11.09.2020 | Kanu-Rennsport

Kanu-Rennsport Saison 2020 unter dem Einfluss von Corona

Kaum hat die Saison angefangen, ist sie auch schon beendet.
Sebastian Brendel wäre gerne in Tokio 2020 gepaddelt (Bild: Henning Schoon)

Gerade mal vier Wettkämpfe haben in diesem Jahr bei der Leistungsklasse der Kanu-Rennsportler auf dem Programm gestanden. Die Corona-Situation ließ es, wie in so vielen anderen Sportarten, nicht zu, einen halbwegs normalen Saisonverlauf anzugehen. Fast alle großen Veranstaltungen wurden abgesagt. So belief es sich darauf, dass die besten Rennsportler Deutschlands lediglich zwei Leistungsüberprüfungen sowie die Deutschen Meisterschaften in Duisburg und eine dritte Leistungsüberprüfung in München im Wettkampfkalender stehen hatten.

„Damit wollten wir den geplanten Saisonverlauf so gut wie möglich simulieren“, erklärt Sportdirektor Dr. Jens Kahl. Der internationale Kalender wies zwar mit dem Weltcup in Szeged (Ungarn) und den Europameisterschaften in Pitesti (Rumänien) noch zwei hochkarätige Veranstaltungen auf, aber beide werden aufgrund der Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2021 ausgelassen. „Wir haben zunächst noch mit dem Weltcup in Szeged geliebäugelt“, so Dr. Jens Kahl weiter. „Die ständige Unsicherheit, ob die Wettkämpfe stattfinden oder abgesagt werden, bringt große Unsicherheit in die Planung und Umsetzung des Trainingsprozesses und trägt nicht dazu bei, die Sportler noch zu motivieren und mit voller Kraft weiter zu trainieren. Letztendlich sind uns die Vorbereitungen auf Olympia wichtiger. Auch wenn die Spiele noch weit weg sind, planen wir den Saisonverlauf langfristig. Dazu gehört, dass vor den Belastungen in den Trainingslehrgängen ab dem Herbst, die Sportler ausgeruht sind. Eine Wettkampfbelastung mit dem entsprechenden Training im Voraus, hätte dazu einfach nicht gepasst. Am Ende der Saison sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Alle Olympiakandidaten haben sehr gut trainiert und ein hohes Niveau der Leistungsvoraussetzungen und wettkampfspezifischen Leistungsfähigkeit erreicht. Eine gute Voraussetzung, um im nächsten Jahr um Medaillen in Tokio zu kämpfen.“

So wird der Deutschen Kanu-Verband zu beiden internationalen Veranstaltungen den Nachwuchs entsenden, damit diese auf internationaler Bühne weitere Erfahrungen sammeln können. Für die Paddler aus der A-Nationalmannschaft steht ein Aufbau ab Oktober an. Zunächst geht es in die Berge, um an der Grundlagenausdauer zu arbeiten und den Kopf für neue Motivation frei zu bekommen. „Joggen, Radfahren, Klettern steht dann auf dem Programm“, so Jens Kahl. „Wir arbeiten erstmal komplett fernab der Sportart. Zum Auftakt ist das ein willkommener Lehrgang, indem man noch nicht so verbissen sein muss und sich in lockerer Atmosphäre auf die neue und harte Olympiasaison einstellen kann.“

Es folgt ein Wasserlehrgang, bei dem natürlich auch das Thema Corona mitspielt. Das Lieblingsziel im italienischen Sabaudia, 90km südlich von Rom, ist zwar angefragt, aber ob man zu diesem Zeitpunkt überhaupt nach Italien reisen kann, ist fraglich. „Corona wird uns sicherlich noch lange beschäftigen“, erklärt Kahl. „Trainingslehrgänge, wie wir sie sonst in Florida durchführen, werden wir nicht umsetzen können. Wir suchen nach möglichen Alternativstandorten. Deswegen ist schon allein eine optimale Vorbereitung auf das kommende Jahr eine riesige Herausforderung. Im Winter brauchen unsere Sportler die Warmwasserlehrgänge in den südlichen Ländern, aber um heute die Situation in zwei, drei Monaten zu kennen, benötigt man schon eine echt gut funktionierende Glaskugel.“

Von Oliver Strubel

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