24.02.2021 | Kanu-Rennsport

Saeid Fazloula erhält „Refugee Athlete“ Stipendium des IOC

Die Olympischen Spiele in Tokio rücken für "Rheinbruder aus Karlsruhe" näher.
Saeid Fazloula (Rheinbrüder Karlsruhe)

Der Kajakfahrer Saeid Fazloula kam 2015 über die Balkan-Route als Geflüchteter nach Deutschland. In der Region fand der gebürtige Iraner bei den Rheinbrüder Karlsruhe sein neues, sportliches Zuhause. Bereits 2016 stand er kurzfristig auf der  Refugee Olympic Team (ROT) Liste und wollte in Rio an den Start gehen, doch politische Seilschaften so vermutet er, haben dies verhindert. 

Auch für die Olympischen Spiele in Tokio, wäre es beim vorgesehenen Termin geblieben, hätte der Kajakfahrer keine Erlaubnis bekommen. Nur durch unermüdliche Anstrengungen von Saeid selbst, aber auch von vielen Unterstützern, angefangen bei seinem Fürsprecher und Vaterfigur Detlef Hofmann, seinem Verein den Rheinbrüder Karlsruhe mit den Trainern Ralf Straub und Maren Knebel, über den Baden-Württembergischen und den Deutschen Kanu-Verband, den Deutschen Olympischen Sportbund, Athleten Deutschland e.V., hier vor allem durch den Athletensprecher Max Hartung, ja bis hin zur Kultusministerin, Dr. Susanne Eisenmann.

Alle haben sie ihre Stimme erhoben und deutlich gemacht, dass der 28-jährige Kanurennsportler, auch als Vorbild für gelungene Integration, eine Aufnahme-Chance für das Flüchtlingsteam bekommen muss. Einen besonderen Verdienst an der Aufnahme hat mit Sicherheit auch der Investigativjournalist Peter Wozny, der mit seinen Recherchen und Reportagen, den Stein insbesondere bei den internationalen Verbänden ins Rollen gebracht hat.

Um dem sympathischen Kanuten, der bereits unter der Flagge des Irans dreifacher Asien Vizemeister wurde, die Aufnahme in das ROT zu ermöglichen, musste nämlich zunächst der Internationale Kanu-Verband seine Regularien ändern, da es bis letztes Jahr überhaupt kein Regelwerk gab, wie man mit Sportlern umgeht, die ihr Land aus politischen oder religiösen Gründen verlassen mussten. 

Nach diesem vollbrachten Meilenstein, bei dem sich insbesondere der DKV-Präsident Thomas Konietzko, für die Neuregelung des Startrechts bei Geflüchteten eingesetzt hatte, konnte der DOSB danach eine Aufnahme für das Geflüchteten-Stipendium beantragt. Am Dienstagabend erhielt Saeid nun die offizielle Nachricht des Internationalen Olympischen Comitee (IOC), dass er in das Team der „IOC Refugee Athletes Scholarship-Holders“ aufgenommen wurde.

„Ich fühle mich erleichtert. Es war ein langer, harter Weg. So viele Menschen haben mit mir und für mich gekämpft. Ihnen möchte ich heute allen danken.“, freut sich der 28-jährige Modellathlet. 

Auch sein Mentor Detlef Hofmann ist überglücklich, gibt allerdings zu bedenken: „Noch bedeutet das nicht die hundertprozentige Sicherheit, dass Saeid auch in Tokio dabei ist, denn die Entscheidung über eine endgültige Teilnahme fällt das IOC voraussichtlich erst im Juni!“
Aber mit dem Stipendium zählt er nun zu den Athleten die vom IOC, bemessen an sportlichen Kriterien, nominiert werden können. Für 2020 war diese Nominierung am 20. Juni dem Weltflüchtlingstag geplant. 2021 wird dieser symbolträchtige Tag wohl endlich Gewissheit für Saeid Fazloula und seinen Traum bei den Olympischen Spielen starten zu dürfen, bringen. Bis dahin will der Kajakfahrer alles seinem großen Ziel unterordnen.

Von Martina Tirolf
 

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