23.06.2012 | Kanu-Rennsport

EM Zagreb: DKV-Boote sorgen mit dreimal Gold und Silber für einen verheißungsvollen Finalauftakt

Sebastian Brendel und Max Hoff verteidigen erfolgreich ihre Titel, der K4 der Damen siegt zum dritten Mal in diesem Jahr und die Zweier Martin Hollstein/Andreas Ihle und Peter Kretschmer/Kurt Kuschela sowie Silke Hörmann im Einerkajak der Damen erkämpfen jeweils Silber - mit dieser erfolgreichen Bilanz präsentierte sich das Rennsport-Nationalteam am ersten Finaltag mit den Entscheidungen über 1000m sowie im K4 der Damen über 500m.
Gesamtweltcup-Sieger u. Europameister: S. Brendel

Für den ersten Sieg des Tages in den olympischen Einerdisziplinen sorgte das Potsdamer Canadier-Ass Sebastian Brendel, der sich im C1 über 1000m vor dem Franzosen Mathieu Goubel und dem Weißrussen Aliaksandr Zhukouski durchsetzte und damit erfolgreich seinen Titel verteidigte. „Ich hatte mir für die EM gar nicht so viel vorgenommen. Jetzt bin ich doch in der Favoritenrolle, die eigentlich nicht haben wollte, aber damit muss ich mich jetzt abfinden“, sagte der Gesamtweltcup-Sieger dieses Jahres und meinte zu letzterem: „Auch wenn dies etwas untergegangen ist, so habe ich mich riesig darüber gefreut.“

Auch Max Hoff verteidigte erfolgreich seinen Titel im K1 über 1000m. Der Essener gewann mit über zwei Sekunden Vorsprung vor dem Weltcupsieger von Posen Rene Holten Poulsen (DEN) und dem Spanier Francisco Cubelos und zeigte sich nach seinem Sieg spürbar erleichtert: „Ich merke, es geht wieder aufwärts. Nach den Weltcups war ich schon ganz schön deprimiert. Aber ich habe mich mit meinem Heimtrainer Stephan Stiefenhöfer und Detlef Hofmann zusammengesetzt und in den letzten drei Wochen zu Hause in Ruhe meinen Stiefel gemacht. Jetzt macht es auch wieder Spaß zu trainieren und auch das Selbstvertrauen ist wieder da. Ich glaube, dies ist auch für den Vierer ganz gut, wenn die Jungs sehen, dass es bei mir wieder voran geht“, sagte der Champion und blickte auf den morgigen Finaltag: „Jetzt noch mal ordentlich K4 fahren und dann kommt das coolste Rennen des Wochenendes, die 5000 Meter.“

Das dritte Gold des Tages ging auf das Konto des Damen-Vierers mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Franziska Weber, Katrin Wagner-Augustin (beide Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig), die den amtierenden Europameister aus Weißrussland und Weltmeister Ungarn bezwangen. Schlagfrau Carolin Leonhardt schätzte nach dem Rennen ein: „Dafür, dass wir vor der EM nur zweimal zusammen im Boot gesessen haben, konnten wir unser Leistungsvermögen ganz gut abrufen. Der Start war diesmal zwar ziemlich lang, aber wir wollten erstmal wegkommen und das Rennen schon aggressiv angehen.“

Im K2 der Herren über 1000m fehlte den Weltcupsiegern von Posen und Duisburg Martin Hollstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) etwas mehr als eine Sekunde, um ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen zu können. Sie kamen hinter den EM-Dritten des Vorjahres Dombi/Kökeny (HUN) auf den silbernen Rang. „Es lief auf der Strecke ein bisschen schwer, aber wir sind auch drei Wochen lang keinen Zweier gefahren. Dafür war es dennoch ein gutes Rennen“, meinte Andreas Ihle und Martin Hollstein fügte hinzu: „Abgerechnet wird in 40 Tagen. Wir werden unsere Taktik beibehalten und bis dahin noch weiter daran feilen.“

EM-Silber hinter den Siegern und WM-Dritten von 2011 Dumitrescu-Lazar/Mihalachi aus Rumänien erkämpften auch Peter Kretschmer und Kurt Kuschela (beide Potsdam). Außerdem fuhr Silke Hörmann (Karlsruhe) im K1 der Damen auf der nichtolympischen 1000m-Distanz auf den silbernen Rang.

DKV-Präsident Thomas Konietzko stellte als Fazit des ersten Finaltages fest: „Zagreb scheint für uns ein gutes Pflaster zu sein. Das war schon gut heute. Aber bis zu den Olympischen Spielen kann noch viel passieren. Wir müssen das Selbstbewusstsein jetzt mit in die nächsten Wochen nehmen und konzentriert weiterarbeiten.“ DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl unterstrich: „Wenn es so bei Olympia läuft, dann bin ich mehr als zufrieden. Die Ergebnisse bestärken uns auch in unserer Einsatzkonzeption und zeigen, dass wir die richtigen Athleten qualifiziert haben.“ Chefbundestrainer Reiner Kießler verwies darauf, man dürfe bei der Bewertung der Ergebnisse nicht vergessen, dass die außereuropäischen Nationen sowie auch einige starke europäische Kanunationen wie z. B. Russland mit Top-Booten in mindestens vier Disziplinen nicht vertreten waren. „Wir müssen die verbleibenden Wochen bis zu den Spielen jetzt nutzen, um weitere Leistungsreserven zu erschließen. Aber es war schon mal gut, dass die Sportler gemerkt haben, sie sind dabei. Damit können sie nun zuversichtlich in die letzte Etappe der Vorbereitung gehen“, so der Chefcoach.

In den Qualifikationsrennen über 200m am Nachmittag sicherten sich im K2 der Damen Franziska Weber und Tina Dietze mit einem Vorlaufsieg und im C2 der Herren Tomasz Wylenzek (Essen) und Stephan Holtz (Leipzig) mit Rang drei im Vorlauf direkt die Teilnahme an den morgigen Finals. Die Olympia-Starter Ronald Rauhe (Potsdam) und Jonas Ems (Essen) mussten als Zweite ihres Vorlaufes ins Semifinale, gewannen dieses und sind somit ebenfalls im Kampf um die Medaillen dabei. Silke Hörmann im K1 der Damen und Tom Liebscher (Dresden) im K1 der Herren verfehlten in den Semifinals die Qualifikationsränge für den A-Endlauf und starten morgen im B-Finale. Im C1 hatte Sebastian Brendel auf einen Start über 200m verzichtet.

EM-Gold konnten die DKV-Athleten in den Paracanoeing-Disziplinen feiern: Weltmeister Gerhard Bowitzky (Schwedt) setzte sich auch in Zagreb durch und sicherte sich den EM-Titel in der Disziplin V-1 Herren 200m LTA.

Komplette Ergebnisse: www.eczagreb2012.com

Text: H.-P. Wagner

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