05. Mai 2022

Markkleeberger und Störmthaler See

Rundfahrt Markkleeberger und Störmthaler See, 28 km

Ein neues Paddelrevier entsteht – das Leipziger Neuseenland

Aus: „Die schönsten Kanutouren in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen” von Manfred Schröder

 

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Wenn von der sächsischen Metropole Leipzig die Rede ist, denkt man an Begriffe wie Leipziger Messe oder die Völkerschlacht gegen die napoleonische Armee; in Auerbachs Keller tranken Mephisto und Faust Wein, der von Mephisto aus der Tischplatte gezapft wurde, die Leipziger Fußballer vom VfB wurden 1903 erster Deutscher Fußballmeister und nach Jahren der Viert- und Fünftklassigkeit spielt mit RB Leipzig wieder eine Leipziger Mannschaft in der ersten Bundesliga. Mit Braunkohletagebauen bringen aber nur die wenigsten die Stadt in Verbindung. Dabei fraßen sich riesige Schaufelradbagger von allen Seiten auf die Stadtgrenzen zu. Kleinere Orte auf dem Wege dorthin wurden einfach verschlungen. Insgesamt 20 Tagebaue, 27 Brikettfabriken und 8 Großkraftwerke waren im Laufe der Jahre im Großraum Leipzig zu finden. Im Bergbau-Technik-Park zwischen dem Markkleeberger und dem Störmthaler See erinnern u.a. ein Schaufelradbagger und ein Bandabwurfgerät (Absetzer) an diese Zeit. Übrig blieb eine geschundene Landschaft. Die sächsischen Planer machten aus der Not eine Tugend, begannen die Tagebaue nach und nach zu fluten und schufen ein Naherholungsgebiet, welches inzwischen auch Wassersportler aus ferneren Regionen anzieht: das Leipziger Neuseenland. Aber nicht nur für Kanuten, Ruderer, Segler und Badenixen ist das Neuseenland erlebenswert. Ein Netz von Rad- und Wanderwegen verbindet die Seen, Badestellen wurden geschaffen und die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten erweitert. Noch sind die Renaturierungsmaßnahmen nicht abgeschlossen. In den nächsten Jahren werden also noch weitere Paddelmöglichkeiten hinzukommen.

Wer für mehr als ein, zwei Tage zum Paddeln nach Leipzig kommt, wird dann auch Zeit für eine Stadtbesichtigung finden oder sich auf die Spuren der Völkerschlacht begeben. Neben dem Völkerschlachtdenkmal erinnern 50 sogenannte Apelsteine an ausgewählten Schlachtstandorten an die am Kampf beteiligten Truppen und ihre Befehlshaber. In den Torhäusern in Dömitz und Markkleeberg sind mit Zinnfiguren Schlachtszenen nachgestellt. Bei einem Stadtbummel wandelt man auf Goethes Spuren, der Leipzig als Klein-Paris titulierte. Vom Markt mit dem Alten Rathaus ist es nicht weit zur Mädlerpassage mit dem schon erwähnten Auerbachs Keller; an der Nikolaikirche vorbei erreicht man das Opernhaus und das Neue Gewandhaus. Die Nikolaikirche selbst wurde Ende der 1980er Jahre durch die Montagsgebete bekannt, die das Ende der DDR einläuteten. An die bekanntesten Leipziger Komponisten erinnern das Bachmuseum und das Mendelssohn-Haus. Noch weiter östlich gibt es das neue Grassi-Museum, welches das Völkerkundemuseum, das Musikinstrumente-Museum und das Museum für Angewandte Kunst beherbergt. Im Leipziger Umland findet man eine Vielzahl an kleinen Schlössern, die zu Besichtigungen einladen. Wer mehr über diese kulturgeschichtlich bedeutende Region erfahren möchte, kann sich in der Tourist-Info in der Katharinenstraße am Markt oder auf den Internetseiten informieren.

Mit den drei vorgeschlagen Touren im Leipziger Neuseenland sind natürlich nicht alle Paddelmöglichkeiten erschöpft. So bieten sich u.a. Fahrten vom Stadthafen über den Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer Hafen an. Von dort erreicht man über eine 150 m lange Umtragestrecke den Elster-Saale-Kanal. Ein 9 km langer Rundkurs lässt sich ab dem Stadthafen über das Elsterflutbett zum Teilungswehr Großzschocher und zurück über die Stadtelster unternehmen. Dabei muss die Wehranlage etwa 200 m weit umtragen werden. Oder man paddelt die Weiße Elster weiter flussabwärts.
In Leipzig gibt es eine Reihe von Kanu-Vereinen, auf deren Bootshausgelände auch übernachtet werden kann. Einige, wie die SG Motor Leipzig West (www.paddelsachsen.de), der SC DHfK Leipzig (www.kanu-leipzig.de) und das Kanu- und Freizeitzentrum Leipzig Südwest (www.kanu-nonne-leipzig.de) sind auch DKV-Kanustation.

 

Leipziger Neuseenland, Rundfahrt Markkleeberger und Störmthaler See

 

Vor der Tour

Am Kanupark mit seiner deutschlandweit bekannten Wildwasserstrecke gibt es mehrere (gebührenpflichtige) Parkplätze. Wer sich ein Kanu beim Kanu-Vermieter All-on-Sea mietet, wird natürlich auch dort einsetzen. Die netten Betreiber hatten aber auch uns erlaubt, unser Faltboot auf ihrem Gelände aufzubauen und die Rundfahrt dort zu beginnen. Eine Alternative ist, das Auto auf dem Parkplatz hinter dem Wendehammer der Straße namens Bootssteig zu parken und hinter dem Parkplatz in der Nähe des Störmthaler Kanals einzusetzen.
Gleich ein Wort zum Kanupark: Um das neue Wassersportrevier auch kanusportlich aufzuwerten, wurde eine der modernsten, künstlichen Wildwasserstrecken der Welt erbaut, die nicht nur von Wildwasserkanuten zu Wettkämpfen und zum Training genutzt werden, sondern auch von sportlichen Tagesgästen bei Raftingtouren. Die Wildwasserkanuten müssen, nachdem sie die Trainingsstrecke absolviert haben, nicht aus den Booten aussteigen und diese für die nächste Runde zum Start tragen, sondern werden bequem per Förderband nach oben gebracht. Wer nach dem Paddeln etwas Ruhe braucht, kann im benachbarten Modellbaupark mit der Gartenbahn ein paar Runden drehen.
Markkleeberger und Störmthaler See gehörten einst zum Braunkohlerevier Espenhain. Bis 1996 wurde hier Braunkohle abgebaut. Zehn Jahre später war der heutige Markkleeberger See geflutet und konnte der Öffentlichkeit zur Nutzung als Naherholungszentrum übergeben werden. An die Zeit des Braunkohleabbaus erinnert der Bergbau-Technik-Park. Kernstück des Parks sind zwei Tagebaugroßgeräte: der Schaufelradbagger 1547 (ca. 1.300 t, Bj. 1986) und der Bandabsetzer 1115 (ca. 2.400 t, Bj. 1985); daneben gibt es weitere Tagebautechnik zu sehen wie einen Kohle-Abraum-Zug, Teile einer Bandanlage sowie Arbeitswerkzeuge und Bekleidung der Bergleute. Die in Ufernähe stehenden Großgeräte sind auch beim Paddeln zu erblicken. An die untergegangenen Orte des Tagebaus erinnert die schwimmende Kulturinsel Vineta, die in Form einer Kirche erbaut wurde und für Lesungen und Konzerte genutzt wird. Aber auch heiraten kann man hier.
Am Westufer des Markkleeberger Sees werden auf einer Wiese Bisons gezüchtet. Wer diese mächtigen Tiere genauer beobachten möchte, sollte ein Fernglas mit auf die Tour nehmen. Nach dem Paddeln lohnt ein Abstecher in den Ortsteil Wachau zur sehenswerten Kirchenruine.
Wer in Markkleeberg einen Besichtigungstag einlegen möchte, kann im Deutschen Fotomuseum Fotografien und Fototechnik von den Anfängen bis zur Gegenwart ansehen. Im Torhaus des Schlosses gibt ein Museum Auskunft über die Kämpfe der Völkerschlacht in der Umgebung Markkleebergs.

 

 

 

Tourensteckbrief

 

Befahrungszeit: fast ganzjährig

Paddelstrecke:  Rundfahrt Markkleeberger und Störmthaler See, 28 km
Charakter: Seen mit viel Bootsverkehr an den Sommerwochenenden, auf dem Störmthaler See hohe Wellen bei stärkeren Winden
Befahrungsregelungen: Befahrungsverbote Markkleeberger See: etwa 1,5 km langer Uferstreifen am Südwest-Ufer, der ca. 200 m hinter dem Störmthaler Kanal beginnt, die Getzelauer Insel umfasst und 200 m dahinter endet. Befahrungsverbote Störmthaler See: etwa 700 m langer Uferstreifen am Nordufer, beginnend an der nördlichsten Seespitze in Richtung Osten gegenüber der Ortschaft Güldengossa; der südöstlichste Teil der Grunaer Bucht; der Uferstreifen rund um die Göhrener Insel
Ein- und Aussetzstelle: Auenhainer Bucht im Markkleeberger See, Parkplatz Straße Bootssteig;
Weitere Einsetzstellen: Markkleeberger See: Seepromenade Markkleeberg-Ost (Bornaische Straße/Ecke Auenhainer Straße)
Störmthaler See: Magdeborner Halbinsel (Vineta-Bistro, ehemaliger Dispatcherturm)
Optionen: Schlechtwettertipps: Radtour um die Seen, Stadtbesichtigung Leipzig, Freizeitpark Belantis
Betriebszeiten Kanuparkschleuse
Nebensaison: (April und Oktober) Sa, So und feiertags von 10 Uhr bis 17 Uhr
Hauptsaison: (Mai – September) Mo bis Do 11 Uhr bis 18 Uhr, Fr bis So 10 Uhr bis 18 Uhr


Adressen und Infos
1. Übernachtungen und Gastronomie in Wassernähe: Campingplatz Markkleeberger See www.neuseenland-camping.com, All-on-Sea Camp & Sport Resort www.all-on-sea.de, Ferienresort Lagovida www.lagovida.de (auch Wohnmobilstellplatz), Ökologisches Landwirtschaftsschulheim Dreiskau-Muckern www.oekolo7.de, Vineta-Bistro, Gasthof am See Störmthal, Restaurant Seeperle, Neuseenland Stüb'l
2. Kanu-Verleih, organisierte Touren: All-on-Sea www.all-on-sea.de, Bootsverleih Markkleeberg www.bootsverleih-markkleeberg.de, Vineta-Bistro www.vineta-stoermthal.de, Surfschule Leipzig www.surfschule-leipzig.de, Bootsverleih Herold www.bootsverleih-herold.de
3. Auskunft, Internetadressen: Tourist-Information Leipziger Neuseenland & Stadt Markkleeberg, Rathausstraße 22, 04416 Markkleeberg, Tel.: 0341-33 79 67 18, info@leipzigerneuseenland.de, www.leipzigerneuseenland.de, www.markkleeberg.de, www.markkleeberger-see.de, www.stoermthaler-see.info,
4. Karten, Bücher, Literaturtipps: Wasserwanderkarte Leipzig und Umgebung von Pro Leipzig www.proleipzig.eu, Wasserwanderkarte Leipziger Neuseenland von tri polis www.tri-polis.de,
5. Sehenswertes: Markkleeberg: agra-Landschaftspark mit Weißem Haus, Kees'scher Park, Deutsches Fotomuseum www.fotomuseum.eu, Schloss Markkleeberg mit Rhododendronpark und Torhaus mit Völkerschlachtmuseum www.torhaus-markkleeberg.de, Modellbaupark Auenhain (Fahrt mit der Gartenbahn) www.modellbaupark.de, Geopfad, Bergbau-Technik-Park www.bergbau-technik-park.de, Kulturinsel Vineta www.vineta-stoermthal.de, Schloss Güldengossa, Schloss Störmthal, Kirchenruine Wachau. Freizeitpark Belantis
 

 

 

 

Tourbeschreibung


km 0        Auenhainer Bucht im Markkleeberger See
Nach dem Start paddelt man in Uhrzeigerrichtung und biegt nach wenigen Metern in den Störmthaler Kanal ein. Hinter einer Brücke wird die Kanupark-Schleuse erreicht. Zum Zeitpunkt unserer Befahrung Mitte April waren die Schleusenzeiten nur auf das Wochenende beschränkt, so dass wir die Umtragestelle am linken Ufer nutzten. Mit unserem leeren Faltboot war das Umsetzen auch ohne Bootswagen kein Problem; es schadet aber nicht, einen mitzunehmen.
Hinter der Schleuse überquert die Autobahn A 38 den Kanal. Auf dem Störmthaler See angekommen, paddelt man weiter in Uhrzeigerrichtung. Rund um den See verläuft ein Radweg mit vielen Rastplätzen, die natürlich auch von den Paddlern genutzt werden können. Gleich hinter dem ersten Rastplatz beginnt eine etwa 700 m lange ufernahe Schutzzone, die nicht befahren werden darf. Obwohl überall frisches Grün sprießt, merkt man der Umgebung an, dass sie erst seit kurzer Zeit neu gestaltet wurde. Das mag in zehn Jahren anders aussehen.
km 5        Badestelle Störmthal
Nun geht es an der Badestelle Störmthal vorbei und man erblickt rechts, mitten im See gelegen, das wiederauferstandene Vineta. Immer in Ufernähe paddelnd kommt man am Oberholz und der Badestelle Dreiskau-Muckern vorbei. Wer möchte, kann auch die Grunaer Bucht erkunden. Dabei bitte das Befahrungsverbot beachten.
km 9        Ferienresort Lagovida
Nun wird das Ferienresort Lagovida erreicht oder man paddelt weiter zum Badestrand auf der Magdeborner Halbinsel. Dort lockt das Vineta-Bistro zur Einkehr. Weiter im Landesinneren schickt ein Schornstein weißen Rauch in den Himmel. Hinter der Halbinsel wendet man sich nach Süden und paddelt am Erlebnisparcours vorbei in eine langgestreckte Bucht hinein. Am westlichen Ufer geht es nun zurück. Wer abkürzen möchte, kann direkt von der Magedeborner Halbinsel zur gegenüberliegenden Uferseite paddeln.
km 17        Naturschutzgebiet Göhrener Insel
Dort, wo das Ufer scharf nach Norden abknickt, erreicht man das Naturschutzgebiet Göhrener Insel. Auf der Insel sollen einige geschützte Orchideen wachsen. Die Wasserfläche zwischen der Insel und dem westlichen Ufer gehört zum Naturschutzgebiet und darf nicht befahren werden. Also muss die Insel auf der Ostseite passiert werden; man kommt aber dadurch an der Kulturinsel Vineta vorbei und kann ein paar schöne Fotos schießen. Hinter der Insel steuert man wieder westwärts und erreicht bald den Verbindungskanal zwischen den beiden Seen und die Kanupark-Schleuse.
km 21        Kanupark-Schleuse
Wer für diesen Tag genug gepaddelt ist, muss noch einen Kilometer bis zur Einsetzstelle zurücklegen; oder man unternimmt noch eine sieben Kilometer lange Rundfahrt auf dem Markkleeberger See. Wegen des Befahrungsverbotes muss man etwas Abstand zum Westufer halten. Hinter der Getzelauer Insel – diese ist Naturvorranggebiet und darf nicht betreten werden – endet das Befahrungsverbot. Am Ufer hinter der Insel befindet sich die Bisonweide, und mit etwas Glück kann man die mächtigen Tiere erblicken. Kurz vor Markkleeberg geht es ostwärts zur Markkleeberger Seepromenade.
km 25        Markkleeberger Seepromenade
Wer möchte, kann hier anlegen und Markkleeberg von Land aus erkunden. Anschließend geht es am Wachauer und Auenhainer Strand zurück zur Einsetzstelle.
km 28        Auenhainer Bucht im Markkleeberger See

 

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