25.09.2021 | Kanu-Slalom

Ricarda Funk ist Weltmeisterin - Elena Apel holt Silber

Ein unglaublicher Tag für die deutschen Kajak-Damen. Funk hat das fast Unmögliche wahr gemacht. Nach ihrem Olympiasieg in Tokio ist die 29-Jährige nun auch Weltmeisterin. Und Elena Apel holt WM-Silber. Die Kajak-Herren gehen leider leer aus.
Ricarda Funk kann es kaum fassen: Nach Olympia-Gold nun auch WM-Gold. (Foto: Franz Anton)

Ricarda Funk hat es tatsächlich geschafft, Geschichte zu schreiben. Olympia- und WM-Gold im selben Jahr. „Es war ein wirklich langes Jahr. Das Ziel waren definitiv die Olympischen Spiele und jetzt die Weltmeisterschaften, aber jetzt bin ich definitiv reif für einen Urlaub. Ich werde direkt von Bratislava aus losfahren“, sagte die 29-jährige Wahl-Augsburgerin, die für Bad Kreuznach startet. Erstaunlich, wie sie nach Tokio die Spannung noch hochhalten konnte. Als Halbfinal-Schnellste stand sie als Letzte am Start. Zu der Zeit konnte sich Team- und Zimmerkollegin Elena Apel bereits über Silber und ihre erste WM-Medaille überhaupt freuen. Noch als Führende in der Leaders Box stehende, sagte die 23-jährige Augsburger Kanu-Schwäbin, „ich kann es kaum glauben. Es ist so aufregend. Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll.“

Kajak-Bundestrainer Thomas Apel resümierte: „Die Kajak-Damen waren herausragend. Man hat Ricarda deutlich angemerkt, dass sie die zehn Trainingstage im Vorfeld hier nutzen konnte. Deshalb paddelte sie in einer eigenen Liga. Und nach dem Ausfall von Jessica Fox im Semifinale war sie die haushohe Favoritin.“ Lobend äußerte er sich, „sie hat dem Druck standgehalten und wie man so schön sagt, Geschichte geschrieben mit Olympiasiegerin und Weltmeisterin in einem Jahr.“ In einer anderen Liga fuhr Funk, denn trotz zwei Strafsekunden lag sie immer noch 2,51 Sekunden vor der Zweitplatzierten Apel. Dritte wurde die Britin Kimberley Woods

Nach einmal Silber und zweimal Bronze bei Weltmeisterschaften ist es für Funk die erste WM-Goldmedaille. „Es ist verrückt, ich war so im Fluss bei meinem Rennen und dann sah ich die Zeit im Ziel und ich war einfach nur glücklich“, sagte sie zu Tränen gerührt in der Leaders Box. Sie konnte das Geschehene noch gar nicht fassen. 2016 hatte sie ihren großen Traum von Olympia verpasst, dann qualifizierte sie sich für Tokio2020. „2016 war so traurig. Dann war 2020, also jetzt 2021 mein Ziel. Und dann das, es ist einfach unglaublich.“ Nun, so sagte die 29-Jährige, „ist es auf meinen Olympia-Traum noch einmal wie so eine kleine Krone obendrauf. Ich stand natürlich am Start oben unter Druck. Ich wusste genau, was die Mädels schon gezeigt haben. Entsprechend wusste ich, ich brauche einen richtig guten Lauf. Dass es mir dann auch so gelungen ist, kann ich kaum glauben.“

Doch neben diesem großen Erfolg konnte auch die 23-jährige Elena Apel, die vor einigen Wochen erst geheiratet hatte und in der nächsten Saison unter ihrem neuen Namen Lilik starten wird, ihre fantastische Leistung im wilden Wasser von Bratislava feiern. „Elena war, denke ich, auch überragend nach dem Wettkampfstress mit der späten WM-Quali. Und mit der relativ kurzen Vorbereitungszeit hat sie im Finale ihre Leistung auf den Punkt gebracht und darf sich über ihre erste WM-Medaille bei den Großen freuen“, resümierte Trainer und Vater Thomas Apel. „Mental stark zu bleiben, war diesmal nicht ganz so schwer. In so einem Finale hat man nichts zu verlieren, man kann nur gewinnen“, sagte Elena Apel. „Und so konnte ich ganz befreit diesen Lauf genießen. Im Kopf habe ich mir eigentlich nur die ganze Zeit gesagt, dass gekämpft wird bis zum Schluss, egal wie gut oder schlecht eine Passage laufen mag.“ Besonders freut die 23-Jährige, dass sie vor sechs Jahren in Bratislava WM-Silber bei den Juniorinnen holte. „Und jetzt stand ich genau dort, aber bei den Damen. Das macht mich wahnsinnig stolz“, sagte sie überglücklich.

Alle drei Kajak-Fahrer im Endlauf

Bester deutscher Kajakfahrer war der Hammer Stefan Hengst als Fünfter. „Bei Stefan verhinderte ein relativ großer Fehler im oberen Abschnitt eine bessere Platzierung“, erklärte Thomas Apel. „Tor drei war nicht optimal“, sagte Hengst, „aber mit dem restlichen Lauf bin ich ganz zufrieden.“ Der 22-jährige Augsburger Kanu-Schwaben Noah Hegge paddelte auf Rang sechs. „Mit Noah bin ich am zufriedensten, als relativ Junger bei seinem ersten WM-Finale hat er beileibe nicht enttäuscht“, so das Fazit des Bundestrainers. „Ich nach dem Halbfinale schon sehr, sehr glücklich, dass ich es geschafft habe, meinen Stiefel ohne Berührung da so durchzufahren“, sagte Hegge, der im Halbfinale die zweitbeste Zeit fuhr. „Im Finale war dann mein persönlicher Druck da. Aber ich habe mich gut gefühlt und bin auch ganz gut gestartet, auch wenn es anfangs ein bisschen hektisch war. Doch dann habe ich ganz gut ins Rennen gefunden.“ Der Fahrfehler an der Torkombination 12/13 brachte den Augsburger dann etwas aus dem Konzept, „direkt danach die Berührung an 14 war sehr, sehr ärgerlich.“ Dass es am Ziel immer noch für Platz sechs reichte, „bin ich überglücklich. Aber mit dem Wissen, dass man ohne den Berührungen noch eine Medaille hätte holen können, ist natürlich sehr, sehr ärgerlich.“

Olympia-Bronzegewinner Hannes Aigner verpasste das vorletzte Tor und landete damit auf Rang neun. „Er wollte aufs Ganze gehen und hat sich unten verzockt“, so das Resümee seines Trainers. Aigner sagte, er habe im oberen Teil der Strecke einen kleinen Fahrfehler gemacht. „Da musste ich schauen, dass ich die Zeit wieder herausfahre. Das hat bis kurz vorm Schluss der Strecke auch geklappt. Aber dann ist mir wegen des höheren Risikos ein Fahrfehler unterlaufen, habe wie viele andere das Tor 20 berührt. Und Tor 23 habe ich so blöd angeschnitten, dass es mir um die Ohren geflogen ist und ich 50 Strafsekunden bekommen habe.“ Dass in Bratislava immer schwierig zu fahren sei, liege an dem wuchtigen Charakter des Kanals. „Auch hatten alle Athleten relativ wenig Training hier. Deshalb war es schwierig, aber trotzdem gut machbar, aber bei mir leider heute nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Zusammenfassend sagte Apel, „ich denke, alle Drei hätten das Potenzial zur Medaille gehabt. So bleibt am Ende ein sehr gutes Mannschaftsergebnis. Bei den Kajak-Männern bin ich mit der Breite, mit der wir im Finale waren, schon sehr zufrieden. Am Ende muss man konstatieren, bei dem Risiko, das man für die Medaillen dort gehen muss, reichte die Vorbereitungszeit dann nicht ganz, um die Sicherheit hineinzubringen.“

Uta Büttner

Ergebnisse K1 Damen:
1. Ricarda Funk (GER) 94,80 (2), 2. Elena Apel (GER) +2,51 (0)
, 3. Kimberley Woods (GER) +3,10 (2)

Ergebnisse K1 Herren:
1. Boris Neveu (FRA) 83,92 (0), 2. Marcello Beda (ITA) +3,83 (0), 3. Joan Crespo (ESP) +3,98 (2), 5. Stefan Hengst (GER) +6,76 (2), 6. Noah Hegge (GER) +7,26 (4), 9. Hannes Aigner (GER) +55,85 (52)

Fotos: Franz Anton

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