03.04.2019 | Parakanu

Sechsmal Edelmetall bei den Sepcial Olympics für Schwedter Kanuten

Ein Erlebnisbericht aus Sicht der Schwedter Kanuten
Special Olympics in Abu Dhabi

Am 8. März 2019 startete das deutsche Team, darunter unsere Kanuten Leona Johs, Jan Eichler und Unified-Partner Thomas Brockmann, zu den „Special Olympics World Games“. Alle drei waren erfolgreich mit insgesamt zweimal Gold und viermal Silber.

Es waren die bisher besten Special Olympics World Games „ever“, so urteilte der Vorstand von Special Olympics International, Timothy Shriver, in seiner Rede während der Abschlusszeremonie unter dem stürmischen Beifall der 55.000 anwesenden Zuschauer, darunter 7.500 Athleten aus 190 Ländern. Diesen Eindruck konnten die 15 mitgereisten Schwedter Schlachtenbummler auch bestätigen. Diese Spiele in dieser Stadt waren ein Erlebnis.

Trotzdem bleibt ein Wermutstropfen. Dieser betraf die inhaltliche Durchführung, insbesondere der Kanuregatta. Dabei zeigte sich das, was für Special Olympics leider noch allgemein gilt: Strukturen und deren Gremien sind noch unzureichend entwickelt. Es besteht keine oder kaum eine Kommunikation zwischen den Veranstaltern und den nationalen Verbänden untereinander. Bestehende Regeln werden nicht umgesetzt bzw. können nicht umgesetzt werden. Nationale Verbände legen die Bestimmungen oft subjektiv aus. So haben Länder, wie Russland oder Finnland, Athleten an den Start gebracht, die bereits zum dritten Mal an Weltspielen teilnahmen. Altersklassen wurden z. B. nicht getrennt gewertet, obwohl dies in der Ausschreibung vorgeschrieben war. Das betraf besonders unseren Unified-Zweier mit Jan und Thomas über 200 und 500m, wo sie beide die Silbermedaille gewannen. Die in diesen Rennen jeweils siegreichen, mehr als 20 Jahre jüngeren russischen Kanuten waren bereits in Athen und Los Angeles bei den Weltspielen dabei. Der mitgereiste zweimalige Sieger der Spiele von Los Angeles, Sebastian Girke, erkannte seinen russischen Gegner von vor vier Jahren sofort, war aber mit der Einordnung dieser Situation überfordert. Trotzdem führte er ein langes freundschaftliches Gespräch mit seinem ehemaligen russischen Kontrahenten über google translator.

Für die Ausrichtung der Regatta bei den Weltspielen in Berlin in vier Jahren gibt es viel zu tun. Zumindest wurde ein hoffnungsvoller Anfang mit der Bildung einer WhatsApp-Gruppe der internationalen Headcoaches getan. Man will unter Anleitung der polnischen Regattaleiterin eine gemeinsame Auswertung durchführen und entsprechende Schlussfolgerung ziehen.

Das deutsche Team war das erfolgreichste der zehn angetretenen Nationen. Es erkämpfte 5 Gold-, 8 Silber- und 1 Bronzemedaille sowie einen vierten und einen fünften Platz. Es folgten Russland und Griechenland. Im deutschen Team waren acht Athleten aus fünf Vereinen bzw. Einrichtungen (Kiel, Fulda, Stuttgart, Berlin) nominiert. Am Erfolg hatten unsere Schwedter Kanuten mit zwei Gold- und vier Silbermedaillen den größten Anteil. Leona Johs war mit zweimal Gold und einmal Silber die erfolgreichste Teilnehmerin. Von den insgesamt 84 erkämpften Punkten (olympische Wertung) gehen 30,5 Punkte auf das Konto von Leona, Jan und Thomas. Das entspricht 36,3% Anteil. Nachdem Leona mit ihrer Berliner Partnerin das 200-m-Doppel in einem Start-Ziel-Sieg gewann, gestaltete sich das Rennen über 500 m zwischen Leona und ihrer russischen Kontrahentin Irina Egorowa als das spannendste und emotional bewegendste. Diese hatte Leona über die 200-m-Distanz klar geschlagen. Doch Leona lieferte das Rennen ihres Lebens. Dies kostete den Fans am Ufer zwar den Verlust einiger Stimmbänder, aber sie bezwang die Russin in einem über 500 m andauernden Bord-an-Bord-Kampf mit 1,5 Sekunden. Ein ähnliches Rennen fuhr Jan in der Qualifikation auf der 500-m-Strecke im Einer. Neben seiner gewaltigen kämpferischen Leistung konnte er in diesem Rennen besonders auch seine stark verbesserte Paddeltechnik vom Start bis ins Ziel beibehalten, was ihm im Finallauf leider nicht durchgängig gelang. Mit einem zweiten Platz hinter dem 20 Jahre jüngeren Sieger aus Litauen konnte Jan aber sehr zufrieden sein.

Während der gesamten Regatta bestand stets Kontakt mit Sebastian Brendel. Er erkundigte sich mehrfach, besonders nach dem wetterbedingten Verschieben der Läufe. Nach Übermittlung der Ergebnisse kamen seine Glückwünsche bei unseren Sportlern sehr gut an.

Möglich wurde dieses großartige Ergebnis, weil die beteiligten Partner eine engagierte Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Sports für Menschen mit Behinderung organisieren und durchführen. Insbesondere die Lebenshilfe Uckermark e. V. hat sich in Vorbereitung auf das internationale Großereignis gemeinsam mit der Abteilung Behindertensport vom Wassersport PCK Schwedt e. V. verdient gemacht. Dabei war die Bereitstellung der nötigen finanziellen und personellen Mittel wichtig, aber wesentlicher war das beispielhafte Herangehen an diese Aufgabe. Hier steht insbesondere das Wissen, wie Inklusion funktionieren soll, im Vordergrund. Erstmalig wurde beschlossen unseren Athleten die gleiche Aufmerksamkeit in der Vorbereitung entgegen zu bringen, wie es bei unseren Olympiasiegern schon lange gang und gäbe ist. Es wurde das beste Material beschafft, im Februar ein Warmwasser-Trainingslager in Portugal organisiert und die Athleten ab November vergangenen Jahres zweimal in der Woche ab 13 Uhr von der Arbeit bzw. Schule freigestellt. An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank der Schule „Im Odertal“ und den Uckermärkischen Werkstätten gGmbH.

Die mitgereisten Schwedter hatten auch die Möglichkeit andere Sportarten zu besuchen, z. B. Beachvolleyball, Kraftdreikampf und Leichtathletik. Auch dort herrschten dieselbe Einsatzbereitschaft, derselbe Enthusiasmus und Freude. Es wäre zu wünschen, wenn die Erfolge der Schwedter Kanuten auf die Entwicklung des Sports für Menschen mit Behinderung in diesen oder anderen Sportarten ausstrahlen würden.

Von: Volker Englert

Special Olympics in Abu Dhabi
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