14.04.2020 | Kanu-Polo

Caroline Sinsel: "Das Kanu-Polo-Team steht vor vielen neuen Herausforderungen"

Caroline Sinsel ist leitende Trainerin der Kanu-Polo Nationalmannschaften und hat damit den Überblick und den Einblick in das sensationell erfolgreiche Ressort im Deutschen Kanu-Verband, die wie viele andere hart von den Auswirkungen der Coronakrise getroffen worden. Sinsel berichetet im Interview, wie die Kanu-Spieler mit der aktuellen Situation fertig werden.
Caroline Sinsel

Caroline, Du bist seit November 2019 Leitende Trainerin für die Nationalmannschaften, welche Aufgaben hast Du eigentlich damit inne?

Caroline Sinsel: Die Aufgaben sind recht vielfältig. Zum einen unterstütze und koordiniere ich die Bundestrainer, und bin für Planung von Turnieren und Trainingslagern zuständig. Auch strukturelle Aufgaben wie beispielsweise die Einführung einheitlicher Leistungstests, Trainingstagebüchern und einer klaren Saisonplanung gehören dazu. Zudem versuche ich, die Sportart fachlich weiterzubringen. Hierzu zählt die Unterstützung der Trainer und Sportler, sowie die Erstellung einer Rahmentrainingskonzeption. Auch möchte ich die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden verbessern, um die Sportler von Anfang an optimal zu fördern.

Hat sich das nun während der Coronakrise geändert?

Caroline Sinsel: Leider alles. Bis auf weiteres sind erstmal alle Wettkämpfe abgesagt, die WM 2020 auf April/Mai 2021 verschoben. Somit ist alles, wofür wir im Winter hart gearbeitet und auf das wir uns seit Monaten freuen, abgesagt. Für mich bedeutet dies nun vor allem strukturelle Arbeit während des Sommers, um eine optimale Grundlage für die nächsten Jahre zu legen. 

Wie geht es dem Kanu-Polo-Team?

Caroline Sinsel: Sie sind natürlich frustriert. Zum einen ist sehr viel Zeit, Wille und Motivation erforderlich, um neben dem Beruf/Studium/etc. Leistungssport auf diesem Niveau zu betreiben. Jeder einzelne steckt unfassbar viel rein, jeder Tag wird davon bestimmt. Zum anderen ist da der Spaß am Sport, der hauptsächlich antreibt. Die Ungewissheit, wie und wann es weitergeht, ist anstrengend, aber die Gesundheit steht natürlich an erster Stelle.

Gab es bei Euch auch schon die allseits beliebte Online-Fitness-Welle?

Caroline Sinsel: Ja, natürlich. Jeder versucht, sich so gut es geht fit zu halten und die Motivation hoch zu halten. Da bieten Online-Sportvideos natürlich auch mal eine willkommene Abwechslung. Und über Videotelefonie beim Training zuhause haben wir zumindest ein bisschen das Gefühl, „gemeinsam“ Sport machen zu können. 

Habt ihr noch Hoffnung, dieses Jahr die Bälle ins Netz jagen zu können?

Caroline Sinsel: Ja, ohne geht es einfach nicht. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass die Deutschen Meisterschaften stattfinden können, wenn auch in einer verkürzten Variante mit nur einer Runde (statt Hin- und Rückrunde). 

Gibt es noch langfristige Veränderungen für Euch?

Caroline Sinsel: Durch Corona haben sich international auch einige Veränderungen ergeben. Zum einen sind die World Games auf 2022 verschoben. Zum anderen wird die WM 2020 wohl im April/Mai 2021 stattfinden, wobei dies noch von der ICF mit Datum bestätigt werden muss.Das bedeutet, dass wir in den nächsten zwei Jahren jeweils zwei große Wettkämpfe haben:

  • 2021: WM und EM
  • 2022: World Games und WM

Dabei ist 2021 natürlich der Zeitpunkt der WM ein großes Problem. Wenn es bei April/Mai bleibt (die EM wird wohl weiterhin im Spätsommer stattfinden), werden wir die Jahresplanung komplett umstrukturieren müssen, um die mangelnden Vorbereitungsmöglichkeiten kompensieren zu können. Auch 2022 wird spannend. World Games und WM in einem Jahr, das bedeutet nicht nur körperlich eine riesige Aufgabe, sondern vor allem mental.

Und wie hältst Du Dich selbst fit?

Caroline Sinsel: Über Online-Kurse, Laufen und Radfahren. Und zum Glück habe ich auch ein paar Trainingsutensilien zuhause. Mein Boot ist leider gerade weggesperrt.

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