21.04.2022 | Kanu (Allg.)

Bewegende Begegnungen in Turin

Kanu-Rennsportler aus Rheine auf internationaler Jugendbegegnung am Po
Jugendbegegnung in Turin (Bild: WSV Rheine)

Eigentlich ging alles ganz schnell: Es stand fest, dass die ursprünglich angedachte Jugendbegegnung mit den Sportlern des Partnervereins ASL Arras in der Nähe von Paris nicht durchgeführt werden konnte. Er hatte einige Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen und deswegen keine Kapazitäten zur Übernachtung frei. Kurzentschlossen machte WSV-Rennsportwart Reinhard Ross beim Kanu-Marathon Anfang April auf der heimischen Ems ein neues Ziel klar. Nach einem Gespräch mit der italienischen Trainerin Elena Colanie stand fest, dass die Gruppe jugendlicher Kanu-Rennsportler mit ihren Trainern Reinhard Ross und Carsten Lausberg Turin ansteuern würden. 

Also ging die Fahrt nicht Richtung Westen, sondern gen Süden auf die andere Seite der Alpen in den Nordwesten Italiens. Bei bestem Wetter haben die WSVer die Jugendlichen vom Turiner Verein Circolo Amici del Fiume kennengelernt und sind in ihre Kajaks gestiegen, um vor malerischer Kulisse auf dem Po gemeinsam zu trainieren. Ein weiterer Programmpunkt war die Beschäftigung mit dem Holocaust anhand von „Stolpersteinen“ in der Turiner Innenstadt, wie sie auch in Rheine zu finden sind und die Auskunft über das Schicksal von Verfolgten in der Zeit des Nationalsozialismus geben. 

„Ich hätte allerdings nicht gedacht, wie schnell uns der Krieg in der Ukraine auch hier in Turin einholen wird“, sagt Reinhard Ross und wird dabei nachdenklich. Einige Kinder und Jugendliche aus der Ost-Ukraine haben Zuflucht vor dem Krieg im Heimatland gesucht und sind nach Turin gekommen – ohne ihre Eltern. Die Verwaltung hat sie in der Nähe des bekannten Skigebietes in Sestriere in einer Diakonie untergebracht.

Auf den Bildern: Die Jugendgruppe des WSV Rheine / Die Trainer Carsten Lausberg und Rheinhard Ross / Stolpersteine in der Turiner Innenstadt


„Wir haben erfahren, dass sie auf dem Weg nach Turin waren“, erzählt Carsten Lausberg. „Wir haben dann sofort unseren Vereinsbus eingesetzt, um sie abzuholen, damit sie erstmals nach Wochen wieder paddeln können. Die 14 Kinder und Jugendlichen sind nämlich allesamt auch Kanusportler. Sie hatten zwar ihr Paddel dabei, aber waren teilweise ohne Ersatzbekleidung angekommen“, beschreibt Ross die Umstände. Sehr bewegend für die WSVer war dementsprechend die Begegnung mit den elf- bis 18-jährigen Sportlern und ihre Erzählungen. „Für uns alle eine unvorstellbare Situation“, fügt er tief beeindruckt hinzu.  

Sofort wurde vor Ort ein gemeinsames Paddelprojekt gestartet in gemischten Gruppen zusammen mit den italienischen Gastgebern. 

Im Sommer kommenden Jahres ist eine internationale Ferienfreizeit am WSV geplant, werfen Ross und Lausberg einen Blick in die Zukunft. Zusammen mit den Freunden des Partnervereins aus Arras sowie den italienischen Sportlern aus Turin und ihren jeweiligen ukrainischen Gästen gibt es dann ein Jugendzeltlager.

„Das Ganze soll bis zu den Olympischen Spielen in Paris Mitte/Ende Juli gehen“, erzählt Ross. „Sport soll die Nationen verbinden!“ Im November gehe es zur weiteren Planung nach Arras, um die Details zu besprechen.
Außerdem weist Reinhard Ross noch auf den Tag der offenen Tür beim WSV hin. „Am Samstag, 7. Mai, laden wir von 10 bis 17 Uhr Interessierte, vor allem auch Familien mit Kindern, ein, um den Verein und das Paddeln in den unterschiedlichen Bootstypen kennenzulernen.“

Von Petra Nienhaus

Zur Homepage des WSV Rheine: https://www.wsv-rheine.de

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