25.05.2022 | Sportinfos

IOC-Präsident Bach ordnet IOC-Maßnahmen als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine ein

IOC-Präsident Thomas Bach hat in seiner Rede zur Eröffnung des Schlusstages der 139. IOC-Session die IOC-Maßnahmen als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine eingeordnet und erklärt: „Unsere Maßnahmen sind zweigeteilt: Sanktionen einerseits und Schutzmaßnahmen andererseits.“
Unterstützung für die Ukraine

Die vollständige Rede von IOC-Präsident Thomas Bach:

Im Februar dieses Jahres begann die 139. IOC-Session in Peking. Das ist noch gar nicht so lange her, doch wie sehr hat sich unsere Welt seither verändert. 

Wie geplant wird ein erheblicher Teil der heutigen Tagesordnung der Olympischen Agenda 2020+5 und den langfristigen Aussichten für unsere Olympische Bewegung gewidmet sein. Aber leider muss ich zunächst eine Einordnung unsere Maßnahmen in Bezug auf die russische Invasion in der Ukraine vornehmen. 

„Give Peace a Chance“, „Gebt dem Frieden eine Chance“ – so lautete mein Appell an die politischen Führungen in aller Welt in meiner Eröffnungs- und in meiner Abschlussrede in Peking. Wie sich herausstellte, waren die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking nur ein flüchtiger Moment der Hoffnung, dass Frieden und der Olympische Frieden halten würden. 

Leider konnten wir nur appellieren, weil sich unser Verhältnis zur politischen Führung in Russland in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert hat. Es verschlechterte sich infolge des Dopingskandals, verschiedener Cyberangriffe und sogar persönlicher Drohungen gegen einzelne Mitglieder des IOC und der Olympischen Bewegung. 

Da der Appell auf taube Ohren stieß, ergriffen das IOC und die Olympische Bewegung sofortige Maßnahmen, nachdem Russland, mit Unterstützung von Belarus, diesen Krieg begonnen hatte. Die Position der Olympischen Bewegung zum Krieg findet sich in meiner Botschaft „Give Peace a Chance“ – „Gebt dem Frieden eine Chance“, die an Regierungen und Organisationen in aller Welt verschickt und von ihnen gewürdigt wurde. 

Die Olympische Bewegung hat diese Botschaft nachdrücklich unterstützt, indem sie den Empfehlungen weitgehend gefolgt ist und erst vergangene Woche bei Konsultationsgesprächen mit Vertretern der Nationalen Olympischen Komitees, der Internationalen Sportverbände und der Athleten ihre Unterstützung erneut bekräftigt hat. Für diese Unterstützung möchte ich allen unseren Stakeholdern erneut unseren tief empfundenen Dank aussprechen. 

Wir ergreifen zweierlei Maßnahmen: Sanktionen einerseits und Schutzmaßnahmen andererseits. 

Wir haben die eklatante Verletzung des Olympischen Friedens am Tag der Invasion verurteilt. Wir haben die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen, die für diesen Krieg verantwortlich sind, mit Sanktionen belegt. Wir haben empfohlen, keine internationalen Sportereignisse in Russland und Belarus mehr zu veranstalten, haben das Zeigen nationaler Symbole verboten und sogar zum ersten Mal in unserer Geschichte dem Präsidenten und dem stellvertretenden Premierminister der Russischen Föderation Olympische Orden entzogen. 

Gleichzeitig mussten wir auch Schutzmaßnahmen ergreifen, um die Integrität der internationalen Wettbewerbe zu gewährleisten. Hierzu mussten wir empfehlen, dass russische und belarusische Athleten und Funktionäre nicht zu internationalen Wettkämpfen zugelassen werden oder zumindest jegliche Identifikation ihrer Nationalität verboten wird. 

Lassen Sie mich nochmals betonen, dass es sich hierbei um Schutzmaßnahmen – nicht um Sanktionen – handelt, d.h. Maßnahmen zum Schutz der Integrität des Wettbewerbs. Die Sicherheit der russischen und belarusischen Athleten und Funktionäre konnte nicht gewährleistet werden, da in vielen Ländern nach der Invasion tiefgreifende anti-russische und anti-belarusische Gefühle herrschten. 

Wir mussten dabei schnell handeln, denn es zeigte sich eindeutig, dass die Regierungen entscheiden wollten, wer an welchen internationalen Wettbewerben teilnehmen darf. Das gilt nicht nur für die Regierungen der Gastgeberländer solcher Wettbewerbe. Es gibt Regierungen, die ihren Athleten die Teilnahme an Wettkämpfen mit russischen oder belarusischen Athleten verbieten. Es gibt Regierungen, die damit drohen, allen Athleten, die an solchen Wettbewerben teilnehmen, die Förderung zu entziehen. Es gibt Regierungen, die öffentlichen und politischen Druck auf die Nationalen Olympischen Komitees und die nationalen Sportverbände ausüben. 

Wir mussten und müssen diese Situation vom Ende her betrachten. Heute geht es um Russland und Belarus, aber wenn wir nicht handeln, dann wird morgen die Regierung von Land A sagen, dass sie die Teilnahme von Athleten aus Land B ablehnt. Oder Regierung C verlangt von ihren Athleten, nicht gegen Athleten aus Land D anzutreten und so weiter und so fort. 

Das wäre eine Situation, die allen unseren Grundprinzipien zuwiderlaufen würde. Wenn die Politik es in der Hand hat, wer an welchem Wettbewerb teilnehmen darf, dann ist das Fundament der Nicht-Diskriminierung unseres globalen Sportsystems zunichte gemacht. Das entspräche einer vollständigen Politisierung des Sports. Das würde bedeuten, dass der Sport und die Athleten zu einem bloßen Instrument des politischen Sanktionssystems würden. 

Das war und ist unser Dilemma. Aufgrund dieses Dilemmas mussten wir – wenn auch sehr schweren Herzens – diese Schutzmaßnahmen ergreifen. 

Auf unsere Sanktionen und Schutzmaßnahmen hin gingen Fragen aus zwei Richtungen ein. 

Die erste Frage lautete: Warum haben wir auf diesen Krieg anders reagiert als auf die vielen anderen Kriege in der Welt? 

Hierauf gibt es zwei Antworten. Erstens ist der Krieg in der Ukraine anders, weil er eine eklatante Verletzung des Olympischen Friedens darstellt. Zweitens machen die weitreichenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen diesen Krieg zu einem Wendepunkt in der Weltgeschichte. 

Die zweite Frage war: Warum sind unsere Sanktionen auf die Regierung und die nationalen Symbole beschränkt, erstrecken sich aber nicht auf alle Mitglieder der Olympischen Gemeinschaft Russlands?

Die Antwort hierauf lautet: Den internationalen Rechtsgrundsätzen zufolge können und sollten Sanktionen nur gegen diejenigen verhängt werden, die für eine Sache die Verantwortung tragen. Dieser Krieg wurde nicht vom russischen Volk, den russischen Athleten, dem Russischen Olympischen Komitee oder den IOC-Mitgliedern in Russland begonnen. 

Stellen Sie sich vor, wohin der Präzedenzfall einer solchen Verletzung der Rechtsgrundsätze durch uns führen würde. Jede einzelne Person, jeder Athlet und jede Athletin, alle Sportfunktionäre, alle Sportorganisationen müssten für jedes unrechtmäßige politische Handeln ihrer jeweiligen Regierung bestraft werden. 

Es gibt keine Gerechtigkeit, wenn man alle über einen Kamm schert. Das wäre sogar kontraproduktiv, weil es der Propaganda derjenigen in die Hände spielen würde, die behaupten, die Sanktionen seien nur Teil einer breit angelegten Verschwörung gegen ihr Land. 
 
Im Übrigen steht unser Ansatz im Einklang mit dem der Regierungen, die bei ihren Sanktionsmaßnahmen ja ebenfalls an diesen Rechtsgrundsatz gebunden sind. Auch sie können einzelne Personen nicht nur wegen ihres Passes sanktionieren. 

Deshalb beobachten wir genau, wer diesen Krieg mit seinen Äußerungen oder Handlungen unterstützt. Deshalb haben wir die notwendigen Konsequenzen gezogen und werden dies auch weiterhin tun. So gehen beispielsweise auch die FINA und die FIG mit ihren Sanktionen gegen Athleten vor, die den Krieg auf solche Weise unterstützen. 

Bei dieser Beurteilung müssen wir auch berücksichtigen, dass es ein russisches Gesetz gibt, das jeder Person, die sich gegen den Krieg ausspricht, bis zu 15 Jahre Gefängnis androht. Daher können wir verstehen, dass unter solchen Umständen das Schweigen an sich eine Botschaft darstellen kann. 

Unser Leitprinzip ist der Frieden. Die Olympischen Spiele, die die ganze Welt im friedlichen Wettbewerb vereinen, sind ein starkes Symbol des Friedens. Um aber die ganze Welt zu vereinen, braucht der olympische Sport die Wettkampfteilnahme aller Athleten, die die Regeln akzeptieren – auch und gerade dann, wenn sich ihre Länder in Konfrontation oder im Krieg befinden. Ein Wettkampf zwischen Athleten aus ausschließlich gleichgesinnten Nationen ist kein glaubwürdiges Friedenssymbol. Und steht sicherlich nicht im Einklang mit unserer Mission. 

Schon unser Gründer, Pierre de Coubertin, sagte einstmals, ich zitiere: „In Wahrheit basiert die gesamte Errungenschaft der Olympischen Spiele auf der Eintracht – es geht darum, die Erinnerungen an alte Schlachten zu löschen und neue zu verhindern.“ Ende des Zitats. 

Unser Handeln hat allen Stakeholdern der Olympischen Bewegung Klarheit verschafft und uns geholfen, unsere Einheit zu bewahren. Es zeigt aber auch das Dilemma, vor dem wir stehen: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir unserer Mission, die ganze Welt im friedlichen Wettkampf zu vereinen, nicht vollständig erfüllen. 

Deshalb müssen wir auf den Tag vorbereitet sein, an dem – hoffentlich bald – wieder Frieden herrscht. Es wird eine Zeit kommen, in der die Welt die Brücken wiederaufbauen muss. Wenn dieser Moment da ist, müssen wir in der Olympischen Bewegung bereit sein, unser gegenwärtiges Dilemma hinter uns zu lassen und die ganze Welt wieder im friedlichen Wettbewerb zu vereinen. 

Unsere Olympische Mission ist kein politischer Auftrag. Unsere Olympische Mission ist eine humanitäre Mission. 

Und weil es eine humanitären Mission ist, sind wir uns natürlich schmerzlich der allzu vielen Kriege und Konflikte in der Welt bewusst. In unserer Olympischen Gemeinschaft sind wir alle gleich, und deshalb verdienen alle vom Krieg Betroffenen unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung. Genau das leisten wir über unsere Olympic Refuge Foundation und durch die Unterstützung für alle Mitglieder unserer Olympischen Gemeinschaft, die unter Krieg und Konflikten leiden. 

Nehmen Sie Afghanistan als Beispiel. Auch dort mussten wir nach der humanitären Krise, die sich nach dem politischen Machtwechsel entwickelte, schnell handeln. Dank einer wahren Demonstration der Solidarität ist es uns mit der aktiven Unterstützung vieler NOKs und IFs gelungen, rund 300 Mitglieder der Olympischen Gemeinschaft aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen.

Gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen haben wir außerdem rund 2.000 Mitglieder der afghanischen Olympischen Gemeinschaft, die im Land geblieben sind, mit einem speziellen Winterhilfsfonds unterstützt, damit sie den harten Winter überstehen. 

Diese humanitäre Mission gilt auch für die Mitglieder der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine. Genau wie bei Afghanistan geht auch unsere humanitäre Unterstützung für die Ukraine über die rein finanzielle Hilfe hinaus. Wir sind überwältigt von der enormen Solidarität, die hier bewiesen wird. Ich möchte allen Mitgliedern unserer Olympischen Gemeinschaft danken, die sich so großzügig an unseren Solidaritätsbemühungen beteiligen. Über die rein finanzielle Unterstützung hinaus bieten wir auch logistische Unterstützung an. Wir sorgen dafür, dass ukrainische Athleten weiterhin an Wettkämpfen teilnehmen können. Wir stellen Reiseunterstützung, Trainingseinrichtungen, Unterkunft, Ausrüstung und Uniformen zur Verfügung. 

Wir werden ukrainische und afghanische Athleten weiterhin unterstützen – so wie wir auch andere Mitglieder der Olympischen Gemeinschaft aus aller Welt unterstützen, die von Krieg und Konflikten betroffen sind. 

Das Urteil über unsere Maßnahmen wird letzten Endes durch die Mitglieder der betroffenen Olympischen Gemeinschaften, die unter der jeweiligen Situation zu leiden haben, gefällt werden. In diesem Fall durch die Olympische Gemeinschaft der Ukraine. Niemand kann das besser erklären als unser lieber Kollege und Freund Sergii Bubka, der Präsident des NOKs der Ukraine, der die Koordination all unserer humanitären Bemühungen für die Ukraine leitet. Aus diesem Grund möchte ich nun das Wort an Sergii Bubka übergeben. 

Vielen Dank, Sergii, und wir danken dir von ganzem Herzen für alles, was du tust, um unsere Bemühungen insgesamt zu koordinieren. Es ist schwer vorstellbar, was das für dich bedeutet, tagtäglich unter solch stressigen Bedingungen und in einem stressigen Umfeld zu arbeiten. Du bist mit all deinen Gefühlen und Emotionen, mit deinem ganzen Herzen, bei deinen Landsleuten in der Ukraine. Und trotzdem musst du sich auf deine Arbeit konzentrieren und schauen, wie wir alle zusammen ihnen am besten helfen können. Du zeigst echte menschliche Größe und wir stehen hierbei an deiner Seite.

 


 

Sergii Bubka: 

Liebe Freundinnen und Freunde, 

Eine der Lehren, die wir aus der erfolgreichen und sicheren Organisation von zwei Ausgaben der Olympischen Spiele während einer weltweiten Pandemie gezogen haben, lautet, dass wir gemeinsam stärker sind. 

Sowohl in Peking als auch in Tokio haben die Athleten dieses Miteinander in herausragender Weise gelebt. Sie zeigten ihre Dankbarkeit dafür, dass sie ihre Olympischen Träume verwirklichen konnten, nachdem sie so viele Hindernisse und Herausforderungen dafür überwinden mussten. 

Die Olympischen Winterspiele Peking 2022 wie auch die Olympischen Spiele in Tokio 2020 fanden unter Umständen statt, die es so noch nie gegeben hatte. Jedes Mal haben uns die Athleten mit ihrer Reaktion auf alle Herausforderungen und Widrigkeiten in Erstaunen versetzt und uns allen ein Anschauungsbeispiel davon vor Augen geführt, wie die Menschheit in ihrer besten Form aussehen kann, wenn wir in Frieden und Solidarität zusammenkommen. Diese Reaktion berührte die Herzen von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt – und natürlich auch unsere Herzen. 

Vor dem Hintergrund der unruhigen Zeiten, die wir aktuell durchleben, sehnten sich Menschen aus aller Welt noch mehr nach Inspiration durch unsere Olympischen Werte. Milliarden von Menschen haben beide Ausgaben der Spiele verfolgt. 

In Tokio haben über drei Milliarden Menschen die Olympiaübertragungen im Fernsehen und auf digitalen Plattformen gesehen. 28 Milliarden Videoaufrufe auf digitalen Plattformen machten diese Spiele zu den ersten Streaming-Spielen und den meistgesehenen Olympischen Spielen aller Zeiten auf digitalen Plattformen. 

Für Peking liegen derzeit nur vorläufige Zahlen vor, aber wir können jetzt schon sagen, dass die Olympischen Winterspiele Peking 2022 mehr Sendestunden hatten als jede andere Ausgabe der Olympischen Winterspiele davor.

Diese Wertschätzung für die Olympischen Spiele und das, wofür sie stehen, spiegelt sich auch in der überwältigenden Resonanz wieder, die wir von Menschen aus der ganzen Welt und aus allen Gesellschaftsschichten erfahren haben. Ob von Staatsoberhäuptern, führenden Vertretern aus Wirtschaft und Kultur, der Wissenschaft, unseren Fernsehpartnern und TOP-Partnern, von Jugendlichen und Kindern – wir haben unzählige Briefe und Nachrichten erhalten, in denen es heißt: Danke, dass ihr das geschafft habt. 

Diese weltweite Reaktion stimmt uns alle zuversichtlich, wenn wir in die Zukunft der Olympischen Bewegung blicken. Glücklicherweise können wir dies aus einer Position der Stärke heraus tun. In unseren ungewissen Zeiten war diese Position nie eine ausgemachte Sache. Die Grundlage dafür mussten wir mit den Ergebnissen unserer Reformen der Olympischen Agenda 2020 und der Olympischen Agenda 2020+5 legen, die bereits Schwung aufgenommen hat. 

Das solide Ansehen, das die Olympische Bewegung in der Gesellschaft allgemein genießt, zeigt sich darin, dass wir trotz der extrem schwierigen Umstände und Herausforderungen keinen einzigen TOP-Partner oder Fernsehpartner verloren haben. Ganz im Gegenteil. Gerade erst vergangenen Monat konnten wir Deloitte als neuen TOP-Partner bis 2032 bekannt geben. Die Tatsache, dass eine der so genannten „Big-Four“-Firmen sich unserem TOP-Programm anschließt, ist ein Beleg für die Attraktivität der Olympischen Spiele und ein Vertrauensbeweis für die Governance des IOC. Sie wären diese Verpflichtung nicht eingegangen, wenn sie nicht absolut von der Integrität und Solidität unserer Olympischen Bewegung überzeugt wären. Sie werden einen großen Teil ihres Sponsorings der Unterstützung von Athleten weltweit und der Good Governance der Olympischen Bewegung widmen. 

Im Rahmen der Olympischen Agenda 2020 haben wir unser Verfahren zur Auswahl der Ausrichter für Olympische Spiele revolutioniert. Auch dies hat wesentlich zu unserer Position der Stärke beigetragen. Heute haben wir Interessenten aus allen drei Kontinenten, die über die geografischen und klimatischen Voraussetzungen für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2030 verfügen. 

In Bezug auf die Spiele der Olympiade (Sommerspiele) liegt bereits jetzt eine beträchtliche Anzahl Interessensbekundungen aus der ganzen Welt für die Olympischen Spiele 2036 und einige sogar für 2040 vor. Ein derartiges Interesse an der Ausrichtung der Spiele der Olympiade ist einzigartig. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals ganze 14 und sogar 18 Jahre im Voraus eine so große Zahl von Interessenten für die Ausrichtung von Olympischen Spielen gegeben hat. 

Mit der Olympischen Agenda 2020+5 stärken wir die Rolle des Sports als wichtigem Ermöglicher für die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Eine unserer wichtigsten Maßnahmen in diesem Zusammenhang ist unser Beitrag zur Bewältigung der globalen Klimakrise. 

Erst gestern hat die Exekutive unseren ehrgeizigen CO2-Reduktionsplan gebilligt, mit dem das IOC seine CO2-Emissionen bis 2024 um 30 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent senken will. 

Das IOC wird schon 2024 eine klimapositive Organisation sein. Wir setzen uns engagiert dafür ein, dass die Olympischen Spiele spätestens 2030 klimapositiv sind, wenn dies für die Gastgeber dann zur Pflicht wird. Paris ist auf dem besten Weg, unser Ziel zu übertreffen, denn es wird dies bereits 2024 erreichen. 

Wir arbeiten mit den Vereinten Nationen zusammen, um in Afrika südlich der Sahara einen Olympischen Wald zu pflanzen und damit unsere verbleibenden Emissionen zu kompensieren. Das Olympic House, unser neuer IOC-Hauptsitz, ist international als eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt zertifiziert. 

Das sind nur einige wenige Beispiele für unser umfassendes Engagement im Kampf gegen den Klimawandel. 

Mit der Olympischen Agenda 2020+5 werden wir weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen: Stärkung der Good Governance in der gesamten Olympischen Bewegung, Förderung der Geschlechtergleichstellung und der Inklusion sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb davon. 

Mit der Olympischen Agenda 2020+5 haben wir uns verpflichtet, den Menschenrechtsansatz des IOC zu stärken. Dies tun wir durch die Weiterentwicklung unseres strategischen Rahmenwerks. Dies tun wir, indem wir uns bei seiner Umsetzung an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte orientieren. Wir sind fest entschlossen, noch darüber hinaus zu gehen und die Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte in unseren Aufgabenbereich aufzunehmen. 

Das sind nur einige wenige von vielen Initiativen zur Stärkung unserer Glaubwürdigkeit und unserer Integrität. 

Mit der Olympischen Agenda 2020+5 wird die Digitalisierung der Olympischen Bewegung vorangetrieben. Eine der vielen Maßnahmen in diesem Zusammenhang wird die zweite Ausgabe der Olympic Virtual Series sein – einem einzigartigen digitalen Erlebnis-Event, das neue Zielgruppen für virtuelle Sportarten erschließen soll. Und wir werden sogar noch einen Schritt weiter gehen. Im Jahr 2023 veranstalten wir ein echtes Festival rund um die Olympic Virtual Series, bei dem wir alle Stakeholder zusammenbringen, um den Olympischen Geist auch in dieser virtuellen Welt zu feiern. 

Mit der Olympischen Agenda 2020+5 bewirken wir auch Verbesserungen für den Weg hin zu den Olympischen Spielen für die Athletinnen und Athleten. Dies tun wir, indem wir für vier urbane Sportarten eine Olympia-Qualifikationsserie für Paris 2024 ins Leben rufen. Mit diesem völlig neuen Format werden Sport und Kultur in einer Festival-Atmosphäre in großen Städten miteinander verschmolzen und der Sport dorthin gebracht, wo die Menschen sind. Wir sind nicht mehr in einer Position, dass wir einfach irgendwo in einem Stadion eine Sportveranstaltung anbieten und dann warten können, dass die Leute kommen. Wir müssen dorthin gehen, wo die Menschen sind – sei es in der virtuellen Welt, sei es in den urbanen Zentren. 

Das sind nur einige Beispiele dafür, dass die Umsetzung der Olympischen Agenda 2020+5 bereits in vollem Gange ist. Wir mussten sofort loslegen, denn die globale Pandemie hat die ganze Welt und uns in der Olympischen Bewegung vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt. 

Was die Olympischen Spiele Paris 2024 anbelangt, so werden wir das Organisationskomitee später noch zum Stand der Vorbereitungen hören. Ich freue mich jedoch, jetzt schon sagen zu können, dass die Vision von Paris 2024 voll und ganz mit der Olympischen Agenda 2020 und der Olympischen Agenda 2020+5 für innovative, inklusive, gleichberechtigte und nachhaltige Spiele im Einklang steht. Die Olympischen Spiele Paris 2024 markieren den Beginn einer neuen Ära: einer Ära Olympischer Spiele, die von Anfang bis Ende von der Olympischen Agenda inspiriert sind. 

Paris hat somit die einmalige Gelegenheit, den Ton für diese neue Ära der Olympischen Spiele vorzugeben. Wir können uns schon jetzt auf eine außergewöhnliche Eröffnungsfeier freuen, bei der Hunderttausende Menschen entlang der Seine und vor dem Hintergrund von symbolträchtigen Denkmälern wie dem Eiffelturm oder der Kathedrale Notre-Dame die besten Athleten der Welt feiern werden – ein perfektes Anschauungsbeispiel für unsere Vision von innovativen, spektakulären und inklusiven Olympischen Spielen. 

Ganz im Sinne des Olympischen Gedankens – schneller vorankommen, höhere Ziele anstreben und stärker werden – stehen mit Milano Cortina, Los Angeles und Brisbane bereits die nächsten Olympia-Gastgeber in den Startlöchern, um auf diesem Schwung aufzubauen und diese neue Ära der Olympischen Spiele auf ihre eigene Art und Weise zu gestalten. 

Unsere Werte. Unsere Solidarität. Unser Miteinander – das macht unsere Olympische Bewegung so besonders. Und auch wenn wir für diesen letzten Teil unserer Session immer noch physisch getrennt sein mögen, so spüre ich doch deutlich, dass unser Miteinander, unser Zusammengehörigkeitsgefühl stärker ist als je zuvor. Lassen Sie uns auf unsere Stärke und unsere Tradition des Miteinanders bauen. 

Unser Gründer Pierre de Coubertin sagte einstmals: „Durchbrechen Sie kühn die Wolken und haben Sie keine Furcht. Die Zukunft gehört Ihnen.“ 

Liebe Freundinnen und Freunde, werte Kolleginnen und Kollegen, 

Reichen wir uns die Hände und gestalten wir unsere Zukunft – gemeinsam.
 

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