11.01.2021 | Kanu-Slalom

Das turbulente Kanu-Jahr 2020 für Elena Apel

Die junge Augsburgerin im Interview
Elena Apel (Bild Philipp Reichenbach)

Ein turbulentes Kanujahr 2020 war es für die Kanutinnen und Kanuten, bedingt durch die Corona Pandemie weltweit. Während man im Frühjahr 2020 noch hoffen konnte, dass die ICF Weltcups stattfinden konnten, sah es dann – bedingt durch die hohen Inzidenzwerte und der berechtigten Sorgen des DKV-Cheftrainers Klaus Pohlen, um die Ansteckungsgefahr seiner Kadersportler – recht mau mit Wettkämpfen aus.

So blieben der A-Nationalmannschaft letztendlich nur die Deutschen Kanu-Slalom Meisterschaft in Markkleeberg als Highlight des Jahres übrig. Elena Apel - welche zwar im A-Team startberechtigt wäre -, aber dort fanden keine internationalen Wettkämpfe Corona bedingt statt – nutzte jedoch die Gelegenheit und startete bei der U 23 EM in Krakau (1.-4.10.2020) und holte sich insgesamt gleich vier Medaillen. 2 x Gold im Einzelwettbewerb und zweimal Silber im Teamwettbewerb (Kajak Einer und Canadier Einer Damen). Ein phänomenaler Abschluss dieser eigenartigen Saison 2020 und eine absolut tolle Leistung der jungen Fuggerstädterin.

Wir konnten – aufgrund des Lockdown light, des zweiten Lockdowns ab Dezember und der Umbaumaßnahmen am Olympiakanal in Augsburg (Umbau für die Kanuslalom Weltmeisterschaft 2022 in Augsburg) Elena Apel leider so gut wie nie beim Training am Olympiakanal begleiten, aber führten jetzt ein Interview mit ihr, nahe am Kanal nach ihrem Training.

MS. Elena, der Trubel um die vier EM Medaillen in Krakau / Polen hat sich ja mittlerweile wieder gelegt. Wie betrachtest Du mit einigem Abstand nunmehr die Kanu-Saison 2020, Du hattest ja doch einige Slalomwettkämpfe mitgemacht und mit großem Erfolg!

EA: Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich an drei internationalen Wettkämpfen (AUS Open, ECA Open, U23 EM) und einem nationalen Wettbewerb (DM + Deutschland Cup) teilnehmen durfte. Aber im Vergleich zu der geplanten Saison 2020 war das natürlich nur ein kleiner Bruchteil an Wettkämpfen, die stattfinden konnte. Umso glücklicher und zufriedener bin ich mit mir selbst, da ich mich von den vielen Absagen nicht habe runterziehen lassen und die Zeit zu Hause effektiv nutzen konnte, um vor allem an technischen und physischen Feinheiten zu arbeiten. Die Erfolge haben dann gezeigt, dass sich das Durchhalten und die mühselige Arbeit gelohnt hat. 


MS: Was geschah in den letzten drei Monaten? Ihr konntet als Kadermitglieder ausnahmsweise auf dem Olympiakanal in Augsburg trainieren, wobei der Umbau an der Strecke ja zu besonderer Vorsicht ermahnt. Gab es auch Training an anderen Slalomstrecken?

EA: Ich bin sehr froh und dankbar darüber, dass wir als Kadersportler diese Ausnahmeregelung bekommen haben. So konnte das Wintertraining wie geplant anfangen, natürlich mit entsprechenden Hygienemaßnahmen. Da die Olympiastrecke gerade umgebaut wird, fehlt in Augsburg leider ein bisschen Wildwasser. Deswegen haben wir im November für 1,5 Wochen nochmal die letzten Wildwassereinheiten im Kanupark Markkleeberg genutzt. 


MS: Deine ganze Familie ist ja dem Kanusport verschrieben, Dein Vater Thomas Apel hatte ja 20212 als Trainer von Alexander Grimm ihm zum Olympiasieg in Peking verholfen, ist er deshalb besonders streng mit Dir und Deiner erfolgreichen jüngeren Schwester Emily als jahrelanger Bundestrainer?

EA: Seit Anfang 2020 ist mein Papa auch mein fester Trainer. Klar mussten wir uns anfangs an die neue Situation gewöhnen. Wir bekommen es aber sehr gut hin, Privates von Sportlichem zu trennen. Streng ging es im Hause Apel noch nie zu. Unser Papa hat sich nie in unser Training eingemischt und sich sehr rausgehalten. Meine Schwester und ich wissen aber, immer wenn wir einen Tipp oder Rat brauchen, können wir jeder Zeit zu ihm kommen und er steht uns dann mit Rat und Tat zur Seite.  


MS: Was sind Deine Ziele für das anstehende Kanujahr 2021, vorausgesetzt Corona macht hier nicht wieder einen Strich durch die Rechnung? Sind Lehrgänge und besondere Wettkämpfe im Fokus und wenn ja welche?

EA: In ein paar Tagen geht es erstmals nach La Reunion* zum Warmwasserlehrgang. Darauf freue ich mich natürlich sehr, da dies mir wieder ein kleines bisschen das Gefühl von Normalität gibt. Des Weiteren wird dieses Jahr für mich hoffentlich als Jahreshöhepunkt die WM in Bratislava sein (21.-26. September 2021). Aber auch den ICF Weltcups fiebere ich sehr entgegen, da diese Weltcups letzte Saison ja leider komplett ausgefallen sind.  


MS: Was macht Dir noch am meisten Spaß außer Kanu-Slalom Sport?

EA: Gerade macht mir am meisten Spaß, meinen Verlobten während seiner Saison jetzt als Eishockeyspieler in Leipzig zu unterstützen und mit ihm zusammen unsere gemeinsame Wohnung in Augsburg einzurichten… und die vielen Koch- & Spielabende mit der Familie.


MS: Ich bewundere stets, wie Du es schaffst, im Canadier Einer und im Kajak Einer der Damen solche Topleistungen zu erbringen (Mitglied im A-Kader der Deutschen Nationalmannschaft). Gibt es hier ein Erfolgsrezept und wenn ja welches? Etliche Jugendliche und auch Schüler fahren bei den Kanu Schwaben auch beide Disziplinen, welchen Rat kannst Du Ihnen mit auf den Weg geben?

EA: Wenn man beide Kategorien fährt, kann man natürlich nicht doppelt so viel trainieren, wie jemand der „nur“ eine Bootsklasse fährt. Deswegen dauert eventuell das Erlernen der ein oder anderen Technik etwas länger. Jedoch bekommt man durch die zwei verschiedenen Bootstypen, meiner Meinung nach, ein besseres Wassergefühl und kann dadurch durchaus aus beiden Kategorien Profit ziehen. Mein Tipp ist: „Dran bleiben lohnt sich!“


MS: Wünsche, Träume, welches ist Deine Lieblingsstrecke?

EA: Ich wünsche mir eine gesunde Saison 2021 mit vielen Wettkämpfen und einer schönen Hochzeit im August.
Ich träume immer noch von einer Teilnahme an olympischen Spielen (Paris 2024). Auf eine Lieblingsstrecke könnte ich mich nicht festlegen. Am liebsten fahre ich auf Strecken mit ganz viel Wildwasser. 


Elena wir danken Dir recht herzlich für das Interview, welches wir am 7.1.2021 führten.

*Die Planung für das DKV Olympiateam beinhaltet als Erstes einen Warmwasserlehrgang auf der Insel La Réunion, beginnend ab 30.01.2021. La Réunion gehört zur Inselgruppe der Mascarenen und liegt im Indischen Ozean, rund 760 km östlich von Madagaskar. Fast 10.000 km trennen das Departement d'Outre-Mer (DOM) vom Mutterland Frankreich. La Réunion ist mit 2.517 km² etwa so groß wie das Saarland. Von Küste zu Küste misst die Insel zwischen 50 bis 70 km. Dort gibt es keine Corona Covid 19 Beschränkungen und die schon länger ausgebaute Kanu-Slalomstrecke ist vergleichbar ähnlich wie Markkleeberg oder Cardiff. Also ideale Bedingungen für das deutsche Team um Chef- Bundestrainer Klaus Pohlen, Bundestrainer Kajak Thomas Apel, Bundestrainer Felix Michel, Trainingswissenschaftler Michael Keim und den Kanutinnen und Kanuten des Olympiakaders wie Hannes Aigner/AKV, Tim Maxeiner/WKV Wiesbaden, Ricarda Funk/ KSV Bad Kreuznach, Elena Apel/Kanu Schwaben, Franz Anton und Andrea Herzog/LKC Leipzig. Der Schwabenkanute Sideris Tasiadis wird an diesem Warmwasserlehrgang nicht teilnehmen. Die Trainingstermine sind für 2 ½ Wochen bereits fest gebucht auf der dortigen Slalomstrecke, genauso wie die Quartiere. Abgeflogen wird direkt vom CDG Flughafen in Paris und nach ca. 11 Stunden wird das Team auf der Insel La Réunion landen, so Bundestrainer Thomas Apel, der die Strecke vor Ort schon begutachten konnte. Weitere Nationen sind bereits in der Planung dort auch einen Warmwasserlehrgang abzuhalten wie Tschechien, Schweiz, Frankreich und weitere.
 

Über Elena Apel:

Geboren am 14.09.1998 in Weimar, Wohnort Augsburg, Bootsklasse C 1 und K 1 Damen, Kanusport betreibt sie seit 2005 im Verein Kanu Schwaben Augsburg. Ihr Trainer ist Sören Kaufmann und seit 2020 Thomas Apel.
Elena Apel betreibt Kanu-Slalom seit 2006 aktiv. Sie ist durch ihren Vater Thomas Apel zum Sport gekommen. Bis zu ihrem vierten Lebensjahr war sie in Handballhallen unterwegs. Als sie viereinhalb Jahre alt war, zog die Familie von Jena nach Augsburg, aufgrund des neuen Jobs von Vater Thomas Apel. Mit acht Jahren ist Elena bei den Kanu Schwaben eingetreten, nachdem sie aber schon öfter beim Papa im Boot gesessen hatte und auch schon mittrainierte. 2014 qualifizierte sie sich erstmals für die Junioren-Nationalmannschaft im Canadier Einer. Seit 2017 gehört Elena der Bundeswehr an. Erstmals für das A-Team konnte Elena 2018
starten, im C 1. Und 2019 fuhr sie sich in beiden Disziplinen, C1 und K1 in die Nationalmannschaft. Besondere Lieblingsstrecken hat sie nicht, Hauptsache es ist ordentliches Wildwasser.

Auflistung der wichtigsten internationalen Erfolge
2020 Coronajahr – EM U 23 mit 2 x Gold (C 1 und K 1) und 2 x Silber im Team C 1 und K1)
2019: K1 WM Finale 8. Platz
2018 EM: 3. C1
2018 WC Augsburg: 5. C1
2016 JEM: 5. K1
2016 JWM: 6. K1
2015 JWM: 1. C1 Team; 2. K1; 2. K1 Team
2014 JEM: 2. C1 Team 

Marianne Stenglein, Referentin für Presse, Kanu Schwaben Augsburg, 7.1.2021
 

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