Von Alfons Zaunhuber
Paddeln zwischen altem Baumbestand. |
Der größte Binnensee Mitteleuropas bietet allerdings in seinem österreichischen Bereich rund um die Landeshauptstadt Bregenz besonders reizvolle Abschnitte, die als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind und zu den naturbelassensten Ufern am gesamten Bodensee zählen. Bregenz ist als Festspielort auch kulturell sehr attraktiv, das futuristische Kunsthaus ist ein besonderer Höhepunkt und die Umgebung lockt mit abwechslungsreichen Rad- und Wanderwegen.
Bregenz ist der ideale Standort für ein verlängertes Wochenende am südöstlichen Teil des Bodensees. Am westlichen Ortsrand zwischen der Stadt und der Mündung der Bregenzer Ach und nah der Zisterzienserabtei Mehrerau liegen mehrere Campingplätze am See und im Grünen. Besonders wohl fühlt man sich im kleinen familiengeführten Eco-Campingplatz Mexiko, direkt daneben befindet sich auch der große Seecampingplatz Bregenz. Zum Einsetzen der Boote sind es nur ca. 100 Meter und über die Seepromenade erreicht man das Bregenzer Zentrum völlig entspannt zu Fuß oder per Rad, immer in grüner Uferlandschaft. Eine erste Schnuppertour führt uns mit den Booten ostwärts an mehreren Jacht- und Segelhäfen vorbei, weiter zum Strandbad und zur riesigen Seebühne der Bregenzer Festspiele mit ihren 6800 Sitzplätzen. Auch der Bregenzer Ruderverein Wiking, der größte Ruderklub Österreichs, hat auf dieser Seite von Bregenz sein Bootshaus. Der Blick fällt auf die Bregenzer Oberstadt und den Pfänder, dem Aussichtsberg von Bregenz schlechthin, der auch per Seilbahn in wenigen Minuten erreichbar ist. Wenige hundert Meter nach der Seebühne fällt ein hölzerner Pavillon ins Auge, in dem sich die szenische Sunset Bar befindet. Allerdings kann man hier im unmittelbaren Nahbereich nicht anlanden. Hier ist unser Wendepunkt. Vorbei am Ausgangspunkt geht es in Richtung Bregenzer Ach-Mündung. Bereits vor dem Yachthafen beginnt das Europaschutzgebiet „Mehrerauer Seeufer – Bregenzerachmündung“. Auf den wassernahen Rad- und Fußwegen genießen viele Erholungssuchende den heißen Sommertag. Mit dem Kajak erreicht man das Delta der Ach nach kurzer Fahrt. Für die Flussinseln gibt es ein Betretungsverbot, ansonsten bieten sich einige Anlandeplätze für ein Picknik an beiden Ufern an. Kampieren ist allerdings verboten. Die Landschaft hat den Charme der Camargue im französischen Rhonedelta. Im Hintergrund grüßen die Berge des Bregenzer Waldes und die Schweizer Gipfel im Umfeld des Säntis. Während in langen Trockenzeiten großflächige Kies- und Sandflächen die Uferzonen bestimmen (bedingt durch das enorme Geschiebe des Flusses) stehen bei unserer Tour auf Grund des hohen Seespiegels zahlreiche Bäume im Wasser. Flussaufwärts ist bereits das letzte Blockwurfwehr der Bregenzer Ach zu erkennen. Vorbei an einer Fußgänger und Radbrücke ist es problemlos erreichbar. Kleine Surfwellen und Strömungen locken hier zum Spielen und so vergeht ein angenehmer Tag der uns am Spätnachmittag noch auf den 1064 Meter hohen Pfändergipfel lockt, um den Bodensee von ganz oben zu betrachten.
Paddel zwischen Segelbooten und Yachten. |
Wenn man von der Brücke zwischen Hard und Fußach einen Blick auf den kanalisierten Alpenrhein wirft verspürt man wenig Lust auf eine Kanutour. Am stillen Wasserlauf des Alten Rheins ist das schon wieder ganz anders, obwohl die Autobahn nach St.Gallen kurzfristig dieses Gewässer berührt. Wir beginnen unsere Tour am Parkplatz der Marina in Altrhein am Schweizer Ufer. Vor dem Start lohnt es sich noch der Markthalle von Friedensreich Hundertwasser einen Besuch abzustatten. Die goldenen Kuppeln am Kreisverkehr nahe dem Flughafen stechen bereits bei der Anfahrt ins Auge. Das Gebäude wurde nur mit Stein und Keramik gebaut und der Verzicht auf gerade Linien ist Grundprinzip dieses letzten Werkes des österreichischen Künstlers. Nach wenigen Metern auf dem von Sportbooten genutzten Wasserlauf passiert man noch einen Landesteg der Bodensee-Schifffahrt, dann ist man in reizvoller Natur unterwegs. Grüne Auwälder flankieren den Wasserlauf. Ein großer Altarm ohne südlichen Ausgang erweist sich als Sackgasse, aber hier wie auch auf der Folgestrecke begeistern die vielen Seerosen und aus dem Schilf quaken Fröschen und zwitschern Vögel. Vereinzelt kommen uns Ruderer und Segelboote entgegen. Hinter dem Auwald links und rechts spitzen in der Ferne die Schweizer Berge hervor. Das linke Ufer gehört noch auf ca. 1500 Meter zum NSG Rheindelta. Rechts auf Schweizer Seite liegen kleine Häuschen nur wenig über der aktuell Wasserlinie, da der Bodensee einen hohen Wasserstand aufweist. Bäume ragen aus dem Wasser, aus den Altarmen und Tümpeln summen zahlreiche Mücken. Ein Insektenschutzmittel ist kein schlechter Tipp. Zu den gefiederten Bewohnern der Au zählen Zwergtaucher, Blässhühner, Teich- und Drosselrohrsänger und der seltene Pirol. Auch der Biber ist seit 2006 wieder ins Rheindelta heimgekehrt. Zwischen Gaißach und Höchst macht der Alte Rhein eine markante Schlinge um dann ab Höchst eingeklemmt zwischen Autobahn und Industriegebiet seine Strahlkraft zu verlieren. Daher wird man bereits vor Höchst wieder zum Ausgangspunkt zurück paddeln und genießt so die wunderschöne Schlussetappe des Alten Rhein noch einmal.
Wildwassereinlage. |
Das gesamte Bodenseeufer zwischen der Mündung des Alten Rheins inklusive Rohrspitz und Fußacher Bucht ist Naturschutzgebiet und das größte Feuchtgebiet am Bodensee. Wie bei der Tour auf dem Alten Rhein setzen wir an der Marina Altenrhein unsere Boote ein und paddeln erst einmal an einer 12 Meter hohen Skulptur „Eisenmann mit der Schaufel“ vorbei. Nach einem kurzen Stück in der Fahrrinne verlassen wir diese nach rechts (Vorsicht auf einlaufende Fährschiffe). Schon nach wenigen Metern in östlicher Richtung hat man das völlig naturbelassene Ufer des Rheindeltas in einer sichelförmigen Bucht vor sich. Zahlreiche Wasservögel sorgen für die einzige „Lärmbelästigung“. Reiher, Kormorane, Enten und Schwäne sind hier ständige Begleiter. Hölzerne Zäune grenzen Brutplätze in einigen Bereichen ab. Diese Bucht gehört zu den absolut schönsten Paddelstrecken am gesamten Bodensee. Der Blick reicht hier weit über den großen See. Nur einzelne Häfen liegen am Wasser. Der Hafen Salzmann mit Campingplatz Rohrspitz, Kiosk, Restaurant und Bootsverleih lockt zur Einkehr oder Übernachtung. Noch etwas weiter am äußersten Zipfel des Rohrspitz mit dichtem Schilfgürtel wird der Blick frei auf die schöne Fußacher Bucht und die Dämme des kanalisierten Alpenrheins. Den Hintergrund bilden die Berge des Bregenzer Waldes. Eine Kulisse der Superlative! Auch die Fußacher Bucht wäre eine Verlängerung der Paddeltour wert. Hier gibt es einige schöne Badeplätze und im Hafen ein empfehlenswertes Restaurant mit deutlich günstigeren Preisen als auf der Schweizer Seite. Es lohnt sich auch das Rheindeltahaus bei Fußach zu besuchen. Hier werden verschiedene interessante Exkursionen in die Natur des NSG Rheindelta angeboten.
Anmerkung: Dieser Beitrag ist bereits im November 2016 im KANU-SPORT erschienen. Die akutellen Voraussetzungen haben sich wahrscheinlich geändert, daher bitten wir um eine sorgfältige Tourenplanung.
Tourlänge: ca. 10 km
Ein/Austieg: Bregenz (Campingplätze am Hechtweg)
Tourlänge: 10-15 km (hin- und zurück, ja nach Umkehrpunkt).
Ein/Austieg: Altenrhein (CH) Hafen, gebührenpflichtiger Parkplatz, alternativ Einstieg im Hafen von Gaißau (Österreich).
Tourlänge: 12,6 km (hin- und zurück).
Ein/Austieg: Altenrhein (CH), Hafen, gebührenpflichtiger Parkplatz.
Beste Zeit: Ende Mai bis Mitte Oktober
Weitere Kanugewässer:
Tourismusinformation: Bregenz Tourismus, www.bregenz.at
Sehenswürdigkeiten:
Alternativen:
In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.
Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:
In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
WICHTIG: Der Deutsche Kanu-Verband weist aufgrund zahlreicher Kanuunfälle eindringlich alle Paddler :innen auf die Notwendigkeit von Schwimmwesten hin.
Weitere Infos: www.kanu.de
KANU-SPORT 11/2016 |