Nach dem eher durchwachsenen Start in die internationale Wettkampf-Saison nutzten die meisten der gemeldeten Nationalmannschaftsfahrer das gemeinsame Trainingslager in Berlin-Grünau. Anke Molkenthin (KRV München),Paralympics-Teilnehmerin 2016, drückte es so aus: „Für mich ist es immer bereichernd, nicht alleine, sondern mit anderen Athleten zusammen zu trainieren Wir konnten weiter an meinen Schwächen arbeiten und es hat mir gerade geholfen, dass über die ganze Woche die Trainer konstant ein Auge darauf hatten.“ Und Jürgen Hausmann, Disziplintrainer und Heimtrainer von Tom Kierey, ergänzte: „Der erste Lehrgang trotz ungeplanter Standortverlegung war erfolgreich, die Bedingungen waren bis auf den letzten Tag gut und so konnten wir das Programm stramm durchziehen. Auch die Stufentests zeigten gute Ergebnisse- die Athleten sind fit und wir freuen uns auf den nächsten Wettkampf um zu sehen wo wir stehen.“ Geplant war, dass der Lehrgang im Bundesleistungszentrum Kienbaum stattfindet. Aber dort gab es dann Überschneidungen in der Belegung, und die Parakanu-Nationalmannschaft ging nach Berlin-Grünau. Auch dort sind alle Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer vorhanden.
In der Startklasse Kl 3 werden Anja Adler, Hallescher KC 54,
und Tom Kierey aus Berlin an den Start gehen. Tom Kierey,
Weltmeister 2016 und Silbermedaillengewinner der Paralympics
von Rio sieht es so:“ Ich hatte einen langsamer Start in die
Saison, ich habe viel für die Schule getan und werde jetzt ein
Jahr früher fertig, einen Ausbildungsplatz habe ich gesucht und
meine Prüfung bestanden. Jetzt ist die volle Konzentration auf
die WM gerichtet- für die EM ist auf jeden Fall ein
Podiumsplatz Ziel.“ Für die 28-jährige Rollstuhlfahrerin Anja
Adler ist es die erste internationale Saison, und das
Traininglager mit der Nationalmannschaft hat sie sehr
motiviert. Sie sieht ihr Ziel in der Finalteilnahme.
Neben Anke Molkenthin startet noch Ivo Kilian in der
Startklasse Kl 2. Kilian wird neben den Kajakrennen auch das
Va´a-Rennen bestreiten. Verletzungsbedingt musste er die
letzten beiden Wochen im Training kürzer treten, und so sieht
der Kanute vom Halleschen KC 54 seine Chancen so: „Da ich ein
paar Probleme mit der Schulter hatte und damit gut zwei Wochen
mit dem Training aussetzen musste, denke ich das ich zur EM im
Kajak mit einer Finalteilnahme gut bedient bin und im Vaà auch.
Je nachdem wie ich die Schulter belasten kann, rechne ich mir
im Vaà schon eine Medaille aus, aber wie gesagt, da muss die
Schulter halten.“
Im Va´a wird ein weiterer Hallenser Kanute an den Start
gehen. In der Kl 3 startet der Unterschenkel-amputierte Maik
Polte.
Die Silbermedaillengewinnerin von Rio, und amtierende
Weltmeisterin Edina Müller vom Hamburger KC wird bei den
Europameisterschaften erstmals in dieser Saison auf ihre
stärkste Konkurrentin Jeanette Chippington aus Großbritannien
treffen. Die Einschätzung der 34-jährigen Rollstuhlfahrerin
zeigt verhaltenen Optimismus: „Eine Woche Trainingslager ist
zwar kurz, aber es pushed immer, durchgehend mehrmals am Tag
auf dem Wasser sein zu können. Für mich lief die Vorbereitung
schleppend- ich musste Anfang des Jahres über 2 Monate wegen
Grippe mit dem Training aussetzen und kam bisher nicht auf
meinen erwünschten Trainingsstand. Ich hoffe, dass es
jetzt zur EM aufwärts geht und sich die komprimierten
letzten Monate auszahlen. Ich bin gespannt auf die EM, Plovdiv
ist eine neue Strecke für uns. Ich hoffe auf einen
Medaillenplatz.“
Arne Bandholz, Cheftrainer der Parakanu-Nationalmannschaft, zeigte sich nach dem Trainingslager in Grünau durchaus zufrieden mit den gezeigten Leistungen und dem Trainingsstand der anwesenden Sportler. Er sagte: „Nach den letzten Rennen in Brandenburg zum Deutschland-Cup und den Trainingslager in Berlin bin ich zur EM sehr positiv eingestellt. Die Stimmung im Team ist sehr gut und es wird mit jeder Einheit hart an sich gearbeitet, es sind deutliche Fortschritte zu erkennen. Ich möchte hier einen großen Dank an die Heimtrainer aussprechen, die täglich mit den Sportlern arbeiten und tolle Arbeit leisten. Ich sehe die EM als Zwischenstation, die aus dem Training heraus gefahren wird. Es wird uns hoffentlich trotzdem der eine oder andere Podestplatz gelingen. Doch das Ziel ist ganz klar die WM und dort möglichst gute Plätze zu erreichen, um die gute Teamleistung zu unterstreichen.“
Die stärksten Gegner der deutschen Parakanuten kommen wie in
den letzten Jahren aus Großbritannien, Russland und der
Ukraine.
Die Finalläufe in Plovdiv finden am Freitag, 14.7.2017, und
Samstag, 15.7.2017, statt.
Christel Schlisio