuten zu erzählen. Da wir uns nur in unserer Blase bewegen, bekommt man nichts vom Land mit. Was uns unsere japanischen Freunde an der Strecke erzählen, ist, dass sich mit dem Beginn der Spiele die Stimmung in der Bevölkerung dreht. Japan ist sehr erfolgreich in die Spiele gestartet und die Nation war begeistert, als gestern Bruder und Schwester im Abstand von nur zwei Stunden im Judo jeweils eine Goldmedaille gewonnen haben. Bei den Wettbewerben im Radsport rund um den heiligen Berg Fuji standen die Zuschauer in Zehner- reihen und ließen sich nicht von der Strecke vertreiben. 

Ich lese ja auch die deutschen Zeitungen, und dort sind die täglichen Coronazahlen bei den Spielen immer eine Top Meldung. Heute waren es zehn neue Fälle rund um die Spiele. Allerdings weiß ich von mindestens drei, die hier mitgezählt werden, die vor der Abreise nach Japan entdeckt wurden und diese Sportler erst gar nicht einreisen konnten. Es scheint, dass das Konzept funktioniert und die meisten Infizierten entdeckt werden. Morgen werde ich mal berichten, was ich so täglich an Tests absolvieren muss und wie das Leben im Hotel in der Blase aussieht. 

Bleibt mir nur noch, die kleinen Geschichten zu erzählen, die ich so rund um die japanische Kultur und Technik im Hotel erlebe. Da ist die intime Sache mit meiner Toilette im Zimmer. Toiletten in Japan sind High-Tech-Produkte, und natürlich ist die Klobrille beheizt. Meine hat vier Wasseranschlüsse und ein Bedienpult mit zahlreichen Knöpfen. War mir am Anfang zu kompliziert zu erforschen, was wie funktioniert. Allerdings hat sich die Toilette nicht immer, aber manchmal verselbständigt.

Wenn ich saß, kam manchmal plötzlich warmes Wasser von unten, ohne dass ich einen Schalter gedrückt habe. Ich habe dann doch versucht, die Schalter zu erkunden, hatte aber nur mäßigen Erfolg. Manchmal machte sie was, wenn ich einen Knopf drückte und manchmal nicht. Ich stand dann über der Toilette und habe reingeschaut was passiert und plötzlich war mein Gesicht nass, weil sie wieder einmal automatisch (oder zeitversetzt nachdem ich einen der vielen Knöpfe gedrückt habe) losspritzte. Aber nichts passiert, das Wasser war ja warm.

 

Jetzt zum wichtigeren Teil meines heutigen Berichtes, dem ersten Wettkampftag. Gestern fanden die Vorläufe im Canadier der Herren und im Kajak der Damen statt. Die Herausforderung für unsere Sportler war überschaubar, da im Canadier nur 3 von 18 und im Kajak 4 Sportler von 27 ausscheiden. 

Deshalb waren unsere Sportler zwar angespannt, aber noch nicht wirklich nervös. Ich konnte mit Ricarda noch vor dem Rennen sprechen und sie über ihre Eindrücke von ihrer ersten Eröffnungsfeier bei Olympischen Spielen befragen. Für sie war der schönste Gänsehautmoment der Eröffnung, als unser deutsches Team einmarschierte und alle gemeinsam die deutsche Nationalhymne sangen. Ansonsten war es für sie schon komisch, nur in die Kameras zu winken; sie hat die Zuschauer wie wir alle vermisst.

Los ging es mit den Canadier-Herren und Sideris Tasiadis.

Er hat einen ersten sehr soliden Lauf gezeigt. Man merkte, dass er das letzte Risiko nicht eingehen, aber trotzdem eine Zeit fahren wollte, die bereits für die Qualifikation reicht. Keine Berührung und weniger als zwei Sekunden hinter dem Besten war genau das, was er wollte. 18 Sportler sind gestartet, 15 qualifizieren sich für das Halbfinale, und die beste Zeit der zwei Läufe zählt. Also war klar, dass der sechste Platz im ersten Lauf schon reicht. Im zweiten Lauf hat er dann experimentiert und ist sehr aggressiv runtergefahren. Er war dann etwas langsamer als im ersten Lauf und wird jetzt mit den unterschiedlichen Erfahrungen der beiden Vorläufe seine Strategie für das Halbfinale und das Finale mit seinem Trainer besprechen.

Das Halbfinale findet heute ab 14.00 Uhr und das Finale ab 15.45 Uhr statt. Bisher den stärksten Eindruck machten der Slovene Benjamin Savsek und der Slovake Matej Benus. Die hat Sid alle schon einmal geschlagen und für Sid ist heute alles drin. In ein paar Stunden wissen wir mehr. Drückt die Daumen.

Bei den Damen hat sich tatsächlich bei den 27 Teilnehmern eine Zweiklassengesellschaft gebildet. Da waren Jessica Fox und unsere Ricarda Funk in beiden Läufen weit vor dem Rest des Feldes. Im ersten Lauf konnte Ricarda mit zwei Sekunden Vorsprung vor Jessica gewinnen, im zweiten Lauf drehte Jessica den Spieß um und war trotz einer gewollten Steher-Einlage 10 m vor der Ziellinie deutlich vor Ricarda. Wenn nichts besonderes passiert, sollten die zwei die Gold- und Silber Medaille unter sich ausmachen. Was ich aber gelernt habe: Bei Olympischen Spielen passiert immer etwas Besonderes, und wenn man selbst im Slalom bei Weltcups und Weltmeisterschaften Ergebnisse erahnen kann, trifft dies nie auf Olympische Spiele zu. Hier ist immer alles offen und es bleibt spannend.
Das Halbfinale findet morgen ab 14.00 Uhr und das Finale ab 16.15 Uhr statt.


Toller Abschied für Kanu-Rennsportler in Duisburg

Unser Rennsportteam wurde gestern in Duisburg richtig toll verabschiedet. Das waren emotionale Bilder und Momente, und die Verabschiedung gab nochmals den letzten Kick, um das Beste hier herauszuholen. Selbst auf den Autobahnbrücken standen Fans und haben gewunken. Da ist bei den Sportlern und Betreuern so manche Träne der Rührung über diese Verabschiedung geflossen.

    


Sie sind mittlerweile in Tokio gelandet und haben es bis zum Weiterflug nach Naka tatsächlich geschafft, die Einreisekontrollen zu absolvieren.

Bis morgen, und hoffentlich haben wir heute etwas zu feiern !!!!!

Jetzt mache ich Schluss, weil der IOC-Präsident gleich den Slalom-Kanal besichtigen will, und da darf ich natürlich nicht fehlen.
 

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