23.07.2018 | DKV / Verbände

Statement des DKV-Präsidenten

Liebe Mitglieder des Deutschen Kanu-Verbandes, verschiedenste Medienartikel zur Entscheidung des Präsidiums, nicht vorhersehbare Zah-lungen für Dopingkontrollen 2018 an die NADA zu einem kleinen Teil aus den Einnahmen des Verbandssponsorings zu begleichen, führten auch bei unseren Mitgliedern zu zahlreichen Irritationen und Rückfragen. Ich möchte deshalb die Situation und unsere Beweggründe etwas ausführlicher erläutern.
Thomas Konietzko

Grundlage der überraschenden Mehrzahlung war ein Beschluss aller Spitzenverbände im Jahr 2015, zusätzlich zu den bereits von den Spitzenverbänden geleisteten Zahlungen von 1 Million € im Jahr (der DKV-Anteil beträgt hier seit Jahren 47.105 € und wird aus dem Haushalt finanziert) weitere 250.000 € aufzubringen. Wir haben dem als DKV natürlich zugestimmt, um unseren Beitrag zu einer stabilen Finanzierung der NADA zu leisten. Nachdem 2016 und 2017 sowohl das BMI als auch der DOSB eingesprungen waren und diese Zahlung geleistet haben, wurde auf Beschluss der DOSB-Mitgliederversammlung von einer Arbeitsgruppe des DOSB ein neuer Verteilerschlüssel für die Aufteilung der Kosten erstellt. Dieser Verteilerschlüssel setzt sich vereinfacht aus der Anzahl der Trainingskontrollen eines Verbandes, der Anzahl der Wettkampfkontrollen sowie besonders gewichtet, der durchgeführten Blutkontrollen zusammen. Wir haben in der Vergangenheit und werden als Verband auch in Zukunft immer die möglichst maximale Anzahl an Dopingkontrollen anfordern (die Anzahl der Trainingskontrollen wird von der NADA, die der Wettkampfkontrollen bei Deutschen Meisterschaften vom DKV festgelegt). Das führt dazu, dass statt der genannten 47.105 € nunmehr 87.332 € zu zahlen sind.

Da die Berechnungsformel und damit die genaue Summe des von uns zu übernehmenden Anteils erst Anfang Juni bekannt geworden sind, mussten wir nach Lösungen suchen, um diese nicht im Haushalt vorgesehene Zahlung zu leisten. Dieser Betrag darf nicht aus Fördergeldern des Bundes sondern ausschließlich aus anderen Einnahmen unseres Verbandes geleistet werden. Schon jetzt zahlen wir für den olympischen Spitzensport für Eigenanteile, Lohnkosten für anteiliges Personal sowie für den bisherigen Beitrag an die NADA ca. 100.000 € pro Jahr aus Eigenmitteln des Verbandes, müssen aber mit unserem knappen Budget auch entsprechende Serviceleistungen für unsere zahlreichen Freizeitsportler erbringen und unsere zehn nichtolympischen Sportarten unterstützen.

Die Einnahmen aus Eigenmitteln unseres Verbandes setzen sich im Wesentlichen aus drei Säulen zusammen. Ca. 85 % aller Einnahmen kommen aus Beitragsgeldern unserer Mitglieder. 15 % werden aus Fernseheinnahmen und Sponsorengeldern die für die Verbandsarbeit bestimmt sind eingenommen.

Das Präsidium war sich einig, die zusätzliche Zahlung nicht aus den Beitragseinnahmen begleichen zu können, da dies zu einer Kürzung der Serviceleistungen und eventuell zu Einschränkungen in allen Ressorts im DKV geführt hätte. Dies war und ist vom Präsidium nicht gewollt!

Bisher hat der DKV es so gehandhabt, dass der Großteil der Einnahmen aus dem Verbandssponsoring direkt an unsere erfolgreichen Sportler ausgeschüttet wurde. Dies ist nicht in allen Sportverbänden üblich, war uns aber wichtig, um die Leistungen unserer Sportler zu würdigen. Die Verbandssponsoren, die uns finanziell unterstützen, sind das Team Kunststoff, die Firma ZAL, IMAS und die TOKO Gruppe Wolfen und wollen mit ihrem Sponsoring unter anderem den Leistungssport unterstützen. Wir haben deshalb das Gespräch mit den Aktivenvertretern aus der Slalomsparte und der Rennsportsparte gesucht und um Verständnis geworben, dass wir einmalig in diesem Jahr die Zahlungen aus Verbandssponsoring insgesamt um 16.000 € kürzen müssen. Die verbleibende Summe sollte aus vertretbaren Kürzungen bei anderen Haushaltspositionen, Einsparungen und ggf. Entnahmen aus der Rücklage aufgebracht.

Dem haben die Aktivenvertreter letztendlich zugestimmt. Ich kann den Ärger unserer Athleten verstehen, die in den vergangenen Jahren regelmäßig von steigendem Verbandssponsoring profitiert haben. Es war für uns kein einfacher Schritt diese Diskussion zu führen, aber in der Kürze der Zeit haben wir keine andere Möglichkeit gesehen, um die zusätzliche Summe aufzubringen.

Wir können weder zaubern noch Geld drucken und nutzen alle vorhandenen Einnahmen, um entsprechende Serviceleistungen für unsere Mitglieder zu erbringen. Ich akzeptiere jede Kritik und war dankbar für viele Ratschläge, habe aber leider keinen Vorschlag gehört, wie wir konkret kurzfristig zusätzliche Einnahmen erwirtschaften können, um diese Summe aufzubringen.

Viele Sympathisanten unseres Sports und unseres Verbandes aus Sportorganisationen und der Wirtschaft haben uns in den letzten Tagen ihre Hilfe angeboten. Darunter waren auch Zusagen von Sponsoren, uns beim Aufbringen dieser zusätzlichen Summe kurzfristig zu helfen. Auch wenn noch nicht vertraglich, so doch sprichwörtlich mit Handschlag bestätigt, können wir mit Unterstützung eines unserer Partner noch in diesem Jahr mit ca. 20.000 € rechnen.

Damit sind wir nunmehr in der glücklichen Situation, doch keine Abstriche bei den zugesagten Zahlungen an unsere Sportler vornehmen zu müssen.

Das Grundproblem, dass die ausreichende Finanzierung der NADA auf sichere Füße gestellt werden muss und nicht nur unser Verband an seine Grenzen stößt, ist damit noch nicht geklärt. Allerdings haben mich zahlreiche Politiker in den letzten Tagen angerufen und offensichtlich das Problem erkannt. Ich hoffe, dass die Gespräche der letzten Tage zu einer Diskussion führen, langfristig die Finanzierungsprobleme der NADA zu lösen. Der deutsche Sport braucht eine nachhaltig finanzierte NADA, die ohne Budgetprobleme ihre Aufgaben wie bisher professionell erledigen kann.

Euer
Thomas Konietzko

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