23.08.2019 | Kanu-Freizeit

Dreimal um die Welt

Udo Rieckmann vom Emder Kanuclub ist über 120.000 Kilometer über den Globus gepaddelt. Fast immer mit dabei: seine Frau Monika.
Im Zweier-Kajak zusammen unterwegs (Bild: Wiener-Rohlfs)

Nicht jeder muss sich wie Alexander Gerst zum Astronauten ausbilden lassen, um ein paar Mal die Erde zu umrunden. Es reicht manchmal schon aus, ein leidenschaftlicher Paddler zu sein - wie Udo Rieckmann aus Emden. Der 76- Jährige hat bei seinen zurückgelegten Kanutouren so manchen Kilometer gepaddelt. Der Rentner knackte mit dem Kanu schon dreimal die magische Grenze von 40 000 Kilometern auf dem Wasser. Das sind rund 120 000 Kilometer - das entspricht in etwa drei Weltumrundungen. Für Rieckmann eigentlich nicht der Rede wert: „Wenn man gerne paddelt, kommen die Kilometer von ganz alleine zusammen.”

Kein Wunder, dass am Ende eine so beachtliche Zahl zusammen kam, denn immerhin hat er mehr als 40 Fahrtenbücher. „Dort steht alles haargenau drin: Von wann bis wann, welche Tour, die zurückgelegte Strecke und eine Spalte ist für Anmerkungen”, sagt Rieckmann. Und dann ist da immer die Frage: Gepäck- oder Tagestour. Aber Hauptsache in der freien Natur und einfach mal die Seele baumeln lassen. „Das Schöne am Paddeln ist,dass man beweglich ist und schnell mal irgendwohin fahren kann”, so der Emder. Mit dabei ist auch fast immer seine Frau Monika. Auch sie hat schon unzählige Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt. Ebenso ihre mittlerweile erwachsenen Kinder Anke und Michael. Sie machten bereits früh Bekanntschaft mit Kajak und Co.. „Das war 1978: Da sind wir als Familie wieder nach Emden gezogen und haben uns auch gleich dem Emder Kanu Club (EKC) angeschlossen”, erinnert sich der Paddler. Für die Rieckmanns war es ein kluger Schachzug, sich sportlich aktiv auf dem Wasser zu bewegen, denn der städtische Kanal liegt direkt vor ihrer Haustür und der EKC ist auch nicht weit weg gewesen. Damals hatte er sein Clubhaus noch in einem alten Scheunentrakt der Mühle Zeldenrüst in Tholenswehr. Das müsste von 1976 bis 1992 gewesen sein.”

Heute hat der Wassersportverein sein Lager in Constantia. Dort kümmern sich die Rieckmanns um die Termine, Belegungen und die Gäste, die einund auschecken. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Aufgaben dazu. Ein Jahr nach dem Vereinseintritt saß er schon im EKC-Vorstand als Wandersportwart. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte Roswitha Meisner das Amt zuvor bekleidet. Nun war Rieckmann an der Reihe, Dinge zu organisieren und auszuschreiben. Sich um alles zu kümmern, was vor einer geplanten Reise anliegt, gehört bis heute zu seinem Aufgabengebiet.

Obwohl sich einige Touren jährlich wiederholen, wird es für die Rieckmanns nie langweilig. Denn trotz aller Planung ist immer noch Platz für Spontanität. Und genau das gefällt dem Weltenbummler. Gefühlt war das Ehepaar schon überall auf der Welt und auf den Gewässern unterwegs. Ob in den skandinavischen Gefilden wie in Finnland, Schweden und Dänemark, oder in Polen und dem ehemaligen Jugoslawien. Auch Frankreich, die Niederlande sowie Italien gehörten zu den Ausflugszielen der beiden Sportler. „Vor zehn Jahren wären wir sicherlich auch mal zum Yukon in Kanada gereist, aber jetzt nicht mehr”, so Udo Rieckmann.

Udo und Monika scheinen aber auch so vollkommen zufrieden zu sein. Für Udo geht es täglich auf das Wasser. „In der Regel paddele ich jeden Tag zehn Kilometer, meistens nachmittags.” Das hat sich schon regelrecht zu einem Ritual entwickelt, das er so schnell wohl auch nicht wieder aufgeben wird. Denn auf die Frage, wie lange er diese Wassersportart noch ausüben möchte, kam die Antwort schnell: „Solange es noch Spaß macht und vor allem, so lange ich noch selbst aus dem Boot komme.”

Bei seinen zahlreichen Fahrten hat er immer einen Stift und einen Block mit dabei. Doch nicht nur das ist wichtig: Wenn es auf Gepäcktour geht, kommen neben den üblichen Habseligkeiten wie Kleidung, Verpflegung, einem Notfallkoffer auch ein Campingkocher, ein Rolltisch und ein Klappstuhl mit. „Und die Frauen haben sogar noch Tischdecken dabei. Das ist ein gewisser Luxus, den man sich gönnen muss”,so Udo Rieckmann.

Aber, es gab auch eine Zeit ohne Luxus: Rieckmann erinnert sich noch ganz genau an seine erste Kanufahrt 1960 in Jugoslawien: „Damals mussten wir noch alle elektrischen Geräte, wie einen Rasierer oder ein Radio, bei der Polizei angeben.” Der Emder hat auch noch einen Grenzerlaubnis-Schein. „Das ist ein Dokument, das mir erlaubte, das Bundesgebiet an der deutschen Nord- und Ostseeküste zu verlassen und zu betreten”, erklärte Rieckmann. Auf seinen Touren ist er nur selten allein: Im Laufe der Jahre haben sich schon eine Art Stammpaddler zusammengefunden.„ 20 bis 25 Personensind immer dabei, erst recht wenn es wieder heißt Vogalonga.” Die Vogalonga ist eine Paddelveranstaltung ohne Wettkampfcharakter. Jedes Jahr über Pfingsten wird der Markusplatz in Venedig wieder zum Magneten der Bootsliebhaber und Wassersportler. An diesem Event dürfen lediglich Bootsklassen teilnehmen, die mit reiner Muskelkraft bewegt werden, wie zum Beispiel Ruderboote, Kanus oder Gondeln. Die Strecke ist insgesamt 30 Kilometer lang. In diesem Jahr nahmen 6.000 Wassersport begeisterte teil.„Seit 2008 sind wir vom EKC regelmäßig in der Lagunenstadt mit dabei.” Mit einigen sind die EKCler schon per du.

So auch bei einerTour auf der Weser. Während die Wassersportler gemächlich über den Fluss paddelten, lief ein Bekannter aus Schleswig Holstein mit seinem Sohn entlang der Weser. Dieser erkannte den Emder auf Anhieb. „Ein tolles Gefühl. Er sagte auch nur: Hallo, Udo. Wenn du wieder nach Venedig fährst, dann möchte ich unbedingt mit”, lachte Rieckmann.

Solche Begegnungen sind längst keine Seltenheit mehr, dennoch amüsiert es den Seehafenstädter immer wieder. Im Laufe der Jahre, und durch seine Tätigkeit beim EKC, hat Rieckmann schon viele unterschiedliche Menschen kennengelernt. „Ich bin auch für die Betreuung unserer Gäste auf unserem Clubgelände zuständig”, so Rieckmann. Ihm und den Vereinsmitgliedern liegen die EKC-Besucher sehr am Herzen. „Wir empfangen unsere Gäste genauso, wie wir selbst auch aufgenommen werden möchten.” Dass dieses Konzept aufgeht, zeigt sich schon anhand der Vorreservierungenfür das Jahr 2020. „Im vergangenen Jahr haben sich Einige für die kommende Saison angemeldet.” Doch nicht nur Kanuten: Inzwischen fragen auch vermehrt Radfahrer nach einer Bleibe. „Da die Möglichkeiten für diese Zielgruppe in Emden begrenzt sind, dulden wir das. Wosollensieauchsonsthin”,so Rieckmann. Aber in der Regel soll die Übernachtungsgelegenheit nach wie vor für Wassersportler gelten.

Für den nächsten Morgen hat Udo Rieckmann schon alles zurechtgelegt. Dann geht er seiner Leidenschaft wieder nach. Der Akku des Smartphones ist voll und die Kanu- und Wetter- App ist angeschaltet. Bleibt nur die Frage, welches Boot er mitnimmt und ob seine Frau Monika mitpaddelt, um die Natur in und um Emden in vollen Zügen zu genießen und auch um den einen oder anderen gepaddelten Kilometer auf seinem Paddelkonto hinzuzählen.


Mit freundlicher Genehmigung: Inga Wiener-Rohlfs

Homepage des Emder Kanu-Clubs: www.emder-kanu-club.de

Udo Rieckmann
Zurück zur Liste