08.06.2021 | Kanu-Slalom

Olympia-Starter wollen ihre Form bei den Weltcups prüfen: Erster WC in Prag vom 11. bis 13. Juni

Die gesamte internationale Spitze kommt erstmals nach eineinhalb Jahren wieder zusammen. Es wird spannend, was in der Zeit passiert ist.

Auf dem Weg nach Tokio können die deutschen Olympia-Boote ihr Können im Wildwasserkanal bei zwei Weltcups auf internationaler Bühne testen. Erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren kommt in Prag vom 11. bis 13. Juni die gesamte Weltspitze wieder zusammen. Alle internationalen Olympia-Qualifizierten werden am Start sein, wobei einige Nationen wie die USA und Schweden ihr Team noch nicht nominiert haben. Dies soll nach dem Wochenende geschehen. Der zweite Weltcup folgt dann gleich hinterher in Markkleeberg vom 18. bis 20. Juni.

Die deutschen Paddlerinnen und Paddler gehen mit unterschiedlichen Zielen in die beiden Weltcups. Während die Olympia-Boote noch auf ihren Jahreshöhepunkt hintrainieren, wollen die anderen Teammitglieder ihr Bestes zeigen.

Die Ziele der Olympia-Boote

So sagte die Olympia-Nominierte im C1, Andrea Herzog aus Leipzig: „Die Weltcups sind eher ein Zwischenstopp, weil wir im Hinblick auf Olympia nochmal ein wenig in der Grundlagenausdauer gearbeitet haben und die Arme davon wieder ein klein wenig langsamer werden. Aber trotzdem ist es mir wichtig, eine halbwegs zufriedenstellende Leistung anzubieten, um eben auch ein bisschen Selbstbewusstsein tanken zu können.“ Dank des guten Wetters, so erklärte die Weltmeisterin weiter, habe sie mit ihrem Trainer Felix Michel viel ausprobieren können. Zudem habe es Spaß gemacht, „weil das Rollen endlich nicht mehr so kalt war wie im Winter, wenn eben doch mal etwas nicht so funktioniert wie man wollte.“ Ihren Fahrstil habe sie aber natürlich nicht geändert, so dass sie auch in Prag nichts mehr ausprobieren wird. Sie erwartet, dass hoch anspruchsvolle Strecken gehangen werden, deshalb, so sagte sie, „muss ich vor allem schauen, welches Maß an Risiko ich gehen kann und sollte, um vorn dabei zu sein oder was eventuell auch zu viel ist. Dazu sind die zwei Weltcups jetzt sehr wichtig, wo auch noch mehr internationale Konkurrenz am Start ist als zur EM in Ivrea.“

Bereits vorigen Freitag waren die Deutschen nach Prag gereist, um sich intensiver vorbereiten zu können. Herzog möchte sich schon gut in Prag präsentieren. Als Leipzigerin war sie zwar schon häufiger dort, „aber es verändert sich doch immer mal wieder etwas minimal, und vor allem der unterste Streckenabschnitt wurde umgestaltet. Das wollen wir jetzt alles gut kennenlernen“, sagte die 21-Jährige.

Die Olympia-Nominierte im K1, Ricarda Funk aus Bad Kreuznach, ist glücklich erstmals seit Ende 2019 wieder an einer Weltcup-Startlinie zu stehen. Bei der EM in Ivrea Anfang Mai holte sie Bronze. „Grundsätzlich war ich damit schon zufrieden, wobei ich unbedingt an den Strafsekunden arbeiten muss. Ich hoffe, dass ich das jetzt in Prag besser umsetzen kann.“ Für sie stehe im Vordergrund, eine Wettkampfroutine wieder zu erlangen. „Das ist ganz wichtig für Tokio. Das hat für eine sehr, sehr lange Zeit gefehlt.“ Entsprechend möchte die 29-Jährige in Prag nichts groß ausprobieren, sondern möchte ihren gewohnten Ablauf üben.

Im K1 der Herren wird der Augsburger Hannes Aigner in Tokio starten. Bei der EM in Ivrea hatte er sich ganz knapp nicht für das Finale qualifizieren können. Dennoch war er im Hinblick auf Olympia damit nicht beunruhigt. In Prag, so sagt der 32-Jährige, „ist der Weltcup für mich ein Testlauf für Olympia. „Es geht mir darum, an meiner Herangehensweise im Wettkampf zu arbeiten und die Routine zu prüfen.“ In Prag sei er schon viele Wettkämpfe gefahren, allerdings, so räumt er auch ein, trainieren auf diesem Kanal andere internationale Athleten deutlich häufiger.

Der vierte Olympia-Starter Sideris Tasiadis im C1 hatte Anfang Mai bei der EM das Olympia-Ticket geholt. So musste er bereits dort bei seinem ersten Höhepunkt dieses Jahres seine Bestleistung abrufen. In Prag möchte er seine derzeitigen Leistungen abrufen, um zu überprüfen, was er in den letzten fünf Wochen vor Tokio noch ändern muss, um sich optimal auf Olympia noch vorzubereiten. In Prag, so erinnert er sich, „hatte ich 2017 den ersten Weltcupsieg in meiner Karriere eingefahren. Und das will ich natürlich noch einmal schaffen.“ Aber in Prag sei das nicht so einfach, weil die Strecke nicht so anspruchsvoll sei und die meisten dort sehr schnell fahren könnten. Bei beiden Weltcups möchte der 31-Jährige seine beste Leistung abrufen, „um Selbstvertrauen für Olympia zu tanken. Ich werde an das höchste Risiko herangehen, um zu schauen, was ist machbar und was nicht.“

Anders als bei Olympia, dürfen bei allen anderen Slalom-Wettkämpfen in jeder Disziplin drei Boote pro Nation starten. So sind neben den Olympia-Nominierten natürlich die Olympia-Ersatz-Starter bei beiden Weltcups am Start: Elena Apel im C1 und K1 (Augsburg), Franz Anton im C1 (Leipzig) und Tim Maxeiner im K1 (Wiesbaden).

Die 22-jährige Elena Apel, die mit Bronze im Canadier-Einer bei der EM in Ivrea Anfang Mai feiern konnte, sagte: „Ich freue mich sehr auf die kommenden Weltcups, da wirklich mal wieder alle Nationen am Start sein werden. Natürlich hoffe ich auf die eine oder andere Finalteilnahme, wobei schon eins klar ist: Die Strecken in Prag sind immer eine Riesen-Herausforderung. Trotzdem macht die Vorbereitung hier grade sehr viel Spaß und ein Heimweltcup in Markkleeberg ist natürlich immer was Besonderes.“

Franz Anton sagte: „Die Strecke in Prag ist eine, die ich schon am längsten mit kenne. Im Grunde ist sie immer gleich geblieben. Ich freue mich immer sehr, nach Prag zu kommen. Die Tschechen zeichnen sich dadurch aus, dass sie immer ihren Heimvorteil ausspielen. Aber auch wir stehen hier ganz gut da durch unser regelmäßiges Training auf dieser Strecke.“ Kein Wunder, denn für die Leipziger ist der Wildwasserkanal nur zweieinhalb Stunden Fahrt mit dem Auto entfernt. Zudem verbindet Anton gute persönliche Erlebnisse mit Prag. Die Strecke sei nicht so schwer vom Wildwasser her, aber durch die Streckenhängung seien immer sehr viele Schwierigkeiten eingebaut. „Schweres Wildwasser sortiert normalerweise die nicht so starken Fahrer aus, aber in Prag können meistens alle sehr gut fahren, weil das Wasser nicht so anspruchsvoll ist.“ Deshalb seien die Abstände zwischen den Athleten auch immer sehr gering. Der 31-Jährige hat ein klares Ziel: „Da ich nicht zu den Olympischen Spielen fahre, will ich natürlich in der Weltcup-Gesamtwertung eine vordere Rolle spielen. Und damit auf die Medaillen schielen.“

Tim Maxeiner freut sich auf die beiden Weltcups in Prag und Markkleeberg. „Genau für solche Wettkämpfe trainiert man als Sportler. Durch meinen Erfolg beim internationalen Wettkampf in Meran letzte Woche, fühle ich mich gut vorbereitet für die nun beginnende Weltcup-Serie.“ Auf der Naturstrecke in Südtirol Ende Mai war der 35-Jährige zu Gold im Kajak-Einer gepaddelt.

Für Prag wurden zudem nominiert Anna Faber (Dormagen) und Noah Hegge (Augsburg) im K1 sowie die beiden Leipziger Nele Bayn und Lennard Tuchscherer im C1. Letzterer, der bei den DKV-Sichtungen Ende April in Markkleeberg gegen seinen Vereinskameraden und Freund Timo Trummer hauchdünn verloren hatte, wurde jedoch für die WC in Prag nominiert. „Da es ist für mich der erste große Wettkampf dieses Jahr ist, wird meine Priorität erstmal darin liegen, zu schauen, was ich vom letzten `Trainingsjahr´ mitgenommen habe und wie weit ich mich persönlich entwickelt habe. Ich habe in Prag noch nicht so viele Wettkämpfe erlebt, daher kann ich zu der Vertrautheit der Strecke nicht viel sagen, fühle mich selbst aber gut vorbereitet“, sagte der 22-Jährige Tuchscherer.

Text: Uta Büttner

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