27.07.2021 | Thomas Konietzko Blog

Der Weg zur ersten Medaille

#tokoblog (4): Da ist sie! Die erste Medaille im ersten Finale für unseren Verband in Tokio. Gratulation an Sid für das erfolgreiche Ende eines langen Weges.
Bronze für Sideris Tasiadis

2019 hatten wir erstmals unsere Qualifikationskriterien für die Nominierung für Olympische Spiele geändert. Es zählte nicht mehr das Qualifikationsergebnis von separaten Qualifikationsrennen an zwei darauffolgenden Wochen in Deutschland, sondern die Ergebnisse der Saison 2019 mit Weltcups und der abschließenden Weltmeisterschaft in Spanien. Das war ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei herausragenden Sportlern.

Was wir als DKV nicht bedacht haben, war die Fokussierung der beiden auf den alles entscheidenden WM-Vorlauf in Spanien. Beide, Sideris und Franz, hatten nur im Kopf, der beste Deutsche zu sein, und keiner konnte sich vorstellen, dass das Ergebnis im Vorlauf nicht für die Olympiaqualifikation reicht. Genau das ist dann aber passiert. Sid ist im Vorlauf ausgeschieden; von Franz ist dann alle Spannung abgefallen und es reichte für ihn mit Platz 13 nicht mehr für den Quotenplatz. Damit war das Rennen um den Olympiastart neu eröffnet, und es gab zusätzlich eine letzte Möglichkeit, überhaupt einen Quotenplatz zu erkämpfen, die EM in Italien in diesem Frühjahr. Nur einer der beiden konnten den Quotenplatz holen. Im Finale war Sid dann 7/10 vor dem Italiener Raffaello Ivaldi auf Platz 3, holte den Quotenplatz, qualifizierte sich für die Spiele und hat heute seine Karriere gekrönt.

Tokio sollte nicht wie Rio werden

Im Halbfinale wollte er einen soliden Lauf abliefern. Nur nicht wie in Rio als letzter starten. Das ging auch ganz gut bis zum Tor 19. Hier ist er von der Welle in die Walze gerutscht und steckte für einige Sekunden fest. Es reichte als Sechster locker für das Finale. Danach hat er sich nach seinem Halbfinale lange mit seinem Trainer Klaus Pohlen beraten. Er sollte im Finale weniger aggressiv mehr direkt auf die Welle am Tor 19 fahren und hatte bis dahin auch eine klare Bestzeit. Allerdings hat er die Welle nicht exakt getroffen und rutschte im Finale auf der anderen Seite runter. Allen Deutschen stockte der Atem, weil er doch wieder einige Sekunden verloren hat. Unten fuhr er dann ganz stark, machte einige Sekunden gut und man sah es ihm nach der Zieldurchfahrt an, dass er nicht ganz zufrieden war. Die 5 Besten standen noch oben und keiner wusste, ob die Zeit, langsamer als im Halbfinale, vielleicht doch für eine Medaille reicht. Das lange Zittern und Warten dauerte für Sid eine Ewigkeit.

Aber es sind Olympische Spiele und alles ist möglich. Zwar lieferten der Slowene und der Slowake zwei tolle Läufe ab und waren vor Sid, aber die drei Erstplatzierten waren oben. Nacheinander patzten die letzten drei und plötzlich war der Jubel groß - Sid hatte seine Bronzemedaille.

Unbeschreiblicher Jubel, Freudentränen und eine emotionale Siegerehrung. Die Sportprominenz war hier. Thomas Bach, Prinz Albert von Monaco, der DOSB-Präsident und die gesamte sportliche Leitung des DOSB feierten anschließend die Medaillengewinner.

Tony Estanguet, IOC-Mitglied und Chef von Paris 24 und zweimaliger Olympiasieger in dieser Disziplin ließ es sich nicht nehmen, die Siegerehrung für seine Nachfolger durchzuführen. Für den Kanu-Slalom war es ein ungewohnter Auflauf von Prominenz. Es hat schon Vorteile, wenn die Strecke mitten in der Stadt ist und die IOC-Mitglieder keine weiten Wege haben. Besonders hat mich die Staatskarosse von Prinz Albert beeindruckt.
 

      

An dieser Stelle gehen meine Gedanken nach Leipzig zu Franz. Er hat knapp die Quali verloren und beide waren in so guter Form, dass sie sich über die gesamte Saison gegenseitig beflügelt und gepusht haben. Auch Franz hat einen großen Anteil an dieser Medaille.

Auch die Heimat hat mitgefeiert. In Augsburg gab es ein Public Viewing und wir haben ständig über Whats App die neuesten Bilder geteilt. Sids Eltern waren in Augsburg dabei und ich habe es mir nicht nehmen lassen, seiner Mutti am Telefon zu gratulieren. Sids Eltern, seine Schwester und seine ganzen Freunde aus Augsburg waren vom Anfang seiner Karriere immer dabei und haben ihm den Rücken freigehalten und ihn unterstützt. Ohne sie hätte er nie eine solche erfolgreiche Geschichte schreiben können.

    

Heute geht es weiter mit dem Finale im Kajak der Frauen. Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich schreibe, dass Ricarda Funk eine der heißen Medaillenkandidatinnen ist. Aber schon oft im Blog geschrieben, wir sind bei Olympia und alles kann passieren. 14.00 Uhr geht es los.
Übrigens sind es noch genau 365 Tage bis zur Eröffnung der Slalom-WM in Augsburg 2022. Gestern haben der Präsident von Schwaben Augsburg und Chef des lokalen OK`s Hans Peter Pleitner und die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg Eva Weber den WM-Countdown gestartet. Die Uhr läuft nun.

Man hat in der Freude für einen Moment die Hitze in Japan vergessen. Die meisten Teilnehmer haben mittlerweile beim Abnehmen ihrer Maske eine deutlich weißere Fläche im Gesicht. Das ist nicht schlimm und sieht nur lustig aus, aber die Hitze schlaucht. Schon lange vor den Spielen haben unsere Trainer nach Möglichkeiten gesucht, die Situation der Sportler zu erleichtern und ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Dafür wurde extra ein temporäres Kältebecken mitgenommen. Es hält die Wassertemperatur konstant auf 14 Grad. Manche Sportler springen für einige Minuten vor ihren Trainings-und Wettkampfläufen komplett rein und unsere Damen lieben es, ihre Ellenbogen einzutauchen. Es hilft auf jeden Fall, da selbst das Wasser im Kanal mittlerweile mehr als 30 Grad warm ist.

Wem das noch nicht reicht, um sich abzukühlen, stehen Kühlakkus, ähnlich wie die, die man zu Hause im Kühlschrank lagert, zur Verfügung, und die Sportler stecken sich die Akkus unter den Sportdress.

 

Gestern Nachmittag ist auch unser Sprint Team in Tokio angekommen. Ziemlich geschlaucht vom Flug hatten sie genau fünf Stunden bis zum Weiterflug in das Vorbereitungslager nach Naka, um die Einreiseprozeduren hinter sich zu bringen. Es hat geklappt, und gegen 19.00 Uhr sind sie in Tokushima gelandet.

 

Übrigens ist noch jemand angekommen. Gestern Nachmittag hat unser Transportpartner Pro Wave den pinken Ersatz-K4 vom Flughafen abgeholt. Sicher in einer Kiste verpackt ist er rechtzeitig angekommen. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Wie das so ist mit dem Halbwissen, was ich hier verbreite, hat mich der Chef von Pro Wave nach seinem Ankommen im Hotel gleich für meinen Blog am ersten Tag kritisiert. Nicht das FES hat die Kiste für den K4 gebaut, sondern Pro Wave. Das muss dann doch gesagt werden, und übrigens hier mal ein großes Lob an Stefan und sein Team, was für unseren Verband seit Jahren Unmögliches beim Bootstransport für alle unsere Disziplinen möglich macht.

Mein Fehler kostet mich übrigens ein paar Dosen Bier, die wir heute auf dem Flur (natürlich mit Abstand) trinken wollen.

  
 

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