12.06.2022 | Kanu-Slalom

Einmal Gold, zweimal Silber beim Weltcup in Prag

Mit Silber im Kajak und Canadier war Elena Lilik die beste Paddlerin aller Nationen beim Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende.
Elena Lilik holt nach Silber im Kajak auch Silber im Canadier.

Beim letzten Wettkampf des Weltcup-Auftakts in Prag an diesem Wochenende hat Stefan Hengst vom KR Hamm Gold im Extremslalom geholt. Es waren vier harte Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Jubel. Denn da diese Disziplin 2024 olympisch wird, ist eine enorme Weiterentwicklung zu beobachten. „Es war eine enorme Herausforderung, gerade mit den ganzen Top-Sportlern. Jeder trainiert diese Disziplin mittlerweile. Jeder hat eine andere Taktik, eine andere Herangehensweise. Und unsere ist heute glücklicherweise aufgegangen.“ Nicht ganz aufgegangen war es für Team-Kollege Hannes Aigner vom Augsburger KV. Er schied im Halbfinale aus. Zweimal mussten die Deutschen gegeneinander antreten. „Wir hatten uns auch eine Taktik abgesprochen. Doch leider kam es so nicht, sodass wir improvisieren mussten und Hannes leider rausgeflogen ist.“ Ebenso war für Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) das Extremslalom-Halbfinale Endstation. Für die 30-Jährige ist diese Disziplin noch absolut neu, sitzt erst seit Kurzem in diesem Plastikboot. Im Halbfinale verpasste sie etwas den Start, wurde deshalb von ihren Konkurrentinnen eingeklemmt, sodass es kein Durchkommen für sie gab.

 

 

Zweimal jubeln konnte Elena Lilik beim Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende. Die 23-Jährige von Kanu-Schwaben Augsburg paddelte zweimal zu Silber – im Kajak- und Canadierboot, kratzte dabei jedes Mal auch ein wenig an Gold. Da kann sie es verschmerzen, dass sie in der dritten Disziplin, im Extremslalom, bereits an der Qualifikation aufgrund eines verpassten Tores gescheitert war. Auch wenn Lilik nach ihrem Doppelerfolg gern noch in den Heats am Sonntag gestartet wäre, ist auch ein lachendes Auge dabei, „denn ich bin ganz schön kaputt“, sagte sie nach ihrem C1-Finale. Kein Wunder, denn eine Woche zuvor beim Weltranglistenrennen in Augsburg, krümmte sich die Augsburgerin noch vor Schmerzen im Schulterbereich. Lilik hatte in beiden Finals eine hohe Geschwindigkeit. Im Kajak war sie nach einer Torstabberührung von der Ideallinie im wilden Wasser abgekommen. „Ich hatte voll den Top-Speed“, sagte sie, „aber dann musste ich improvisieren. Gott sei Dank war ich schnell genug, um das ein bisschen zu kompensieren. Die Strecke war schwierig für alle und wer zusammengepuzzelt hatte, der war vorne“, resümierte sie. Im Canadier kostete sie eine Torstabberührung Gold. Überglücklich zeigte sie sich, wieder zu alten Kräften gekommen zu sein. „Gott sei Dank haben wir die besten Physios, die das alles wieder gerichtet haben“, sagte sie.

 

 

Große Freude und Erleichterung auch für Jasmin Schornberg (KR Hamm) und Caroline Trompeter (SKG Haunau). Sie lösten ihr WM-Ticket für Augsburg. Als Halbfinal-14. Im Kajak-Einer und 13. in den Slalomextrem-Einzelzeitläufen haben sie ihren vom Deutschen Kanu-Verband geforderten Leistungsnachweis erbracht. Für C1-Olympia-Dritte Andrea Herzog (Leipziger KC) steht dieser noch ebenso aus wie für Vinzenz Hartl (Augsburger KV) im Extremslalom. "Ich hätte damit nicht gerechnet, dass es gleich hier funktioniert. Ich hatte mir dafür auch noch den Weltcup Tacen reserviert. Ich bin mega zufrieden", sagte Schornberg. Mit mehr Zuversicht war Trompeter an den Start gegangen. „Ich wusste, dass ich es schaffen kann, habe mich auf die Time Trials fokussiert ohne es ständig im Hinterkopf zu haben“, sagte die 27-Jährige. Dabei fiel ihr das gar nicht leicht, ist doch das Einzelzeitfahren für sie ein notwendiges Übel. Ihre Stärke liegt eindeutig im Kampf Frau gegen Frau.“

 

 

Bester deutscher Kanuslaom-Mann beim Weltcup-Auftakt war Sideris Tasiadis mit Platz vier im Canadier. Der 32-Jährige verpasste um 0,54 Sekunden Platz drei. Obwohl nur Holz, zeigte sich der Augsburger mit dem Ergebnis zufrieden. Im ersten Drittel der Strecke noch auf Goldkurs verlor er im schwierigen Mittelzeit etwas Zeit. Edelmetall ging allerdings in den beiden letzten Aufwärtstoren verloren. „Dort bin ich ein bisschen zu spät reingefahren, sodass ich immer einen Schlag mehr brauchte. Dann sind das zwei Sekunden oben drauf“, resümierte er. „Aber ansonsten war mein Lauf ganz solide“, entsprechend positiv schaut Tasiadis auf die folgenden Wettkämpfe.

Olympiasiegerin Ricarda Funk hatte in dem Kajak-Finale mit den vorherzusehenden Bedingungen zu kämpfen. Denn wie sich später herausstellte, stieg ab ungefähr Mitte des Damen-Endlaufs das Wasser im Kanal an, erklärte Kajak-Bundestrainer Thomas Apel nach dem K1-Herren-Endlauf. Etwa zehn Zentimeter Schwankungen könne es in Prag geben. Entsprechend hingen die Tore tiefer, die Kehrwasser waren auch anders. Das wurde auch den deutschen K1-Finalisten Hannes Aigner (Augsburger KV) mit Platz fünf und Stefan Hengst (KR Hamm) mit Platz neun zum Verhängnis. Der Augsburger Kanu-Schwabe Noah Hegge war als Halbfinal-Zwölfter ausgeschieden. Dem 23-Jährigen 0, 27 Sekunden für den Einzug in den Endlauf. Zwar war er ohne Strafsekunden durch den Prager Wildwasserkanal gekommen, jedoch hatte er einigen Schwierigkeiten mit einer Walze im mittleren Streckenabschnitt.

Lilik und Tasiadis waren die einzigen deutschen Finalteilnehmer im Canadierboot. Olympia-Dritte von Tokio Andrea Herzog (Leipziger KC) schied nach großen Problemen im Mittelteil der Strecke als Halbfinal-21. aus. Auch ihre Vereinskollegin Nele Bayn verpasst als 19. das Finale der Top-Ten. Noch weniger klar als Herzog kam Trainingskollege Franz Anton im Wildwasserkanal am Sonntag zurecht. Bereits der Einstieg lief nicht nach Wunsch. Er fuhr komplett neben der Linie, die Folge dann das Verpassen des Tores acht. Am Ende standen 58 Strafsekunden auf seinem Konto. Damit schied er als Halbfinal-29 aus. Viel besser zurecht kam Timo Trummer (SV Zeitz). Dennoch verlor er im Mittelteil der Strecke viel Zeit, hinzu kamen vier Strafsekunden, die jedoch für das verpasste Finale nicht entscheidend waren. Als Halbfinal-16. Musste der den besten Zehn im Endlauf auch am Streckenrand zusehen. Der Leipziger Trainer Felix Michel resümierte für seine Trainingsgruppe, „in der Qualifikation haben sich alle sehr gut gezeigt. Im Semifinale war heute bei allen von oben bis unten heute der Wurm drin. Das können sie alle besser. Es war heute ein bisschen schade, wir hatten uns auch ein bisschen mehr erhofft und auch richtig Bock auf den Wettkampf. Wir müssen uns alle an die Nase fassen, dass wir nicht das zeigen konnten, was wir wollten.“ Dennoch, mit Blick nach Augsburg Ende Juli sagte Michel, „ratlos sind wir nicht, aber ein bisschen müssen wir jetzt aufpassen.“ Deshalb werde der Wettkampf jetzt genau analysiert. Aber „hinsichtlich der WM ist noch nicht alles verloren und ich glaube, die Vorbereitungen bekommen wir hin, dass es zur WM ordentlich funktionieren sollte.“

Um das zu gewährleisten, hat der Deutsche Kanu-Verband kurz nach den Wettkämpfen entschieden, dass Andrea Herzog keinen Leistungsnachweis erbringen muss. Nach internen Abstimmungen innerhalb des Deutschen Kanu-Verbandes wurde entschieden, dass Andrea Herzog keinen Leistungsnachweis für die Weltmeisterschaften in Augsburg vom 26. bis 31. Juli erbringen muss. Nach dem unerwartet schlechten Abschneiden beim Weltcup in Prag hat der Trainerrat in Abstimmung mit Sportdirektor Jens Kahl nun die Entscheidung getroffen, die 23-Jährige vom Leipziger KC vor der WM aus den Weltcup-Wettkämpfen zu nehmen. "Sie soll jetzt nach Hause fahren und sich dann in Ruhe in Augsburg auf die WM vorbereiten", sagte Cheftrainer Klaus Pohlen. Als Begründung für den Bonus führte Pohlen den Sieg Herzogs beim Weltranglistenrennen vor einer Woche in Augsburg an. Zudem sei sie Olympia-Dritte von Tokio und Weltmeisterin von 2019.

Text, Videos, Fotos: Uta Büttner

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