24.04.2019 | Kanu-Slalom

Franz Anton auf dem Weg zu seinen zweiten Olympischen Spielen

Am Samstag, dem 27. April 2019, startet im Kanupark Markkleeberg die Qualifikation der Deutschen Kanuslalom-Nationalmannschaft für die diesjährige Weltmeisterschaft. Das Rennen bildet zugleich den Auftakt für die Entscheidung, welche Athleten sich den jeweils einen verfügbaren Startplatz pro Disziplin bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio sichern werden. Mit dabei ist auch der amtierende Weltmeister im Canadier-Einer Franz Anton. Sein Ziel ist ganz klar: das Ticket für Tokio.
Franz Anton

Nationalmannschafts - Qualifikation

Die vier Ausscheidungsrennen für die Nationalmannschaft stellen die erste Hürde für die Athleten dar. Austragungsort der ersten zwei Rennen ist am 27. und 28. April der Kanupark im sächsischen Markkleeberg. Die Entscheidungen fallen nur eine Woche später am 4. und 5. Mai auf dem Augsburger Eiskanal. In jeder der vier Disziplinen (Canadier Einer weiblich/männlich, Kajak Einer weiblich/männlich) sind drei Plätze für die Ende September im spanischen La Seu d’Urgell stattfindende Weltmeisterschaft zu vergeben.

Die Vergabe der Plätze erfolgt mittels eines Punktesystems: Je nach Abschneiden im Finale erhalten die Athleten eine Punktewertung in Höhe ihrer Platzierung. Einzige Ausnahme: der Sieger erhält nicht einen, sondern null Punkte. Dazu verfügen alle Athleten noch über einen Joker: Der schlechteste Wert aus allen vier Rennen wird gestrichen und nur die besten drei Platzierungen gehen in die Gesamtwertung ein. Wer am Ende die wenigsten Punkte auf dem Konto hat, gewinnt.

 

Olympiaqualifikation Tokio 2020

Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wird auf die Athleten der Nationalmannschaft beschränkt sein. Von den drei Athleten pro Disziplin darf letztlich nur das jeweils beste Boot zu den Olympischen Spielen. Um die Vorbereitungszeit auf die Wettkämpfe in Tokio optimal nutzen zu können, findet die Entscheidung, welche Athleten die deutschen Farben bei den Spielen vertreten dürfen, bereits in diesem Jahr statt.
Vier Wettkämpfe, die über die komplette Saison von April bis September verteilt liegen, werden dazu gewertet. Analog zur nationalen Qualifikation gibt es einen Streichwert und nur die besten drei Punktwertungen in den folgenden vier Rennen gehen in das Gesamtergebnis und damit in die Olympiaqualifikation ein:

  • Endergebnis der Nationalmannschafts - Qualifikation in Markkleeberg und Augsburg
  • Weltcup in London/GBR (14.-17. Juni)
  • Weltcup im Kanupark Markkleeberg (30. August - 01. September)
  • Weltmeisterschaft 2019 in La Seu d’Urgell/ESP (24. – 29. September)

Für die Punktwertung der Olympiaqualifikation zählen ausschließlich die Platzierungen innerhalb des deutschen Teams, nicht die tatsächliche Wettkampfplatzierung. Das beste der jeweils drei deutschen Boote erhält 10 Punkte, Platz zwei 7 Punkte und Platz drei 5 Punkte. Medaillengewinner bei Weltcup-
Rennen erhalten zusätzlich einen Bonuspunkt. Platzieren sich zwei oder gar alle drei deutschen Athleten auf dem Podest, so erhalten jeweils alle Medaillengewinner den Bonus.

Die Weltmeisterschaft erhält eine stärkere Gewichtung: Im Falle eines WM-Sieges werden sechs Bonuspunkte, das heißt insgesamt 16 Punkte vergeben. Für WM-Silber gibt es einen Bonus von vier und bei WM-Bronze drei Bonuspunkte. Platzierte auf den Rängen 4 bis 6 erhalten zwei und jene auf den Plätzen 7 bis 10 werden mit einem Bonuspunkt belohnt. Der Athlet mit den meisten Punkten, gewinnt.

 

Der Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio


Zwischen Oktober und Februar absolvierte Franz insgesamt über 60 Trainingstage im Ausland rund um die Welt: in Australien, Spanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Tschechien. In der verbliebenen Zeit nutzte er die Trainingsmöglichkeiten in seiner Heimat Leipzig.

Das Pensum an Trainingseinheiten im Wildwasser, die Franz diesen Winter absolviert hat, ist damit so hoch wie noch nie zuvor während seiner gesamten Laufbahn. Der Trainingsumfang insgesamt ist vergleichbar zum Zeitraum der Olympia-Qualifikation 2016. Damals konnte er mit seinem langjährigem Trainingspartner Jan Benzien im Canadier-Zweier das Ticket zu den Spielen in Rio de Janeiro lösen und dort den 4. Platz erringen. Eine zweite Chance im Canadier-Zweier gibt es nicht: die Disziplin wird in Tokio im Rahmen der Gleichberechtigung erstmals durch den Canadier-Einer der Frauen ersetzt.

Ein erstes Ausrufzeichen dieses Jahr konnte Franz durch seinen Sieg bei der Australian Open setzen, an der er während eines Trainingslehrgangs im Februar in Sydney teilnahm. Dabei setzte er sich unter anderem gegen den amtierende Olympiasieger Denis Gargaud Chanut (FRA), Vize-Weltmeister Alexander Slafkovsky (SVK) und noch andere Größen des Sports durch. Zum Wettkampfauftakt in Deutschland, dem Frühjahrsrennen im Kanupark Markkleeberg, musste er sich lediglich seinem stärksten nationalen Kontrahenten um das begehrte Olympiaticket geschlagen geben: Sideris Tasiadis siegte hier mit knappen 0,38 Sekunden Vorsprung.

 

 

Das Duell: Weltmeister Franz Anton gegen den 3. Platzierten der Weltmeisterschaft Sideris Tasiadis


In den kommenden Wettkämpfen möchte Franz den Spieß umdrehen und zeigen, dass sich das harte Training im Winter gelohnt hat.
Sein Kommentar auf die bevorstehenden Wettkämpfe: „Ich freue mich schon sehr darauf, endlich richtig loslegen zu können. Das Training hat trotz der großen Anstrengung immer Spaß gemacht, aber noch schöner ist es, das ganze auch im Wettkampf zeigen zu dürfen.“

Zur Konkurrenzsituation sagt er:
„Ich bin nicht nervöser als sonst, ich weiß, dass ich sehr gut trainiert habe und dass mir die Strecken, gerade mit dem Weltcup auf meiner Heimstrecke in Markkleeberg, sehr gut liegen. Sideris ist einer der besten Athleten im Feld, aber das bin ich auch, wie die WM und der geringe Abstand bei unserem ersten Aufeinandertreffen dieses Jahr gezeigt haben. Das traurige ist eigentlich nur, dass es wirklich nur einer von uns nach Tokio schaffen wird, obwohl wir beide Medaillenkandidaten sind. In anderen Sportarten gibt es drei, vier oder fünf Deutsche Athleten bei den Spielen. Bei uns darf es eben nur einer sein.“

 

Dankeschön

Die Unterstützung durch Frau Rebekka, die wann immer es möglich ist, zu Wettkämpfen mit anreist, hilft ihm sehr. Viele Reisen zu Trainingslagern und Wettkämpfen wären ohne Sponsoren und Förderer nicht zu bewerkstelligen. Ein besonderer Dank geht darum an die Sächsische Polizei, zu deren Sportfördergruppe der Polizeiobermeister gehört, an das Audi Zentrum Leipzig, an den Olympia Stützpunkt und der Husky Outdoor Store in Leipzig, an die Deutsche Sporthilfe und an den Deutschen Sportausweis. Die Kosten für die Trainingslager und das Equipment im Leistungssport sind nicht zu unterschätzen: Pro Saison werden im Schnitt zwei Kanus benötigt, dazu kommen Paddel sowie weitere Ausrüstungsgegenstände wie Helm und Schwimmweste, die auf Grund des Verschleißes regelmäßig ersetzt werden müssen. Internationale Trainingslager sind insbesondere im Winter enorm wichtig, die Transportkosten für ein Kanu allein entsprechen jedoch häufig der eines zweiten Flugtickets. In Verbindung mit Kosten für Unterkunft und Transport im Trainingsort, kommen schnell fünfstellige Summen zusammen, die ohne externe Unterstützung nicht zu bewältigen wären.

Ohne sein Team um Trainer Felix Michel und Frithjof Bergner und seine Trainingskolleginnen Lena Stöcklin, Andrea Herzog und Lisa Fritsche welche sich ebenfalls in ihrer Kategorie für die Olympischen Spiele qualifizieren möchten, würde das Training nur halb so viel Spaß machen und weniger Erfolg bringen. „Auch Einzelsportler werden nur im Team stärker.“ Dafür dankt er allen sehr.


Informationen zu den Qualifikations - Wettkämpfen finden sich unter www.slalomevents.de und www.kanu-schwaben-augsburg.de/dkv-qualifikation-kanuslalom-2019.html

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