Von Stefanie Bank
Viel Gestrüpp auf der oberen Lahn. |
Kräftige und lang anhaltende Regenfälle haben es möglich gemacht: Wasser satt und das im Sommer! Diese Tatsache muss man als passionierter Kleinflussfahrer natürlich ausnutzen. Unser Plan ist es, den höchstmöglichen Einstieg an der Eder zu nutzen. Vor Ort stellen wir dann aber fest, dass es mitten in dem Dorf Erndtebrück doch arg an Parkplätzen mangelt. Anstatt also ewig nach einer Abstellmöglichkeit für unser Auto zu suchen, fahren wir ein Stückchen flussab. Nur anderthalb Kilometer weiter unten in Womelsdorf finden wir den perfekten Einstieg, neben einem großen Parkplatz gibt es sogar eine kleine Hütte, in der wir uns bei dem immer noch leicht anhaltenden Regen umziehen können.
An unserem Einstieg ist die Eder nur wenige Meter breit und die Bäume am Ufer überspannen fast die gesamte Bachbreite. Trotz dieser Enge versperren aber zu unserer Überraschung keine quer liegenden Bäume die Durchfahrt. Lediglich ein paar Büsche verengen den Lauf der Eder, bei der flotten Strömung ist hier einige Manövrierfähigkeit gefragt. Zahlreiche kleine Nebenbächlein sorgen schnell für mehr Wasser, die Eder wird breiter. Im nun offenen Flussbett erwarten uns kleine Schwällchen mit wunderbaren Wellenzügen. An einem flachen Schrägwehr ist eine Walze entstanden, die zu einem kurzen Surf einlädt. Danach bleibt erstmal ausgiebig Zeit, die Landschaft zu bewundern. Jetzt im Sommer dominieren diverse Grüntöne das Landschaftsbild. Saftiges helles Grün auf den Weiden im Tal und dunkleres Grün in den Wäldern auf den sanft geschwungenen Hügeln. Es ist ungewöhnlich still im Edertal, fast so, als ob die üppige Landschaft alle Geräusche schlucken würde.
So gedämpft die umliegenden Geräusche auch scheinen, auf der Eder klingt immer wieder ein bedrohliches Rauschen auf. Unzählige kleinere Wehre versperren einen natürlichen Flusslauf. Einige sind schöne schräge Rutschen, andere weisen schon mal einen kräftigen Rücklauf auf. Bei unserem Wasserstand haben wir Glück und alle Wehre sind mit ein bisschen Geschick fahrbar, bei höheren Pegeln kann das sicher anders aussehen. Wir sind auf jeden Fall froh, dass wir nicht aus den Booten raus müssen, denn gerade an den Wehren stehen die Brennnesseln am Ufer besonders hoch und dicht. Ein Problem, mit dem man zu den üblichen Befahrungszeiten der oberen Eder - im Winter - sonst nicht zu kämpfen hat.
Dass die Eder sehr natürlich kann, zeigt sie aber auch immer wieder. An der Mündung der Odeborn haben sich mehrere Inseln gebildet, die man in schöner Slalommanier umzirkeln kann. An einer Stelle fließt die Eder auf dreifacher Breite durch einen einsamen Abschnitt weitab von irgendwelchen Straßen. Hier ist übrigens besondere Vorsicht geboten, da Weidedrähte an mehreren Stellen den Fluss überspannen. Wir genießen diesen Abschnitt ganz besonders, lassen uns treiben und die Landschaft auf uns wirken. Von hier aus dauert es auch nicht mehr lange und wir haben den Ausstieg in Arfeld erreicht. Dank der wirklich sehr flotten Strömung der oberen Eder vergingen die 25 Kilometer wie im Flug.
Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen, urigen Campingplatz in Bad Laasphe. Das monotone Fallen des wieder erstarkenden Regens aufs Autodach am Abend schläfert nicht nur schön ein, sondern beruhigt auch, dass am nächsten Tag noch genug Wasser im Bach ist. Tatsächlich ist die obere Lahn am nächsten Morgen wirklich randvoll gefüllt. Wir entscheiden uns dazu, soweit am Bach hochzufahren, wie eine mögliche Befahrung sinnvoll erscheint. Einen Kilometer oberhalb von Feudingen werden wir dann fündig. Ein schöner Einstieg an einer kleinen Brücke, ab hier sieht der Wasserstand noch passend aus.
Spritzige Schwällchen auf de Eder sorgen immer wieder für Spaß. |
Die Lahn ist hier noch schmaler als die obere Eder. Auch versperren deutlich mehr Büsche und überhängende Bäume den Weg. Vor allem Weiden und Schwarzerlen haben sich hier breit gemacht und wir werden immer wieder von deren Blättern bei der Durchfahrt verziert. In dem Örtchen Feudingen müssen wir einmal aus unseren Booten heraus, eine Röhrenbrücke, die als Ersatz für die im Bau befindliche Straßenbrücke dient, versperrt uns den Weg. Doch das kurze Überheben geht fix und schon nimmt uns die zügige Strömung weiter durch den dichten Blätterdschungel flussab. Zwei größere Nebenbäche sorgen, ähnlich wie bei der Eder, für reichlich Wasserzufuhr und so langsam treten die Bäume und Büsche ein wenig vom Ufer zurück. Es folgt das wohl landschaftlich schönste Stück der oberen Lahn. Zwischen Wiesen und Feldern schlängelt sich der Bach nun durch ein recht einsames Tal. Vom Regen der vorigen Tage ist nun nichts mehr zu spüren, stattdessen strahlt die Sonne an einem hellblauen Himmel und erleuchtet das pinke Springkraut, das sich am Ufer ausgebreitet hat.
Irgendwann ist es dann aber vorbei mit der Einsamkeit, kurz vor Bad Laasphe verläuft die Lahn parallel zur Bundesstraße. Wie gut, dass vor allem hier besonders viele Schwällchen für genügend Ablenkung vom Autolärm sorgen. Ein Baum liegt auf einer so blöden Höhe quer über dem Fluss, dass man ihn weder unterfahren noch überspringen kann. Hier ist also ein weiteres Umtragen angesagt. Auf der oberen Lahn gibt es auch zahlreiche Wehre, die man fast gar nicht alle einzeln erwähnen kann. Vom leichten Schrägwehr bis zum steinigen Blockwurfwehr ist alles dabei. Wir haben vor allem bei den Blockwurfwehren unterhalb von Bad Laasphe unseren Spaß, bei unserem Pegel erinnert das schon ein bisschen an echtes Wildwasser. An einem Wehr sorgt eine hohe Welle dafür, dass wir mit unseren Booten regelrecht abheben. Neben all dem Spaß sei aber noch auf eine kleine Rücklaufstufe hingewiesen. Der Rücksog ist ziemlich heftig und für uns war sie nur über einen Sprung ins Kehrwasser befahrbar. Wer sich hier bei einer Befahrung nicht sicher ist, sollte besser rechts umtragen. Schwimmen wäre hier bestimmt eine sehr unschöne Sache. Nach so viel Action wird die Lahn aber auch langsam ruhiger, es geht zwar immer noch flott abwärts, aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Die Mündung der Perf, die mit Sicherheit fast für eine Verdopplung des Durchflusses sorgt, kündigt unseren baldigen Ausstieg in Wallau an. Viel zu schnell haben wir das Ende unserer Tour dann erreicht, wer hätte aber auch vorher ahnen können, dass die obere Lahn so zackig unterwegs ist.
Fotos: Stefanie Bank und Paul Salmen
Beste Zeit:
In der Regel in den Wintermonaten von November bis März. Optimal ist es, wenn Schneeschmelze auf warmen Regen trifft. Mit viel Glück reichen auch lang anhaltende Regenfälle aus.
Fahrtstrecken:
Übernachtungsmöglichkeiten:
Gut gelegen, um beide Flüsse schnell zu erreichen ist der Campingplatz Laasphetal (http://www.camping-laasphetal.de/) am Ortsrand von Bad Laasphe.
Unterlagen:
Da sich beide Flüsse so nah an der Grenze zwischen NRW und Hessen bewegen, kann man verschiedene DKV-Flussführer zur Fahrtenplanung nutzen. Im DKV-Gewässerführer Mitte-West sind sowohl Lahn als auch Eder beschrieben. Der NRW-Führer verfügt nur über eine Beschreibung der Eder, dafür ist diese Online zugängig: http://www.flussfuehrer-nrw.de/start.html
Pegel: Am unkompliziertesten kann man die Pegelstände über die RiverApp auf dem Smartphone abrufen. Alternativ ist der Pegel der Lahn im Internet unter hochwasserportal.nrw einzusehen. Den Eder-Pegel in Auhammer findet man unter: https://www.pegelonline.wsv.de
In den Tourenberichten stellen wir unabhängig von einem aktuellen Bezug besonders schöne oder abwechslungsreiche Paddelstrecken aus Deutschland vor. Die dort beschreibenenen Bedingungen, Befahrungsregeln, Zugangsmöglichkeiten etc. können unter Umständen nicht mehr den aktuellen Bedingungen vor Ort entsprechen!
Bitte plant jede Tour Gewässer vor Fahrtantritt sorgfältig!
Zunächst wird dabei das Paddelrevier ausgewählt. Dort muss es für alle Mitfahrer Gewässer und Abschnitte geben, die in ihrem Können entsprechen. Bei der näheren Planung wählt man dann ein bestimmtes Gewässer und dort einen genauen Abschnitt aus, sucht sich die passenden Ein- und Ausstiegspunkte und informiert sich über aktuelle Befahrungsregelungen, das Wetter, die Pegelstände (z.B.: Wildwasser), die Gezeitenverläufe (z.B.: Nordsee) und eventuelle Gefahren (z.B.: Wehre).
Wichtig ist es dann vor Ort vorm eigentlichen Fahrtbeginn zu überprüfen, ob die Planungen im Vorfeld mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen und eine Fahrt problemlos begonnen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein müssen eventuell noch Änderungen vorgenommen werden oder sogar die Fahrt abgesagt werden. Bei der Planung sollten unbedingt auch Fragen der Nachhaltigkeit geklärt werden.
Online-Übersicht der Befahrungsregelungen:
In allen Bundensländern gelten an einigen Flüssen, Bächen und Seen sowie an der Küste bestimmte Einschränkungen (BV = Befahrungsverbot, UV = Uferbetretungsverbot) für Paddler. Sie sollen das Gewässer sowie die Pflanzen und Tiere in ihnen oder in der Umgebung schützen. Befahrungsregeln dienen bei größeren Wasserstraßen auch zur Erhöhung der Sicherheit aller Wassersportler.
WICHTIG: Der Deutsche Kanu-Verband weist aufgrund zahlreicher Kanuunfälle eindringlich alle Paddler :innen auf die Notwendigkeit von Schwimmwesten hin.
Weitere Infos: www.kanu.de
KANU SPORT 11/2020 |