04.05.2022 | Kanu-Slalom

Das Olympia-Boot von Ricarda Funk ist in München

Das Boot von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ricarda Funk wird in der Ausstellung „Design für Olympia“ in der Neuen Sammlung/Pinakothek der Moderne in München gezeigt.
Das Olympia-Boot von Ricarda Funk steht bereits im Museum in München. (Foto: Museum)

Die vorige Saison war unglaublich für Ricarda Funk. Die Kajakfahrerin startet das erste Mal bei Olympia und holt Gold. Mit ihrem WM-Titel wenige Wochen später setzt die heute 30-Jährige das i-Tüpfelchen. In diesem Jahr wird ihr Olympia-Boot in der Ausstellung „Design für Olympia“ in der Neuen Sammlung/Pinakothek der Moderne München vom 8. Juli bis 3. Oktober zu sehen sein.

„Wie sieht eigentlich ein Boot aus, das für olympische Kanuwettkämpfe zugelassen wird? In unserer Ausstellung gehen wir solchen Fragen nach. Bei Olympischen Spielen stehen nicht nur die Athletinnen und Athleten miteinander im Wettkampf, denn hier findet ebenso ein Kräftemessen in Sachen Ausrüstung und Technik statt: Wer hat das innovativste Material, wer das fortschrittlichste Design? Mit dem Kajakeinsitzer K1 von Ricarda Funk haben wir ein solches spannendes Objekt gefunden“, sagt Konservator Linus Rapp. „Für uns war nicht nur die Tatsache interessant, dass mit dem Boot Gold in Tokio geholt wurde, sondern ebenso die Gestaltung wie die markante Form und das flache Heck, das sich doch sehr von den Kajaks von Freizeitsportlern unterscheidet. Mit seiner knalligen Farbgebung wird das Boot in unserer Ausstellung sicherlich ein optischer Hingucker“, sagt Rapp erfreut.

Wie die für Bad Kreuznach startende Wahl-Augsburgerin die vorige Jahr erlebt hat und was es für sie bedeutet, dass ihr Boot demnächst in München in der Ausstellung steht, erzählt sie in einem Interview.

Ricarda, die vergangene Saison war wahnsinnig erfolgreich für dich. Die neue hat inzwischen begonnen. Kannst du ein kurzes Fazit geben, wie du alles empfunden und verarbeitet hast.

Wenn ich Revue passieren lasse, was letztes Jahr alles passiert ist, so muss ich sagen, es war eine Achterbahn der Gefühle. Unglaublich, unfassbar. Für mich auch heute noch unfassbar. Es ging los mit dem Zittern, dem Bangen, Warten und Hoffen, dass die Olympischen Spiele überhaupt stattfinden. Der erste positive Punkt war, als ich meine Olympia-Einkleidung bekommen habe. Das war schon das erste Olympia-Feeling. Das war der Funken Hoffnung, den man als Sportler gebraucht hat – als Motivation, an dem man sich so ein bisschen festgehalten hat. Als es dann endlich nach Tokio losging, war ich einfach nur megahappy. Und dann kurz darauf kam ja leider die Flutkatastrophe in meiner Heimat, die mich wirklich sehr mitgenommen hat. Das war irgendwie unglaublich, dass ich einerseits meinen Traum leben durfte, aber andererseits war es zuhause einfach ein Albtraum. Das war für mich überhaupt nicht zu fassen. Kurze Zeit später gewinne ich auch noch die Goldmedaille im Wildwasserkanal von Tokio… Puh, dieses Auf und Ab war einfach ganz schön krass und das ist auch echt krass zu fassen.

Dann habe ich die Saison noch gekrönt mit der Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft. Zuvor war es mir ja nie gelungen, DAS Event des Jahres zu gewinnen und nun hatte ich auf einmal zwei Höhepunkte in der Saison, die durch die Pandemie überhaupt erst zustande gekommen sind. Und bei beiden hole ich Gold, das war krass. Und was danach alles so noch im letzten Jahr kam, ist einfach unglaublich und wunderschön.

Am Ende kann ich nur sagen, dass sich die ganze harte, harte Arbeit über viele, viele Jahre hinweg im letzten Jahr richtig, richtig ausgezahlt haben. Das mach mich einfach nur happy. Ich glaube, ich werde irgendwann nach meiner Karriere vielleicht erst einmal realisieren, was da überhaupt passiert ist, weil ich aktuell noch mittendrin stecke. Ich bin voll am Arbeiten.

Was bedeutet es für dich, dass dein Boot in der Ausstellung in München gezeigt wird?

Das ist megacool. Das zeigt das Interesse am Kanuslalom. Jetzt können sich die Leute mal anschauen, wie das überhaupt aussieht. Wie unsere Boote aufgebaut sind, welche Maße die haben. Das kann man sich aus dem Fernsehen kaum vorstellen.

Was für ein Boot hast du? Wie groß und schwer ist es?

Der Name ist Vajda Salto 3 in der Größe S. Salto, denke ich, weil es schnell dreht, mehr drehen soll. Es wiegt neun Kilo. Ich weiß es sogar ganz genau, es wiegt 9,04 Kilo. Denn bei den Olympischen Spielen in Tokio haben wir bei der offiziellen Bootsvermessung im Vorlauf einen Aufkleber bekommen. Und da hat mir die Dame 9,04 draufgeschrieben. Auf dem Aufkleber stand auch die Startnummer, Startnummer zwei war ich. Es ist 60 Zentimeter breit und 3,60 Meter lang.

Warum hattest du dieses Boot gewählt?

Ganz klar, weil ich mich darin einfach am wohlsten gefühlt habe. Man muss mit dem Boot eins sein. Man muss jede Kante ganz extrem spüren, als wenn es mein Körperteil wäre. Auch wenn es die gleichen Boote sein sollten, muss man sagen, kein Boot gleicht dem anderen. Es gibt immer minimale Unterschiede. Und auf dem Niveau, wo wir unterwegs sind, da spürt man auch die kleinsten Unterschiede, die schon allein dadurch entstehen, wenn man längere Zeit mit einem Boot fährt. Das Material entwickelt sich mit.

Wer hat das Design entworfen, warum diese Farben und Formen?

Das farbliche Design habe ich damals entworfen. Ich erinnere mich ziemlich gut daran. Das war im Winter 2013. Die Farbkombination sollte eigentlich ein bisschen pastelliger sein, also ein bisschen heller. Aber leider bietet mein Bootshersteller nur diese zwei Farbtöne an. Aber generell fand ich die Farbkombination rosa und pastell-orange sehr, sehr schön. 2013 habe ich das Boot bestellt und seit 2014 bin ich mit meinen Farben unterwegs. Das Boot war für Tokio bestellt.

Wie ist dein Training im Winter verlaufen?

Grundsätzlich war es anfangs ein bisschen stressig, weil dann doch einige Termine auf mich gewartet haben, die ich auch sehr gern angenommen habe und die mir wirklich großen Spaß gemacht haben. Dennoch habe ich versucht, seit November wieder ganz normal im Training zu sein und da habe ich auch keine Abstriche gemacht. Das heißt, wenn es zeitlich nicht anders ging, kam es schon mal vor, dass ich um fünf Uhr morgens trainiert habe. Es war natürlich anstrengend, aber hat es hat mit trotzdem nach wie vor großen Spaß bereitet.

Welche Ziele hast du für dieses Saison?

Zuerst haben wie die Qualifikationswettkämpfe wie in jedem Jahr, wo sich die besten Drei qualifizieren. Mein großes Ziel ist es erst einmal, mich für die Weltmeisterschaft hier in Augsburg zu qualifizieren. Es wäre schon ein Traum, hier in Augsburg – an dem Ort, wo wir jeden Tag hart trainieren – vor Heimpublikum an den Start zu gehen. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, als 2003 hier schon einmal die Weltmeisterschaften waren. Damals bin ich als kleines Kind als Fan rumgelaufen. Ich würde es schon ziemlich cool finden, wenn ich dieses Jahr hier dann selber fahren könnte.

Das Gespräch führte Uta Büttner.

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