06.08.2021 | Kanu-Rennsport

Herren-Vierer gewinnt im Vorlauf

Letzte Paddelschläge für Ronald Rauhe
Der deutsche Vierer-Kajak gewinnt den Vorlauf

Am letzten Qualifikationstag im Sea Forest Waterway konnte die Herren im K4 über die 500m den Sieg in ihrem Vorlauf einstreichen. „Wir wollten direkt in das Semifinale und sind jetzt froh, dass wir Kräfte sparen konnten.“ Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke kamen mit einer Zeit von 1:21.890 als erste über die Ziellinie. Im Vergleich zu dem anderen Vorlauf waren nur die Spanier mit neuer olympischer Bestzeit von 1:21.658 und die Slowaken davor. „Es hat alles gut geklappt, da konnten wir die letzten 100m vor dem Ziel ein bisschen rausnehmen“ sagten die vier im Ziel. Die amtierenden Weltmeister waren ganz bewusst nicht noch in einer anderen Kategorie an den Start gegangen: „Das war uns allen bewusst, dass die Rennen bei der Hitze hier sehr zehren werden. Wir haben damit gerechnet, dass wir in anderen Booten auch eine kleine Chance gehabt hätten, aber letztendlich haben wir uns dafür entschieden, nur hier an den Start zu gehen, um dann auch dafür die Körner zu haben und am Ende mit der richtigen Medaille nach Hause zu kommen.“ Die richtige Medaille hat dabei eine ganz klare Farbe: „Es war von Anfang an der Plan, die Goldmedaille zu gewinnen und das hat sich auch nicht geändert.“

Der Plan für den Kampf gegen die größten Konkurrenten aus Spanien steht dafür fest. „Man versucht, den Gegner im Kopf anzugreifen. Bei den letzten Rennen haben sie immer versucht, uns auf einer anderen Stelle im Rennen zu attackieren. Sie wissen, im Endspurt ist nicht so viel zu machen gegen uns. Darauf haben wir uns ganz klar eingerichtet. Wir wissen, was kommt und haben uns einen Plan ausgedacht, dagegenzuhalten und auf sie ein bisschen Druck auszuüben“ beschreibt der erfahrene Ronald Rauhe die Taktik.

Für den 39-jährigen sind es die sechsten olympischen Spiele. „Es ist speziell, definitiv. Der Moment, als wir in Japan ankamen, war schon sehr besonders für mich. Ich habe die letzten Tage darauf gewartet, endlich hier starten zu können. Es ist ein gutes Gefühl, dass es jetzt losgeht, aber auch zu wissen, dass dies die letzten zwei Rennen meiner Karriere werden.“ Während Teamkollege Max Hoff nach seinem Gewinn der Silbermedaille sein Karriereende zumindest für die internationalen Topevents bekanntgegeben hatte, ist sich Rauhe darüber schon länger klar: „Bei mir ist es Fakt, dass am Samstag mein letzter Paddelschlag sein wird. Das ist nicht einfach. Aber im Moment freu ich mich einfach und bin motiviert bis in die Haarspitzen, mir hier noch einmal richtig weh zu tun. Aber dann freue ich mich auch auf all das, was danach kommt.“ Er könnte sich hier mit seiner Bootsbesatzung die fünfte olympische Medaille seiner Karriere sichern. „Auch wenn das hier meine sechsten Spiele sind, für mich zählt diese Medaille, die hier in Aussicht steht. Jede Einzelne hat ihre Geschichte, hat ihren eigenen Wert. Ich hoffe, dass es eine Medaille wird. Und wenn, dann wird auch diese eine besondere Medaille werden, egal welche Farbe sie dann hat.“

Auch in den weiteren Rennen des Tages konnten sich alle deutschen Boote für das Halbfinale qualifizieren. Im Canadier-Zweier der Damen über die 500m kamen Lisa Jahn und Sophie Koch als zweite über die Linie und sicherten sich damit die direkte Qualifikation. Gegenüber den Weltmeistern Xu/Sun aus China kamen sie letztlich mit knapp drei Sekunden Rückstand über die Linie. „Wir haben einen guten Start in den Wettkampf gefunden. Das gibt uns Zuversicht für die weiteren Rennen.“

Der Vierer-Kajak der Damen kam ebenfalls als zweites Boot hinter den Polen mit einer Zeit von 1:34.681 ins Ziel. „Unser Ziel war es, ohne Umwege in das Semifinale zu kommen. Wir freuen uns, dass wir das umsetzen konnten und Kräfte sparen. Jetzt müssen wir noch zwei drei Schrauben drehen, dass wir morgen noch besser sind. Es war auf der Strecke teilweise etwas holprig und wir sind hektisch geworden, weil die anderen auch so gut gefahren sind. Da müssen wir in den nächsten Läufen einfach mehr bei uns bleiben und uns auf uns selbst konzentrieren“ fassten Sabrina Hering-Pradler, Melanie Gebhardt, Jule Hake und Tina Dietze ihren Lauf zusammen.

Der 25-jährige Conrad Scheibner konnte in seinem Vorlauf im C1 über die 1000m ebenso die Direktqualifikation erreichen und musste nur dem Kubaner Jorge Enriquez den Vortritt lassen. „Ich habe mich gut in den Lauf hineingefunden. Normalerweise habe ich im Wettkampf immer eine Steigerung von Rennen zu Rennen. Aber der Hitze wegen, wollte ich hier lieber Kräfte sparen. Da bin ich schon sehr happy, jetzt direkt im Semifinale zu stehen. Die Rennen sind sehr stark besetzt. Das wird hart, aber ich will hier meine beste Leistung zeigen.“

Sebastian Brendel war in seinem Vorlauf zwar noch knapp zweieinhalb Sekunden schneller als Scheibner, konnte im starken Starterfeld jedoch nur Rang drei einfahren. Er musste damit in die Viertelfinals, in dem er das Rennen im Endspurt deutlich für sich entschied. „Ich weiß, dass ich es kann. Diesmal war der Rechtswind ab und zu ein Problem. Das ist schwer für die Linksschläger. Man hat Probleme, das Boot gerade zu halten, muss aussteuern. Und das kostet Zeit.“ Für den zweiten Lauf hatte der 33-jährige etwas Motivationsprobleme: „Das war schon nicht leicht. Der Plan war ein anderer. Ich hatte mich eigentlich auf das Semifinale eingestellt. Da war es mental schwer, diesen Umweg zu gehen.“ Jetzt werde er die Zeit nutzen, sich optimal auf den Wettkampftag morgen vorzubereiten. „Das waren zwei anstrengende Rennen heute.“

Der Deutsche Kanu Verband hatte im Kanu-Slalom bereits vier Medaillen einfahren können. Bisher konnte mit Brendel/Hecker (Bronze) und Hoff/Schopf (Silber) im Kanu-Rennsport zwei Mal Edelmetall erreicht werden. Das interne Ziel der Rennsportler liegt jedoch bei sechs Medaillen. Auf dem Team lastet somit beim letzten Finaltag auch ein hoher Anspruch, den Gesamtstand für den DKV von derzeit sechs Medaillen noch zu erhöhen.

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