02.08.2021 | Thomas Konietzko Blog

Ein gutes Gefühl am ersten Renntag

#tokoblog (11): Ein kleines bisschen mussten wir uns heute umstellen. Während der Slalomwettkämpfe hatten wir früh immer mehr Zeit und mussten erst gegen 10.00 Uhr das Hotel verlassen. Jetzt geht es schon 7.30 los und die Zeit, in der man nachmittags im Hotel bleiben muss, ist leider länger.
Ralf Straub, Thomas Konietzko und Saeid Fazloula

Da bleibt also ausreichend Zeit, den heutigen ersten Tag der Sprintregatta zu analysieren.

Zusammengefasst habe ich ein gutes Gefühl. Unsere Boote waren fast ausnahmslos mit vorne und haben entweder gewonnen oder mit den Favoriten mitgehalten. Es ist immer wichtig, die Mannschaftsleistung zu bewerten, um festzustellen, ob man grundsätzlich im Aufbautraining alles richtig gemacht hat. Das scheint so zu sein.

Jetzt zu den individuellen Ergebnissen

Wie vorhergesagt, wird es im C2 einen Dreikampf um die Medaillen geben. Die hoch eingeschätzten Brasilianer waren nicht so stark wie erwartet und mussten über den Zwischenlauf gehen. Bleiben die bärenstarken Chinesen auch in geänderter Bootsbesatzung, die Kubaner und unser Boot mit Brendel/Hecker. Zwar kann man aus den Vorlaufzeiten nicht allzu viel herauslesen, aber eine Tendenz lässt sich erkennen. Die Chinesen gewannen ihren Lauf in 3.37 vor den Kubanern mit 3.39. Unser Boot war nicht besonders herausgefordert und gewann seinen Lauf in 3.42.

Im K1 der Männer ist unser Jacob Schopf auf jeden Fall mit dabei. Er hatte den stärksten Ungarn, Adam Varga, im Griff und gewann seinen Lauf mit 3.39 min. Dies war insgesamt der fünfte Lauf, und nur im ersten war der Tscheche und Mitfavorit Pavel Dostal mit 3.37 schneller. Der zweite Ungar, Balint Kopasz, siegte ebenso in seinem Vorlauf mit 3.39. Für Jacob ist von Platz 1 bis keine Medaille in einem sehr ausgeglichenen Feld alles möglich.

Neugierig war ich, wie sich unsere Frauen im K2 schlagen. Mit Caro Arft und Sarah Brüssler hat unser zweites Boot mit Platz 3 eine gute Leistung abgeliefert. Gut gestartet und im wahrscheinlich schwersten Vorlauf mit den Weißrussen und Ungarn zumindestens bis 300 m mithaltend, haben sie im Viertelfinale eine solide Leistung abgeliefert und sich für das morgige Halbfinale qualifiziert.

Unser erstes Boot im letzten Vorlauf mit den absoluten Favoriten aus Neuseeland hielt bis zum Schluss mit. Am Ende haben sie sich souverän mit 1,44 min direkt für das Halbfinale qualifiziert und waren nur eine Sekunde hinter den Neuseeländern. Nur die Ungarn im dritten Lauf waren mit 1,42 min noch etwas schneller als die Neuseeländer. Aber auch die Weißrussen haben ein tolles Rennen abgeliefert.

Hut ab vor Saeid

Eigentlich einen eigenen Blogeintrag hätte die Geschichte von Said Fazloula verdient. Erfolgreicher Kanute im Iran mit Medaillen bei den Asienspielen, 2015 geflüchtet und in Karlsruhe hängengeblieben, haben ihn die dortigen Rheinrüder aufgenommen. Er gehört nicht nur zur Kanu-Familie in Karlsruhe, sondern mittlerweile auch schon fast zur Familie des dortigen Bundesstützpunktleiters Detlef Hofmann.

Er hat sich um ihn gekümmert, ihn begleitet und unterstützt, auch außerhalb des Trainings mitgeholfen, dass Said mittlerweile mit Bravour eine Lehre beendet hat. Saids großer Traum war, bei den Spielen zu starten. Wer die ganze Geschichte kennenlernen will, muss einfach nur Saids Namen im Internet eingeben und wird zahlreiche Berichte und Filme sehen. Heute war sein großer Tag als Mitglied des IOC Flüchtlingsteams, und er ist im Viertelfinale nur knapp gescheitert.

Sein Trainer Ralf Straub und Said waren trotzdem zufrieden, weil er hier seine beste Leistung abgerufen hat. Was aber viel wichtiger als das Abschneiden hier ist das Beispiel, wie Sport bei der Integration nicht nur von Geflüchteten helfen kann. Said ist, und das sage ich mich Hochachtung, mittlerweile „deutscher als manche hier Geborenen“. Vielleicht sehen wir ihn in der Zukunft auch in unserer deutschen Nationalmannschaft wieder.

 

Die Bedingungen heute waren super und für alle Bahnen fast gleich. Wir haben hier einen Meteorologen sitzen, der auch für die morgigen Rennen ähnliches Wetter vorhergesagt. Ansonsten ist die Ruder-und Kanustrecke schon beeindruckend. Alles ist deutlich größer und auch luxuriöser als an der Slalomstrecke. Das liegt aber vor allem daran, dass die Ruderer andere Ansprüche hatten. Einige der Räumlichkeiten teilen wir uns auch mit den Reitern. Gestern z.B. fand in der Nachbarschaft der Geländeritt der Hindernisreiter statt.

Fast noch mehr Mitarbeiter arbeiten im Sprint hinter den Kulissen mit, um professionelle Fernsehbilder und Grafiken zu produzieren. Wahrscheinlich machen sich die Wenigsten Gedanken, wie die Grafiken mit den Namen oder Länderfahnen ins Bild kommen und dass dahinter ausgeklügelte Technik steckt und wie viele Menschen hinter den Kulissen mitarbeiten, um eine solche Regatta auf diesem Niveau zu organisieren. So müssen z.B alle Boote einen ca. 280 g schweren GPS-Sender auf das Bootsdeck anbringen. Dieser Sender übermitteln Daten, die mittels einer komplizierten Software in Zahlen umgewandelt werden und die Renngeschwindigkeit, Schlagzahl und den aktuellen Platz im Rennen zeigt.

 
 

Im Regattabüro sitzen fünf Leute von Swiss-Timing, die mit diesen Daten die Fernsehbilder füttern und dem Zuschauer unseren Sport erklärbarer machen. Daneben kümmern sich zahlreiche Kampfrichter um den reibungslosen Ablauf der Regatta.

 

Wie ihr oben im Titelbild sehen könnt, habe ich Ralf und Said vor meiner jetzt auf der Regattastrecke erlaubten Joggingrunde getroffen.

Morgen früh geht es mit den ersten Finals los. Ich habe deshalb meinen Rhythmus geändert und werde versuchen, dass der tägliche Blog jeweils schon am Abend vor den Finals veröffentlicht wird.

Hier die morgigen Startzeiten: https://www.kanu.de/OLYMPIA/Tokyo-2020-21/Zeitplan-77975.html

Frühes Aufstehen ist morgen für alle Kanu-Fans Pflicht.

Euer Thomas
 

Zurück zur Liste


Letzte News

06.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
04.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
03.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
02.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
02.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
01.08.2021 | Thomas Konietzko Blog
31.07.2021 | Thomas Konietzko Blog
30.07.2021 | Thomas Konietzko Blog
29.07.2021 | Thomas Konietzko Blog